Essen essen statt wegwerfen

Ein Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz landet im Abfall. Das müsste nicht sein. Mit der App «Too Good To Go» können ­Bäckereien, Supermärkte und Restaurants übrig gebliebene Lebensmittel und Mahlzeiten zu günstigen Preisen abgeben. Immer mehr Betriebe im Bezirk Affoltern machen im Kampf gegen Food Waste mit.

Eine Kundin holt sich in der Bäckerei Nussbaumer in Affoltern ein über die App bestelltes Päckli mit Lebensmitteln ab. (Bild Stefan Schneiter)
Eine Kundin holt sich in der Bäckerei Nussbaumer in Affoltern ein über die App bestelltes Päckli mit Lebensmitteln ab. (Bild Stefan Schneiter)

«Too Good To Go», auf gut Deutsch «zu gut, um zu gehen» heisst das dänische Unternehmen, das mittlerweile in 14 europäischen Ländern und in den USA tätig ist und vor zwei Jahren in der Schweiz seinen Einsatz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln begonnen hat. «Wir verstehen uns als Bewegung und wollen jede und jeden dazu inspirieren und befähigen, sich gegen Food Waste einzusetzen», sagt Alina Swirksi, Country Managerin von «Too Good to Go» in der Schweiz. Hierzulande werden jedes Jahr 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Das wirkt sich stark negativ auf die Umwelt aus. Denn der Weg vom Feld auf die Teller ist ein weiter, der zahlreiche Ressourcen – so etwa für Verarbeitung, Transport, Kühlung – verbraucht und damit seinen Teil zum Klimawandel beiträgt.

Zwei Jahre nach dem Start wird die App bereits von über einer Million Usern in der Schweiz benutzt. Die Nutzerinnen und Nutzer sehen auf der App, in welchen Betrieben in ihrer Nähe Lebensmittel übrig geblieben sind. Diese können sie reservieren und zu einem terminierten Zeitpunkt und zum reduzierten Preis in Form eines Überraschungs­päcklis abholen. Darin enthalten sind frische Lebensmittel wie Früchte, Gemüse oder Brot, die von den Lebensmittelläden, Restaurants oder Hotels sonst nicht mehr abgesetzt werden können. Was genau im Päckli drin ist, wissen die ­Käufer nicht.

Win-Win-Situation

Seit dem Sommer 2018 konnten bis heute in der Schweiz schon über 1,7 Millionen Mahlzeiten vor dem Wegwerfen gerettet werden. Für den Bezirk ­Affoltern sind die Zahlen noch etwas bescheidener. Über 4500 Mahlzeiten sind es bislang. Eingespart wurden ­dadurch über 11300 CO2-Äquivalente. Das entspricht nach den Berechnungen von «Too Good To Go», das über seine Tätigkeit und Erfolge genau Buch führt, etwa 62 Flügen von Zürich nach ­London, 25 Tagen lang warm duschen oder dem Energieaufwand, den das Aufladen von 2 Millionen Handys benötigt. 13 Betriebe im Bezirk Affoltern beteiligen sich am Einsatz gegen die Lebensmittelverschwendung. Es sind dies Betriebe in Affoltern, Bonstetten, Mettmenstetten, Ottenbach, Aeugst, Hausen und Kappel. Von den Grossverteilern machen ausserdem Migros und Coop mit.

Mit dabei ist auch die Bäckerei Nussbaumer in Affoltern. «Wir haben jeden Abend recht viel übrig, in erster Linie Sandwiches, aber auch Brot, Brötli und Gipfeli», erzählt Verkäuferin Sofia Gomes. «Statt das alles wegzuwerfen, können wir es noch verwerten und Menschen helfen, die nicht so viel Geld oder aber wenig Zeit zum Einkaufen haben und so bequem am Abend bei uns noch etwas abholen können.» Im Schnitt verkauft die Bäckerei Nussbaumer täglich drei Päckli zu einem Preis von 4.90 Franken, wofür die Kunden das Dreifache an Menge wie normal erhalten. «Wir bringen so noch Ware weg, die wir nicht mehr weiterverwenden können und es ist super, dass wir Leuten damit helfen können», führt Sofia Gomes weiter aus.

Auch der «Spar» in Bonstetten macht mit. «Wir können so noch Lebensmittel absetzen, die am gleichen oder dem nächsten Tag ablaufen würden. Das ist gut für die Umwelt und zudem haben wir so kaum noch Abschreiber», beschreibt Spar-Mitarbeiterin Linda Berisha die Vorteile des Projekts. Zwei bis drei Päckli, meist gefüllt mit Früchten oder Gemüse, verkauft «Spar» so jeden Tag. Rund 80 Prozent der Päckli, die Betriebe jeweils gegen Abend bereitstellen, werden abgeholt, «Das ist ein guter Wert», sagt Jessica Jocham, Pressesprecherin von «Too Good To Go». «Unser Ziel aber ist es natürlich, dass 100 Prozent abgeholt werden.»

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