Es bleibt ein anstrengender Marathon

Der Verein Switlo sammelt heute Freitag und morgen Samstag in Bonstetten Hilfsgüter für die Ukraine

«Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon», sagt Roman Vovk. Der Bonstetter und gebürtige Ukrainer spricht über die Lage in seiner Heimat. In Lwiw, deutsch Lemberg, leben immer noch viele Familienmitglieder von Vovk. Seit dem Februar 2022 tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine – seither organisiert Roman Vovk, der hauptberuflich in einer Bank tätig ist, Hilfslieferungen in die gebeutelte Kriegsregion.

Heute Freitag und morgen Samstag können Hilfsgüter in der katholischen Kirche St. Mauritius abgegeben werden.

«Es geht nicht um eine einmalige Lieferung, sondern um regelmässige Hilfe. Kein Sprint, sondern ein Marathon eben», betont Vovk, der im Vorstand der privaten Hilfsorganisation Switlo mithilft. Dort sind auch Valentina und Frank Müller aus Stallikon aktiv dabei. Zwei Lkw mit rund 5 Tonnen Ladung sollen die Ukraine erreichen. Das ist das Ziel von Switlo.

Seit Kriegsausbruch im Februar 2022 haben bereits 43 Lastwagen Waren in die Ukraine gebracht. So wurden beispielsweise im September an das Regionalkrankenhaus von Saporischschja Betten, Ausrüstung, Handschuhe, Masken, Alkoholtupfer, Werkzeug, Bettlaken, Matratzen, Essen, Hygieneprodukte und Desinfektionsgeräte geliefert. Oder die Bewohner des Zentrums für Binnenvertriebene bekamen humanitäre Hilfsgüter, die Switlo in der Schweiz gesammelt hatte. Eine schwangere Ukrainerin erhielt einen Kinderwagen, eine Babyliege sowie einen Vorrat an Babykleidung und Windeln. Senioren erhielten Rollstühle, Gehhilfen und urologische Unterlagen.

Kochen im Hinterhof

«Die gesammelten Hilfsgüter fahren wird nach Lwiw, Luzk und Saporischschja. Von dort übernimmt eine Partnerhilfsorganisation von uns die Verteilung der Hilfsgüter.»

Noch immer sei die Situation vor Ort sehr schwierig. «Jetzt stehen in der Ukraine die harten Wintermonate bevor», sagt Vovk, «die Russen werden jetzt wieder vermehrt die Infrastruktur angreifen und versuchen Stromleitungen und Heizungen lahmzulegen.» Wer könne, fliehe in den Westen – doch viele harrten vor Ort aus. Es gebe viele zerbombte Häuser. «Wer kann, findet Unterschlupf bei Freunden oder Verwandten. Aber es bleibt eine Lotterie – die Städte wie Lwiw werden immer noch bombardiert. Dein Haus kann plötzlich völlig zerstört sein.» Die Bevölkerung versuche trotz der ständigen Angst, einen Alltag zu leben. «In den Hinterhöfen wird auf Feldküchen füreinander gekocht», weiss Roman Vovk. Für seine Landsleute sei wichtig, dass sie in Europa nicht vergessen gehen – auch jetzt, wo der Fokus eher auf dem Krieg in Israel liege.

Weihnachtsgeschenke für Kinder

«Ich denke, der Krieg wird noch zwei Jahre andauern. Die heisse Phase im ­Jugoslawienkrieg dauerte auch etwa vier Jahre», so Vovk. Deshalb brauche es noch viele Hilfsgüter für die Ukraine. «Ich spüre bei jeder Sammelaktion immer noch viel Unterstützung aus der Bevölkerung. Auch hier im Säuliamt, wo ich immer viele Hilfsgüter bekomme», schwärmt Roman Vovk.

Jetzt in der Vorweihnachtszeit kann man den kriegsgebeutelten Kindern in der Ukraine ein bisschen Freude schenken. In Iwano-Frankiwsk, einer Stadt südlich von Lwiw, gibt es ein Heim, in dem bis zu 400 Kinder wohnen. «Diese freuen sich natürlich über ein Weihnachtspaket», sagt Vovk. Auch solche können an den zwei Sammeltagen in Bonstetten abgegeben werden.

Zum Schluss betont Roman Vovk nochmals, dass er die Hilfe in sein Land noch lange organisieren werde – so lange wie nötig. «Alle sind vielleicht hier im Westen schon ein bisschen kriegsmüde. Aber für mich gibt es keine Alternative. Das bin ich meinem Land schuldig.» Es ist eben ein anstrengender Marathon und kein Sprint.

Die Sammlung findet in Bonstetten, bei der katholischen Kirche St. Mauritius, heute Freitag, 10. November, 16 bis 20 Uhr und morgen Samstag, 11. November, von 9 bis 16 Uhr, statt. Benötigt werden Winterkleider und Schuhe für Erwachsene und Kinder, lange haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Desinfektions­mittel, Schlafsäcke, Decken, Kissen, Kerzen, Lichter und Lampen mit Batterien.

«Jetzt stehen in der Ukraine die harten Wintermonate bevor.»

Roman Vovk,Gebürtiger Ukrainer

Die Schwesterorganisation von Switlo - die Stiftung «Freies Saporischschja» – organisierte die Lieferung und Verteilung der Güter an die Gemeinde Novo Oleksandrivka, die an der Front liegt (Bild links). Hilfe gab es auch für das Regionalkrankenhaus von Saporischschja. (Bilder zvg)

Mitglieder vom Verein Switlo, ganz rechts Roman Vovk, haben am Montag wieder einen Lkw bepackt, der nun in die Ukraine unterwegs ist.

Andreas Isoz sammelt auch

«Wir leiten grundsätzlich keine Gelder direkt in die Ukraine weiter. Wir liefern benötigte Hilfsgüter direkt in die Ukraine und laden sie auch vor Ort ab», sagt der Mettmenstetter ­Andreas Isoz, der Betreiber des «Jumpin» in Mettmenstetten. Der ehemalige Skiakrobat hat durch seinen Sport schon immer Verbindungen zu Weissrussland und der Ukraine gehabt – auf den Wasserschanzen in Mettmenstetten trainieren auch jetzt immer wieder Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine. «Wann immer möglich, versuchen wir, die Nothilfe und den Wiederaufbau vor Ort mit lokalen Handwerkern zu organisieren. So entsteht die Wertschöpfung vor Ort und die lokalen Handwerker erhalten auch die Unterstützung, die sie brauchen», betont Andreas Isoz.

Die elfte Lieferung ist für Ende November geplant. Sie umfasst zwei dringend benötigte Rettungswagen sowie medizinisches Material für die örtlichen Behörden in Saporischschja. Die Rettungswagen werden Isoz und Bekannte selber in die ­Ukraine fahren.

Spenden für die Hilfslieferungen von Andreas Isoz kann man über die Plattform www.there-for-you.com, auf der Isoz schon über 400000 Franken gesammelt hat.

Mehr Infos zum Projekt und Spendemöglichkeit: www.there-for-you.com/donations/ukraine-lieferung-hilfsgueter/

Auch Andreas Isoz (links) hilft in der Ukraine. (Bild zvg)

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