«Es ist normal, in Führungssituationen Notizen zu machen»
Fortsetzung von Seite 1: Unklare Zuständigkeiten und Misstrauen sorgen an der Sek Bonstetten für Unruhe

Dass Schulpräsidentin Tamara Fakhreddine (FDP) den Dialog im Plenum zunächst verweigerte, sorgte im Saal für reichlich Unmut. Wie sich in der anschliessenden Diskussion herauskristallisierte, schien dies auch damit zu tun zu haben, dass sich ein Teil der Eltern offenbar seit Längerem zu wenig umfassend informiert fühlt oder den Eindruck hat, bei Schulleitung und Schulpflege aufzulaufen: «Die Schulleitung blockt immer ab, wo kann ich meine Fragen stellen?», wollte eine Frau aus dem Publikum wissen. Was die Krankschreibungen der Lehrpersonen betrifft, wurden mehrfach Antworten gefordert: «Man kann Feuer löschen, ja, aber wo entstehen die Feuer?», fragte jemand. Die Schulleitung habe die Pflicht, diesen Burn-outs nachzugehen.
Tamara Fakhreddine unterstrich ihre Bemühungen, Rede und Antwort zu stehen und Lösungen zu finden – namentlich für eine Klasse, die im Plenum thematisiert wurde und die ebenfalls vom Ausfall einer Lehrperson betroffen ist.
Zu den Fragen nach den diversen Krankschreibungen nahm Tamara Fakhreddine summarisch Stellung: Offenbar sei die psychische Gesundheit der Lehrpersonen «nicht dort, wo sie sein sollte», räumte sie ein. Eine andere Meinung als Teile des Publikums vertrat sie zu den Kündigungen im Lehrerkollegium. Diese freiwilligen Abgänge gründen aus ihrer Sicht weniger in der Unzufriedenheit mit der Führung: Dass unter den Lehrpersonen unisono ein guter Teamgeist herrsche, treffe nur bedingt zu. In den Austrittsgesprächen der vergangenen drei, vier Jahre habe sich gezeigt, dass Ausgrenzung ein Thema sei.
Gesprächsnotizen sorgen für Irritation
«Wir sind gut aufgestellt», versuchte Tamara Fakhreddine den Anwesenden zu versichern. Sie sprach von Vorgaben und Konzepten, die erstellt seien und denen die Sekundarschule Bonstetten in Zukunft noch mehr nachleben wolle.
Das Publikum indes schien zuletzt statt Harmonie eher Vertrauensrisse zwischen Lehrpersonen und Leitung wahrzunehmen: Eine Frau sprach die Übertritte an der Schule an und die Unruhe, die damit jeweils entstehe: «Für mich ist diese Unruhe ein Zeichen von etwas Grösserem, Tieferem, das nicht funktioniert», sagte sie und appellierte: «Offenheit ist wichtig. Ebenso Vertrauen und Wertschätzung, wie es im Leitfaden der Schule steht.»
Ein Alltagsbeispiel für das erwähnte Vertrauensleck zwischen Personal und Führung sind die Notizen, die seit einiger Zeit erstellt werden, wenn die Schulleitung oder die Schulpflege mit den Lehrpersonen Gespräche führt.
«Es ist ganz normal, in Führungssituationen Notizen zu machen, das gehört dazu und führt zu mehr Verbindlichkeit und Professionalität», sagt Tamara Fakhreddine im Gespräch mit dem «Anzeiger». Diese Praxis sei in der Geschäftsordnung der Schule verankert, jedoch bisher zu wenig gelebt worden. Ängste seien unbegründet: «Niemand ist bisher aufgrund dieser Notizen gekündigt oder an den Pranger gestellt worden», versichert Fakhreddine. So oder anders: Die Lehrpersonen scheinen diese Aktennotizen weniger als fürsorgliches Führungsverhalten wahrzunehmen, sondern als Misstrauensvotum.
Welches Gremium ist wofür zuständig?
Auch Zuständigkeiten zwischen der Schulpflege als strategischem und der Schulleitung als operativem Gremium wurden in der Diskussion zum Thema. Offenbar wurden diese Kompetenzen in der Vergangenheit zu wenig geklärt oder zumindest nach aussen zu wenig klar kommuniziert. Wer ist im Schulalltag die Ansprechperson für die Eltern? Wer ist bei der Personalführung in der Pflicht, etwa, wenn es darum geht, mit den krankgeschriebenen Lehrpersonen in Verbindung zu bleiben?
Im Plenum sahen manche für diese Aufgaben die Schulpflege in der Pflicht. Tamara Fakhreddine räumte Kommunikationsprobleme ein, sprach jedoch auch von einer «Rollenklärung» zwischen den beiden Gremien und wies damit den impliziten Vorwurf an die Schulpflege zurück, untätig zu bleiben: «Auf mehrfachen Wunsch hält sich die Schulpflege aus dem operativen Bereich heraus und konzentriert sich auf strategische Themen», sagte sie. Das bedeute auch, dass beispielsweise zwischen Schulpflege und Lehrpersonen «kein direkter Draht» mehr vorgesehen sei. «Wo rede ich mit? Und wo nicht?», gelte es abzuwägen – zur Rollenklärung, aber auch aufgrund beschränkter Ressourcen: «Selbst mit einem 80-Prozent-Pensum könnte ich dem Amt nicht genügen.»
Jahresrechnung 2024 genehmigt
Die Sekundarschule Bonstetten schloss das Geschäftsjahr 2024 mit einem Aufwandüberschuss von 143 515.10 Franken. Obwohl der Gesamtaufwand mit rund 13,4 Millionen Franken um eine halbe Million höher ausgefallen ist als budgetiert, fällt der Aufwandüberschuss letztlich bedeutend tiefer aus als angenommen: Budgetiert waren 1,3 Millionen Franken.
Zu verdanken ist dies den Einnahmen: Auch diese sind mit 13,2 Millionen Franken deutlich höher ausgefallen als budgetiert (11,5 Millionen Franken).
Mehrkosten sind in mehreren Bereichen entstanden: Im Verlauf des Jahres 2024 hat die Schulpflege auf Ebene Schulleitung und Betrieb Pensenerhöhungen genehmigt. Bei den Lehrerkosten kam es aufgrund von Abgängen (vgl. Seite 1) zu Fluktuationskosten. Ebenfalls wurden zusätzliche Schulassistenzen benötigt, weil in Sonderschulen die Plätze fehlen. Weil die Ticts-Stelle (Technischer ICT-Support) unbesetzt war, musste ein externer Support eingesetzt werden.
Und zuletzt entstanden auch Mehrkosten bei den externen Sonderschulen, die zum Zeitpunkt der Budgetierung noch nicht bekannt waren. Die Jahresrechnung 2024 wurde von den Stimmberechtigten mit grosser Mehrheit genehmigt. Es gab keine Fragen.
Leichter Anstieg der Schülerzahlen
Im Anschluss an die Jahresrechnung berichtete Schulpräsidentin Tamara Fakhreddine aus der Schule. «Wir wissen, wie unschön das ist», sagte sie mit Blick auf die derzeit vielen Stellvertretungen, die wegen Ausfällen von Lehrpersonen nötig sind. In diesem Zusammenhang verwies sie auf das Angebot der Schulsozialarbeit für Schülerinnen und Schüler.
Per 1. Juni besuchten 402 Schülerinnen und Schüler die Sekundarschule. Sie sind in 20 Klassen aufgeteilt. Im Sommer starten 159 Erstklässler in die Oberstufe. Dadurch wird sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an der Sekundarschule Bonstetten leicht erhöhen: Gerechnet wird mit 423 Schülerinnen und Schülern, die auf 21 Klassen verteilt werden. Eine dritte A-Klasse wird aufgelöst, da elf Schülerinnen und Schüler den Übertritt ans Gymnasium geschafft haben.
Neue Schulleitung ab August
In der Vergangenheit verantwortete an der Sekundarschule Bonstetten eine Schulleitung die Sonderpädagogik und eine weitere die Regelschule. Nach dem Weggang der beiden Schulleiterinnen im Sommer 2024 wurden für die Regelschule zwei Personen verpflichtet, die sich das Amt mit je einem 50-Prozent-Pensum interimistisch teilten. Den Bereich Sonderpädagogik übernahm Stephan Ulrich.
Im August starten nun zwei neue Schulleitungsmitglieder, die gemeinsam den Bereich Regelschule übernehmen. Hierfür wurden die Stellen auf 160 Prozent aufgestockt. Das 80-Prozent-Pensum des Schulleiters Sonderpädagogik, Stephan Ulrich, bleibt in diesem Umfang bestehen. (lhä)