Ein Treffen mit der Bildungs­direktorin brachte die Wende

Wie das Säuliamt doch noch zu seinem Kantonsschulprovisorium kam

Der Holzmodulbau, wie er nach Dübendorf auch in Affoltern geplant ist. Die Farben werden in Naturtönen gehalten sein. (Bild Bauart Architekten und Planer AG)

Der Holzmodulbau, wie er nach Dübendorf auch in Affoltern geplant ist. Die Farben werden in Naturtönen gehalten sein. (Bild Bauart Architekten und Planer AG)

Jetzt also doch! Das provisorische Gymnasium auf dem Schwanden-Areal in Affoltern wird gebaut und soll auf das Schuljahr 2028/2029 eröffnet werden. Der Regierungsrat hat vor Kurzem 54,8 Millionen Franken bewilligt.

Damit biegt ein Projekt auf die Zielgerade ein, das für die Region von zen­traler Bedeutung ist, dessen Realisierung zuletzt jedoch arg ins Wanken gekommen ist. Es war ein jahrelanges, zähes Ringen.

Über ein Gymnasium im Bezirk Affoltern wird seit den 70er-Jahren diskutiert. Doch passiert ist über Jahrzehnte wenig. Trotz politischer Vorstösse wurde dem Säuliamt immer wieder beschieden, die Region sei zu klein für eine eigene Mittelschule. Im Herbst 2021 folgte die Kehrtwende: Eine Potenzialstudie war zum Schluss gekommen, dass bis 2035 mit 800 Mittelschülerinnen und -schülern im Amt zu rechnen sei. Nun wurde das Projekt wieder konkret: «Ich sage es ganz ehrlich: Der Kanton Zürich hat sich verrechnet», räumte Niklaus Schatzmann, Leiter des kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamts, an einer Info-Veranstaltung im Mai 2023 ein. Im März 2024 wurde das Projekt ausserordentlich in den Richtplan aufgenommen, die Priorität auf «kurzfristig» geändert.

Alles schien in trockenen Tüchern. Bis Finanzdirektor Ernst Stocker im August 2024 den Budgetentwurf 2025 präsentierte. Darin waren die Kosten für das Ämtler Gymi nicht mehr enthalten. Klammheimlich waren die Investitionen zurückgestellt worden.

In der Budgetdebatte des Kantonsrats im Dezember 2024 stellten Daniel Sommer (EVP), Thomas Schweizer (Grüne) und Hannah Pfalzgraf (SP) den Antrag, dass die Mittelschule bis Sommer 2028 – also gemäss ursprünglichem Zeitplan – realisiert wird. Dieser Antrag wurde mit 89 zu 88 Stimmen angenommen. Pikanterweise spielten bei dem äusserst knappen Entscheid nicht etwa die Ämtler Kantonsrätinnen und -räte das positive Zünglein an der Waage: SVP und FDP lehnten den Antrag ab, und mit ihnen die drei bürgerlichen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bezirk.

Das Ja zum Antrag bekräftige «den starken Willen des Parlaments», sagte Thomas Schweizer damals. Verbindlich war das Votum des Kantonsrats für den Regierungsrat nicht – und doch hat dieser das Projekt nun wieder priorisiert. Wie kam es dazu?

Ämtler Delegation reiste nach Zürich

«Hocherfreut» darüber, dass das Kantonsschulprojekt nun endlich ins Ziel kommt, zeigte sich vergangene Woche Daniel Sommer: «Es war ein Krampf, ich war ständig wie auf Nadeln!»

Als der Finanzdirektor in der Budgetdebatte Ende 2024 antönte, dass gewisse zurückgestellte Projekte womöglich ganz gestrichen würden, war Sommer beunruhigt – trotz des Signals aus dem Kantonsrat, dass die zeitnahe Umsetzung der Kanti bis 2028 befürwortet wird.

In Rücksprache mit Sommer bat die Standortförderung daraufhin bei Bildungsdirektorin Silvia Steiner um ein Treffen. «Auf mehreren Wegen mussten wir aktiv werden, bis wir endlich einen Termin hatten», verrät Sommer. Mitte Mai reiste die Ämtler Delegation – darunter Daniel Sommer und Thomas Schweizer sowie Vertreter der Stadt Affoltern, des Arbeitgeberverbands und der Standortförderung – nach Zürich. Im Gespräch habe Silvia Steiner zugesichert, dass der Standort Affoltern, der ja durchaus Steiners Strategie der dezentralen Mittelschulen entspricht, nicht gestrichen werde. Doch über den Zeitpunkt der Umsetzung habe die Bildungsdirektorin noch nichts sagen können, erzählt Sommer. Mitte vergangener Woche verdichteten sich für ihn die Zeichen, dass der Regierungsrat das Projekt definitiv durchgewunken hat.

Baustart per Ende 2026 geplant

In seiner Begründung für die Bewilligung der Investition verweist der Regierungsrat auf «Verzögerungen in anderen Vorhaben» sowie auf «Priorisierungen und Optimierungen», etwa auf die Weiternutzung des Mittelschulprovisoriums Uetikon am See als Berufsschule. Dadurch seien finanzielle Mittel freigeworden. Neben 18 Klassenzimmern werden acht spezielle Unterrichtsräume und Infrastrukturen für verschiedene Fächer errichtet – etwa für Naturwissenschaften, Informatik oder den Musikunterricht. Auch eine Mensa und eine Aula gehören zur Schulanlage, die in Form von Holzmodulbauten erstellt wird. Für die drei Trakte werden 258 Module verwendet. Das System erfüllt den Minergie-Eco-Standard und kann mehrfach an verschiedenen Standorten auf- und wieder abgebaut werden. Auf den Dächern werden Photovoltaikanlagen installiert. Die Wärmeerzeugung erfolgt über Luft-Wasser-Wärmepumpen.

«Die Baueingabe ist für Herbst 2025 geplant», sagt die Baudirektion auf Anfrage. Ziel sei, Ende 2026 mit dem Bau zu beginnen, damit dieser per Sommer 2028 fertiggestellt ist und bezogen werden kann.

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