Ein Neubau für zwei Generationen

Eine neunjährige Bauzeit ist für den Ersatzneubau der Kläranlage Zwillikon vorgesehen

Kapazitätsgrenze schon länger überschritten: die Kläranlage in Zwillikon, wo die Abwässer aus Affoltern, Hedingen, Teilen von Aegust, Rifferswil und Weiler von Mettmenstetten gereinigt werden. (Bild Daniel Vaia)

Die Grösse der geplanten neuen Anlage ist so ausgelegt, dass sie «sicher für zwei Generationen reichen wird», so Markus Gasser, Stadtrat Bau und Infrastruktur, anlässlich eines Informationsabends am Montag im Kasinosaal in Affoltern (siehe auch Front-Artikel).

Der Ausbau soll für bis zu 36000 Einwohnerwerte (im Jahr 2050) reichen und auf bis 42000 Einwohnerwerte (2080) erweitert werden können. Bauzeit: nicht weniger als neun Jahre, von Ende 2026 bis Ende 2035, verteilt auf drei Etappen. Während der ganzen Zeit wird der Betrieb weitergeführt werden. Mario Ospelt sprach in diesem Zusammenhang von einer «Challenge».

Zu den Besonderheiten der Anlage zählen der Einsatz von granulierter Biomasse (ein noch neueres, aber offenbar bewährtes Verfahren) und der Bau einer grossflächigen Solaranlage, samt Solarfaltdach und Solarzellen an den Fassaden der Gebäude. Zusammen mit dem Blockheizkraftwerk (Biogas) soll die energieintensive Kläranlage in Zukunft möglichst viel Strom produzieren können. Ebenfalls speziell: Neben Beton soll (auch aus bauökologischen Gründen) viel Holz verwendet werden, was für Kläranlagen bisher untypisch ist. Optisch werden die Gebäudeteile aufgrund des Holzes gegen aussen weniger industriell erscheinen, als es bei herkömmlichen Anlagen der Fall ist.

Beiträge von vier Gemeinden

Wie Affoltern bereits zu einem früheren Zeitpunkt erläuterte (siehe Artikel «Die Kläranlage Zwillikon wird vollständig neu gebaut», «Affolter Anzeiger» vom 6. Juni 2025), erfolgt die Finanzierung allein über die Abwassergebühren und hat keine Auswirkungen auf den Steuerfuss. Nach Angaben von Stadtpräsidentin Fenner am Montag ist dank der bestehenden Rücklagen bis zum Abschluss der Bauarbeiten im Jahr 2035 nicht mit Gebührenerhöhungen zu rechnen. Gemäss aktuellem Verteilschlüssel wird Affoltern, die Eigentümerin der Kläranlage, knapp 60 Prozent der Kosten übernehmen. Der Rest verteilt sich auf die vier Anschlussgemeinden – gemäss einem vertraglich festgelegten, alle fünf Jahre überprüften Kostenteiler: Hedingen 28,7 %, Aeugst 6,9 %, Rifferswil 3,9 % und Mettmenstetten 0,6 %.

Im Gegensatz zu Affoltern wird es in den vier Gemeinden keine separate Abstimmung über das Bauvorhaben geben, da die Beiträge als gebundene Ausgaben eingestuft werden.

Unter dem Strich rechnet man mit Förderbeiträgen von Bund und ­Kanton in der Höhe von zirka sieben Millionen Franken. Alleine sechs Millionen davon erhofft man sich vom Bundesamt für Umwelt als Beitrag für den Bau ­einer bisher nicht existierenden vierten Klärstufe zur Elimination von Mikro­verunreinigungen, zum Beispiel Rückstände aus Medikamenten, Körper­pflegeartikeln, Pestiziden oder ­Reinigungsmitteln.

Frage nach Geruchsemissionen

Da die jetzige Anlage nur über drei Reinigungsstufen verfügt – mechanisch, biologisch, chemisch – muss Affoltern derzeit jährlich pro Einwohner neun Franken nach Bern abliefern, hiess es am Montag. In der anschliessenden Diskussionsrunde beschäftigte unter anderem die Frage, ob die neue Anlage weniger geruchsintensiv sein werde als die aktuelle. Antwort: Die neue Anlage werde auf dem neusten Stand der Technik sein («viel mehr geht fast nicht») und «tendenziell eher weniger Gerüche» produzieren.

Es seien auch keine ausserorden­tlichen Mehrkosten zu erwarten, erklärte Ospelt auf eine Frage. Bei den von seinem Büro bisher erstellten Kläranlagen seien die Kosten in der Regel lediglich um plus/minus drei Prozent vom Budget abgewichen.

Und was passiert, falls eine der vier angeschlossenen Gemeinden angesichts des teuren Neubaus ihren Vertrag mit Affoltern kündigen sollte? Ein solches Szenario sei wenig wahrscheinlich, so Gasser. Bis zur Klärung der rechtlichen Fragen und der Suche nach einer neuen Lösung würden mindestens sechs bis sieben Jahre vergehen. In dieser Zeit wäre eine Gemeinde weiter beitragspflichtig. Und sie müsste obendrein den Anschluss an eine neue Kläranlage finanzieren. Überdies müsste sich eine Gemeinde die Frage stellen, wo sie ihr Abwasser reinigen lassen will, zumal die Anlage in Zwillikon bald die einzig verbleibende im Bezirk Affoltern ist.

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