Feuerwerksverbot: Handel im Bezirk mässig betroffen
Manor verzichtet dieses Jahr auf den Verkauf von Feuerwerk, Drogerie Rütimann macht weiter
Die Nachricht hat für so manchen Freund der Knallerei am Nationalfeiertag und zu Silvester eingeschlagen wie eine Bombe – oder eher wie ein lauter Feuerwerkskörper? An der Gemeindeversammlung der Stadt Affoltern vom 16. Juni war das Votum klar: Eine deutliche Mehrheit der Stimmberechtigten bekundete ihre Zustimmung zur Teilrevision der Polizeiverordnung, die ein Verbot für den Verkauf und das Abbrennen von lautem Feuerwerk auf dem Stadtgebiet künftig verbietet.
Hintergrund für die vor rund einem Monat durch den Souverän abgesegnete Anpassung, die Augustraketen, Böllern und Ähnlichem per 1. November dieses Jahres auf Stadtgebiet den Riegel schiebt, ist laut einer Medienmitteilung der Stadt Affoltern vom März der Umstand, dass in den letzten Jahren das unkontrollierte Abfeuern von Feuerwerken im Bezirkshauptort stark zugenommen hat. Dies führe zu einer grossen Belastung für Mensch, Tier und Umwelt in Form von Lärm, Feinstaub, Lichtblitzen und Feuerwerksabfällen.
Affoltern ist mit seinem Verbot kein Einzelfall
Ausgegangen waren die Bestrebungen, ein solches Verbot zu prüfen, laut Medienmitteilung sowohl vom Stadtrat (aufgrund von eigenen Beobachtungen) wie auch von Teilen der Bevölkerung, die der Stadt ihre Besorgnis über die teils aus dem Ruder gelaufene Situation kundtaten.
Eine kurze Recherche im Internet zeigt, dass Affoltern mit seinem Durchgreifen gegen lautes Feuerwerk auch international gesehen keineswegs alleine dasteht. So hat gemäss Medienberichten das Parlament der Niederlande privates Feuerwerk mit voraussichtlicher Wirkung ab dem Jahreswechsel 2026/2027 verboten, und auch in anderen Ländern sind ähnliche Bestrebungen geplant respektive bereits umgesetzt.
Im Kanton Zürich sind Verbote von privatem Feuerwerk im Zürcher Oberland teilweise bereits umgesetzt, und auch in Langnau am Albis gibt es eine entsprechende Initiative.
Trotz dieser jüngsten Entwicklung kann wohl aber angenommen werden, dass es in der Schweiz bislang die stärksten Einbrüche beim Verkauf von Feuerwerkskörpern jeweils dann gegeben hat, wenn wegen Waldbrandgefahr grossflächige behördliche Feuerverbote verhängt worden sind, wie etwa im Jahr 2015.
«Feuerwerk soll nicht mehr im Vordergrund stehen in der Stadt»
Auf die Frage, ob bei der Stadt Affoltern Reaktionen nach dem Volksentscheid für das Verbot von lautem Feuerwerk eingegangen seien, antwortet Stadtschreiber Stefan Trottmann am Telefon, er persönlich habe bisher keine Kenntnis von solchen Rückmeldungen. «Es ist auch wichtig, dass man den Entscheid des Souveräns respektiert, wie dies in der Schweiz bei Volksentscheidungen ja eigentlich immer vorbildlich funktioniert», fügt er an.
Doch wie bereitet man sich nun auf den letzten Bundesfeiertag vor, an dem Feuerwerke noch im bisherigen Umfang erlaubt sind? «Wir überlegen uns, wie wir während der Feierlichkeiten informieren können, dass dies an Silvester dann nicht mehr so sein wird, beispielsweise mit Plakaten», erklärt der Stadtschreiber. Bereits im Vorfeld des diesjährigen Bundesfeiertages seien auf öffentlichem Grund in Affoltern keine temporären Verkaufsstände für Feuerwerk mehr erlaubt, und zwar für jegliches Feuerwerk. Dies solle signalisieren, dass künftig Pyrotechnik bei der Begehung des Nationalfeiertags in der Stadt nicht mehr im Vordergrund stehen soll.
Ein letztes Mal ausgerichtet werde aber das traditionelle, von der Stadt Affoltern bezahlte offizielle Feuerwerk in Zwillikon. Allerdings könnte hier die Witterung zum Spielverderber werden: «Wenn es so weitergeht mit der Trockenheit, ist es durchaus möglich, dass diese letzte Ausgabe des Zwilliker Feuerwerks einem allgemeinen Feuerverbot zum Opfer fällt», gibt Stefan Trottmann zu bedenken.
Gefragt nach seiner Einschätzung, ob Affolterns Nachbargemeinden bald nachziehen und ebenfalls Einschränkungen oder Verbote von Feuerwerk beschliessen könnten, möchte der Stadtschreiber keine Prognose abgeben. «Ich weiss nicht, was dort läuft», sagt er dazu, schliesst aber nicht aus, dass es einen «Feuerwerks-Tourismus» von Affoltern weg in andere Gemeinden geben könnte.
Die stationären Geschäfte scheinen vom Verbot wenig betroffen zu sein
Doch wie sieht die Situation aus bei jenen Geschäften, die bisher Feuerwerk aller Art angeboten haben, nun aber mit dem Verbot des Abbrennens von lauten Feuerwerkskörpern konfrontiert sind? Bei Manor in Affoltern ist die Antwort von Store-Manager Oliver Grossmann klar: «Wir haben dieses Jahr bewusst auf Feuerwerksartikel verzichtet, weil andere Produkte wie beispielsweise Tisch- und Gartendekoration stärker nachgefragt werden», berichtet er am Telefon. Der Verkauf von pyrotechnischen Artikeln sei ohnehin aufwendig, spezielle Auflagen bezüglich der Lagerung müssten eingehalten werden. Claudio Rütimann, Inhaber der Drogerie Rütimann in Hausen, wird hingegen mit dem Verkauf von Feuerwerksartikeln fortfahren: «Wir werden auf jeden Fall weitermachen, die Nachfrage hat in den letzten Jahren wieder angezogen bei uns, nachdem es in der Vergangenheit auch schon Flauten gegeben hat.»
Ein Vorteil sei, dass er schon immer vor allem Vulkane im Angebot habe, die als leise pyrotechnische Artikel gelten und daher auch in der Stadt Affoltern weiterhin verwendet werden dürfen. Der Anteil belaufe sich auf 70 bis 80 Prozent, deshalb sei keine Sortimentsänderung angedacht. «Wir verkaufen seit fünfzig Jahren Feuerwerk, früher waren neben den Vulkanen durchaus auch die Raketen bedeutsam, aber das hat sich nach und nach verschoben», blickt der Drogist zurück.
Ob dieses Rückgangs im eigenen Angebot, aber auch hinsichtlich des Affoltemer Verbots sei sein Herz ein wenig gespalten: «Einerseits sehe ich die Umweltproblematik bei den Raketen, die dann irgendwo in der Umgebung herunterfallen und Schadstoffe zurücklassen, andererseits sind bei mir sehr viele schöne Erinnerungen mit dem Abfeuern von solchen Augustraketen verbunden, sodass es für mich persönlich schon ein bisschen schade ist, wenn da jetzt Verbote um sich greifen.»
Rütimann betont, dass es ihm dabei nicht ums Geld gehe, sondern um eine lieb gewonnene Tradition: «Obwohl ich selbst Katzenbesitzer bin und die Problematik kenne, die mit der Knallerei einhergeht, habe ich dennoch eine positive Einstellung zu Feuerwerk.» Die möglicherweise je nach Gemeinde anders definierte Abgrenzung zwischen «lautem» und «nicht lautem» Feuerwerk (in der Stadt Affoltern zählen Vulkane, Wunderkerzen und bengalische Feuer zu letzterer Kategorie) schliesst er nicht aus, dass es da noch einige unklare emotionale Punkte gibt.
Egal, wie man der Feuerwerksfrage gegenübersteht, es wird wohl für alle Seiten spannend sein, zu beobachten, wie sich der Umgang mit Pyrotechnik in der Region in nächster Zeit verändern wird. Dem Argument, den Festivitäten auf dem Gebiet von Gemeinden mit Feuerwerksverboten könnten Besucherinnen und Besucher verloren gehen, kann man aus anderer Perspektive ja durchaus entgegenhalten, dass es auch zu einem Zustrom von Gästen kommen könnte, die eine ruhigere Festatmosphäre bevorzugen.