«In der Summe stellt die Schweiz genügend Strom selbst her»

Am Samstag lud die Hedinger Energiekommission zum Energietag: Drei Mitglieder öffneten die Türen ihres eigenen Hauses, um zu zeigen, was heute realisierbar ist. In der Schulanlage Schachen konnten Erfahrungen ausgetauscht und Einschätzungen zur künftigen Entwicklung diskutiert werden.

Rolf Schilliger diskutiert mit seiner Gemeinderatskollegin Christine Aerni und Don Shushack, Mitglied der Energiekommission, Details des kantonalen Förderprogramms für nachhaltige Energieanlagen. (Bild Bernhard Schneider)
Rolf Schilliger diskutiert mit seiner Gemeinderatskollegin Christine Aerni und Don Shushack, Mitglied der Energiekommission, Details des kantonalen Förderprogramms für nachhaltige Energieanlagen. (Bild Bernhard Schneider)

Der Präsident der Energiekommission Hedingen, Gemeinderat Rolf Schilliger, nennt als wichtigste Erkenntnis, dass die Schweiz bereits heute insgesamt genügend Strom für ihren Bedarf selbst herstellt, mit grossen Überschüssen an Sommertagen, Defiziten nachts und im Winter. Im Bereich der Speicherung sei eine dynamische Entwicklung feststellbar, vom Elektroauto, das nachts Energie zurückgibt, und veränderten Gewohnheiten, zu welchen Zeiten Apparate genutzt werden, bis zu Speicherkraftwerken und Technologien, die erst in den nächsten Jahren marktreif werden.

Stabiler Stromverbrauch

Rolf Schilliger weist auf eine zweite wichtige Erkenntnis hin: Seit Jahren ist der Stromverbrauch in der Schweiz stabil, trotz Bevölkerungswachstum und Mehrbedarf infolge der Dekarbonisierung, namentlich des Ersatzes von Ölheizungen durch Wärmepumpen und von Verbrennungs- durch Elektromotoren bei Fahrzeugen.

Wichtig sei ihm selbst als Haus-eigentümer, dass sich die einzelne Liegenschaft möglichst weitgehend gegen eine Strommangellage schützen könne, etwa mit alten Akkus von Elektroautos, die als stationäre Speicher noch länger genutzt werden können, denn im Haus ist das Gewicht des Speichers weniger bedeutend als in einem Auto, das jedes zusätzliche Kilogramm beschleunigen muss. Weitere Zukunftsperspektiven liegen in noch nicht marktreifen neuen Speichertechnologien und in der Kombination von Sonnen- und Windenergie, die sich in einem gewissen Mass gegenseitig ergänzen.

Die Energiekommission Hedingen will informieren und Kontakte herstellen, denn mitten in einem technologischen Wandel sei es wichtig, sich von Fachleuten beraten zu lassen. Am Hedinger Energietag orientierte daher der Heizungs- und Sonnenenergieplaner Heinz Haldimann über die Energieberatung der Standortförderung Knonauer Amt, die für Privatpersonen und Unternehmen angeboten wird.

Gemeinsame Projekte

Gemeinderätin Christine Aerni kommt begeistert von der Besichtigung des Hauses von Marcel Ottiger zurück: «Die Fotovoltaikanlage lädt das Auto und treibt die Waschmaschine an.» Eine intelligente Koppelung der Wärmepumpe mit der Stromproduktion sei allerdings noch Zukunftsmusik. Mit ihrem Mann plant Christine Aerni selbst eine Investition in Fotovoltaik und hat festgestellt, dass es wichtig ist, die Anlage zusammen mit Nachbarn zu planen, da grössere Anlagen effizienter sind als kleine.

Im Gespräch mit ihr werden weitere Themen angeschnitten, etwa das fehlende Stromabkommen mit den Nachbarstaaten als Folge des Rückzugs des Bundesrats vom Rahmenabkommen mit der EU, denn die Stromnetze kennen keine Landesgrenzen. Selbst im Dreiländereck bei Basel aufgewachsen weist Christine Aerni darauf hin, dass dort teilweise gar einzelne Gebäude auf dem Boden zweier verschiedener Länder stehen, was symbolhaft zeige, wie wichtig ein Denken über die Grenzen hinaus sei – über die eigene Liegenschaft, über die eigenen Landesgrenzen hinaus.

Vergleicht man die Tage der Sonne Knonauer Amt seit 2017 miteinander, fallen zwei Aspekte auf: Erstens erscheinen weniger Besucherinnen und Besucher, zweitens drehen sich die Gespräche nicht mehr in erster Linie um technologische Zukunftsperspektiven, sondern um konkrete Bauvorhaben. Diese Entwicklung ist allerdings nicht erstaunlich, denn in grösserem Stil setzen sich neue Technologien erst durch, wenn Pilotprojekte im näheren Umfeld konkret betrachtet werden können.

«Zeigen, was wir selbst tun»

Die Idee der Energiekommission Hedingen, drei Häuser von Mitgliedern der Bevölkerung der Gemeinde vorzustellen, nimmt diese Entwicklung auf: Hier, vor Ort, ist es möglich, genügend Energie für den Jahresbedarf herzustellen. Optimierungsbedarf besteht bei der Speicherung und bei den Verteilnetzen, damit der Sommerstrom das Defizit im Winter ausgleichen, die am Tag produzierte Energie nachts genutzt werden kann.

Die drei Häuser, die besucht werden konnten, spiegeln die technologische Entwicklung über drei Jahrzehnte hinweg, wodurch sich bei den Besichtigungen entsprechend vielfältige praktische Erfahrungen vermitteln liessen. Das Doppelwohnhaus mit Solarwärmeanlage von Thomas Schweizer stammt aus dem Jahr 1993, das Plus-Energiehaus von 2006 versah Marcel Ottiger im laufenden Jahr mit einer Photovoltaikanlage. Peter Ackermann stellte 2014 sein Generationen-Mehrfamilienhaus fertig mit energieoptimierter Bauhülle, effizienten Geräten, Fotovoltaik auf Dach und Fassade sowie Holzfernwärme.

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