Einblick in die Überdeckung Bickwil
Bis zum 5. Juni 2023 muss alles bereit sein. Noch bleibt Zeit für Fahrbahn, Beleuchtung und viele Kleinigkeiten rund um die Grossbaustelle.
Beim Spaziergang durch die 250 Meter lange Überdeckung weht trotz 20 Grad Aussentemperatur ein kühler Wind. Beim Portal Richtung Hirschen-Kreuzung wird gerade der Boden abgeschliffen. Bauleiter Melven Hürlimann spricht von der Entfernung der Zementhaut. Der Bereich wird für die Abdichtung vorbereitet. Ein paar Schritte weiter kann man die Abdichtung bereits sehen. Diese selbst wird zum Schutz noch von einer dünnen Asphaltschicht überdeckt.
Abdichtung und Betonfahrbahn
Im weiteren Bauverlauf folgt dort darauf die Betonfahrbahn. Das Verfahren ist ähnlich wie im Brückenbau. Auffallend ist in diesem Bereich die grosse Breite der Fahrbahn. Hürlimann relativiert: «Links und rechts kommt noch das sogenannte Bankett dazu, welches alle möglichen Leitungen und Kabel beinhaltet.» Tiefer in der Unterführung drin, sind diese Art erhöhten Trottoirs gut zu sehen. Beim Ausgang in Richtung Ottenbach sind sie beidseitig schon fertiggestellt und die definitive Fahrbahnbreite ist ersichtlich.
Wie die Überdeckung farblich aussehen wird, entdeckt man bei der Ausfahrt. An der Wand befinden sich drei gemalte Quadrate in den Farben creme-weiss, grün und orange. Der Bauleiter erklärt, dass die Wände eben nicht ganz weiss gestrichen werden, sondern in diesem creme-weissen Farbton. Das grün dient der Signalisation der Fluchtwege und das orange weist auf eine SOS-Nische hin. Diese ist in der Mitte der Überdeckung vorgesehen und wird mit Notsprechstelle und Feuerlöscher ausgerüstet. Ein Fluchtweg innerhalb des Bauwerks ist nicht vorhanden. Gleich bei den beiden Eingängen führt aber eine Treppe ins Freie.
Viele Kleinigkeiten
Neben der SOS-Stelle fallen unter Tage weitere, kleinere Nischen auf. In diesen befindet sich ein Schacht mit Zugang zu den Sickerleitungen. Diese können so von der Überdeckung aus durchgespült werden. Dies sei besser, wird erklärt, da so keine Stollen von oberhalb, teils auf Privatgelände, realisiert werden mussten.
Der Spaziergang endet beim Portalausgang. Es wird gleich merklich wärmer, aber nicht ruhiger. Über die noch unbefestigte Fahrbahn geht es zu einem 4 x 20 Meter grossen Aushub, der gerade lärmintensiv bearbeitet wird. Hier entsteht ein Stapel-Becken, welches bei einem Ereignis, wie einem Unfall das Abwasser aus der Überdeckung aufhält und eine Reinigung ermöglicht.
In den nächsten Wochen wird die Verbindung vom Portalausgang in Richtung Kreisel Affolternstrasse in Ottenbach gebaut. Die bestehende Muristrasse wird vergrössert und bekommt Entwässerungsleitungen. Auch noch verbessert, wird die Fussgänger- und Veloverbindung zwischen Obfelden und Ottenbach. Nach Problemen mit dem Regenwasser wird die Entwässerung verbessert. Im Januar werden auch die definitiven Pumpen eingebaut. Da der neue Kreisel bisher nicht mit Strom erschlossen war, wird auch die Beleuchtung des Weges erst in den nächsten Tagen realisiert.
Für die verbleibenden knapp neun Monate bleibt noch viel zu tun. Gesamtprojektleiter Christian Kull sagt: «Das Grobe steht jetzt, nun folgt noch das Finish». Melven Hürlimann ergänzt, dass es mit dem Betonbau schnell vorwärtsging. «Nun folgen viele kleine Arbeiten und Instandstellungen. Da sieht man den Fortschritt nicht mehr so gut.»
Erstellt werden in den nächsten Monaten die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung. Unzählige Kabel müssen eingezogen und verbunden werden. Gesteuert wird die Überdeckung durch die Betriebszentrale Urdorf. Im Ereignisfall kann so zum Beispiel verschmutztes Wasser aufgehalten werden. Eine Lüftung oder Kameras sind aber keine installiert.
Ab Januar 2023 wird in der Überdeckung die Beleuchtung montiert. Deren Helligkeit wird durch Sensoren ausserhalb geregelt werden. Auf der Überdeckung werden die Liegenschaften wieder normal erschlossen. Für die Gestaltung der Fläche ist dann die Gemeinde Obfelden selbst zuständig.
Eröffnungsfeierlichkeiten im Juni 2023
Ab März 2023 werden bei der Kreuzung Hirschen die Lichtsignale installiert, aber noch nicht in Betrieb genommen. Dessen Programmierungen laufen auch bereits und basieren auf aktuellen Werten der Verkehrsströme. Feinjustierungen werden dann nach der Eröffnung erfolgen. Priorität beim Verkehrsregime hat ab der Eröffnung der Verkehr vom Zubringer. Für das Postauto von Obfelden her ist bereits jetzt eine Busspur in Betrieb.
Auf die Eröffnung angesprochen, darf sich die Region auf ein Festwochenende am 2. und 3. Juni 2023 freuen. Aktuell kümmert sich ein OK von Kanton und Gemeinden um den Anlass. «Einen eigentlichen Festplatz in der Überdeckung wird es aber nicht geben. Das würde akustisch und auch vom Gefälle her nicht funktionieren», erklärt Christian Kull.
Langjährige Geschichte
Ab Montag, 5. Juni 2023, rollen die ersten Fahrzeuge über den neuen Autobahnzubringer. Bis dahin gab es einige Hindernisse zu überwinden. Im Jahr 2012 wurde das Projekt des Autobahnzubringers Obfelden/Ottenbach an einer kantonalen Volksabstimmung bewilligt, notabene drei Jahre nach der Eröffnung der Autobahn. Die weiteren Jahre beschäftigte man sich unter anderem mit Einsprachen und archäologischen Voruntersuchungen.
Im Jahr 2020 musste die Bevölkerung der beiden Gemeinden nochmals zittern. Vorschriftsgemäss wurde ein Zusatzkredit beim Kantonsrat beantragt. Trotz einiger Misstöne kam der Antrag im Januar 2020 durch. Danach ging es schnell. Am 24. August 2020 fand der Spatenstich statt und nicht ganz drei Jahre später ist der Eröffnungstermin festgesetzt. Seit diesem Jahr sind einige neue Strassen, namentlich Turbinen- und Langacherstrasse dem Verkehr übergeben. Vom Freiamt rollen die Autos nach der Reussbrücke Ottenbach über die neue Strasse zu den Kreiseln Rickenbach und Affolternstrasse. Von da an geht es noch durch Obfelden hindurch, so lange bis das Herzstück der Umfahrung fertig gebaut ist.