Einsatz für Zukunft, Versöhnung und Freude
Mission am Nil feiert das 125-Jahre-Jubiläum
Ein Bauernjunge aus Oberägypten kam Ende des 19. Jahrhunderts auf abenteuerliche Weise in die Schweiz. Durch persönliche Begegnungen und Erlebnisse wurde er Christ, absolvierte gute Ausbildungen und hatte den Wunsch, den Glauben seinem Volk zu bringen. So entstand im Jahr 1900 die Mission am Nil, die auch Wurzeln in der reformierten Landeskirche hat. Die Mission engagiert sich zusammen mit lokalen Partnerorganisationen in sechs Ländern entlang des Nils – Ägypten, Sudan, Eritrea, Äthiopien, Tansania und Kongo – für Ernährung, Gesundheit, Bildung und Frieden. Auch wenn die Anfänge der Organisation nun 125 Jahre zurückliegen, sind die Erfahrungen, Leitgedanken und Ziele heute noch dieselben wie zu Beginn.
Schon die Gründer erlebten viele harte Rückschläge und steinige Wege, wichen aber nie von ihrem Auftrag ab. «Durchhaltevermögen und Anpassungsfähigkeit prägen unsere Arbeit heute wie damals», erklärt Mathias Rellstab von der Geschäftsstelle im Gespräch mit dem «Anzeiger». Wichtig sei, in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, den Weg den Umständen entsprechend zu verändern und weiterzugehen.
Auch die grundsätzlichen Ziele haben sich in den 125 Jahren nicht verändert. Auf der Website www.mn-international.org ist zu lesen: «Wir setzen uns dafür ein, die Lebensbedingungen benachteiligter Menschen in Ländern entlang des Nils nachhaltig zu verbessern. Mit unserer Arbeit möchten wir die Hoffnung und den Glauben an Jesus Christus wecken und stärken.» Dazu betont Beatrice Hauser: «Es geht keinesfalls darum, Menschen gegen ihren Willen zu bekehren, sondern sie ganzheitlich zu fördern. Unser Ziel besteht darin, Zukunft, Versöhnung, Frieden und Freude zu bringen.» Sie arbeitet auch in der Geschäftsstelle und führte zuvor während zehn Jahren in Äthiopien in einer ländlichen Klinik Augenoperationen durch.
Befähigung der Menschen
Was wurde erreicht in den 125 Jahren der Missionsgeschichte? Die Palette der aktuellen Projekte ist breit und vielfältig. Nebst der Führung von Schulen, Kliniken und Spitälern werden Projekte zur Friedensförderung mit Seminaren zur Konfliktbewältigung unterstützt. Ein wichtiges Angebot ist auch die Hilfe für traumatisierte Menschen. Ein weiterer Pfeiler ist die Berufsbildung. In einem Zentrum im Ostkongo können Frauen und Männer die Berufe Maurer, Schneider, Automechaniker, Schreiner oder Optiker erlernen. «Wir wollen die Menschen befähigen und ihnen zeigen, dass sie Potenzial haben», führt Mathias Rellstab aus. «Mit den Ausbildungen können wir ihnen Selbstwert vermitteln und sie mit Know-how ausrüsten. So werden sie zu Botschafterinnen und Hoffnungsträgern für andere.»
Herausforderungen
Was sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, ist die Verteilung der Mitarbeitenden. Nur noch eine Handvoll Europäerinnen und Europäer sind in Afrika stationiert. Die Projekte werden fast vollumfänglich von rund 400 einheimischen Frauen und Männern vor Ort betrieben und auch geleitet. Die Geschäftsstelle der Mission, die als Verein organisiert ist, befindet sich seit 25 Jahren in Knonau. Dort, in einem altehrwürdigen Haus im Dorfzentrum, laufen beim neunköpfigen Team die Fäden zusammen.
Die grössten Herausforderungen für die Mission am Nil sind zurzeit die Kriege im Sudan und im Ostkongo. Der Transport von Material ist blockiert, die Versorgung mit Lebensmitteln schwierig, die Kommunikation teilweise fast unmöglich. Eine Poliklinik im Sudan wurde zerstört, doch es sind Bestrebungen im Gang, sie möglichst bald wieder aufzubauen. Eine andere Herausforderung ist die Finanzierung. Die Mission am Nil verfügt über ein Jahresbudget von gegen drei Millionen Franken, das ausschliesslich durch Spenden, Kollekten und gewisse Beiträge der öffentlichen Hand gedeckt wird. Doch die beiden Mitarbeitenden sind guten Mutes: «Wir packen die Herausforderungen an und gehen den Weg, den der Gründer gelegt hat, weiter.»
Der nächste Meilenstein ist nun ein sehr erfreulicher, nämlich der öffentliche Jubiläumsanlass vom 4. bis 6. Juli im Lebenshaus Güetli (Rossau). An einem bunten, abwechslungsreichen Fest mit Informationsständen, Verpflegung, Vorträgen und dem Benefizkonzert «Wunder am Nil» wird der Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gerichtet.
Jubiläumskonferenz vom Freitag, 4., bis Sonntag, 6. Juli, im Lebenshaus Güetli (Mettmenstetten/Rossau). Mehr Informationen unter www.mn-international.org/konferenz. Für die Mahlzeiten ist eine Anmeldung erwünscht