In Maschwanden läuten die Glocken wieder um 4.45 Uhr

Eine klare Mehrheit der Maschwander hat sich in einer Umfrage für das Kirchengeläut um 4.45 Uhr ausgesprochen. Die reformierte Kirchenpflege respektiert das und lässt wieder zu früher Morgenstunde läuten.

Eine Mehrheit der Maschwander hängt am Frühgeläut um 4.45 Uhr. <em>(Bild W. Schneiter)</em>
Eine Mehrheit der Maschwander hängt am Frühgeläut um 4.45 Uhr. <em>(Bild W. Schneiter)</em>

Maschwanden, die kleinste Ämtler Gemeinde, pflegt eine Regel, die schweizweit einzigartig ist: ein Frühgeläut um 4.45 Uhr. An dieser Praxis wurde schon vor etwa 15 Jahren gerüttelt, als sich neu Zugezogene in ihrer nächtlichen Ruhe gestört fühlten. Die Gemeinde widersetzte sich damals jedoch einem Aussetzen der Glockenschläge um diese Zeit und änderte die Polizeiverordnung. Damit wurde eine Tradition zementiert.

Dieser «Zement» begann jedoch in diesem Herbst wieder zu bröckeln, als sich ein in unmittelbarer Nähe wohnhafter Mitbürger gestört fühlte und sich an die Kirchenpflege wandte. Diese reduzierte daraufhin die Länge des Morgengeläuts von fünf auf zweieinhalb Minuten, was den Kirchennachbarn jedoch nicht befriedigte und klagte, dass er selbst bei kürzerer Läutdauer regelmässig erwache. Die Kirchenpflege liess sich erweichen und liess die Glocken am Morgen zwei Stunden später, um 6.45 Uhr, ertönen – versuchsweise bis zum 25. Oktober 2018. Gleichzeitig lancierte sie eine Umfrage in allen Haushalten der Gemeinde und stiess damit bei Rechtsanwalt Koni Messikommer, ehemaliger Maschwander Gemeindepräsident, auf Kritik. «In einer Demokratie zählen die Kopfstimmen, nicht die Familienstimmen», bemängelte er, weil jedem Haushalt nur eine Stimme zustand – egal, wie viele Personen unter einem Dach leben. Einen «katastrophalen Bock» habe die Kirchenpflege auch deshalb geschossen, weil sich das Umfrageschreiben allein an «Bürgerinnen und Bürger von Maschwanden», nicht jedoch an «die Einwohner» wandte.

Wie auch immer: Das Umfrageergebnis ist deutlich. Die Kirchenpflege spricht davon, dass die Bevölkerung «mehrheitlich» das Frühgeläut wünscht und das per Aushang an der verschiedenen Orten im Dorf kundtut. Kirchenpfleger Paul Leuthold lässt jedoch durchblicken, dass es etwa zwei Drittel sind, die an der alten Regelung festhalten wollen. Zwei Drittel von jenen zwei Dritteln der Haushalte, die sich an der Umfrage beteiligt haben.

Nicht immer nachgeben

Paul Leuthold ist froh über diesen Entscheid, wenngleich er betont, dass es auch für ein späteres Läuten Gründe gibt. Froh deshalb, weil damit eine Tradition gewahrt bleibt, die ihren Ursprung im Morgengebet hat und in früheren Zeiten für Bauern das «Tagwache»-Signal bedeutete. «Man muss nicht immer nachgeben, wenn eine Einzelperson etwas anderes wünscht», sagt er. Die Kirchenpflege habe das versuchsweise spätere Läuten bewusst nicht kommuniziert und damit testen wollen, ob das überhaupt zur Kenntnis genommen werde. Die Reaktionen aus der Bevölkerung seien sofort erfolgt und zum Teil heftig ausgefallen. «Einwohner haben für den Fall eines späteren Läutens sogar mit einem Kirchenaustritt gedroht», hält Paul Leuthold fest. Das ist nun vom Tisch, nachdem die Glocken in Maschwanden wieder mit dem Krähen der Hähne ertönen – so früh wie nirgends im Land. Was sagt Koni Messikommer dazu? «Ich bin froh, dass nun diese Tradition in unserem Dorf gewahrt bleibt. Und das steht hier ja im Vordergrund.»

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