Knappes Ja zur Abfallverordnung

Gemeindeversammlung in Obfelden: Grosser Andrang und zwei Premieren

Die Gemeindeversammlung wurde in die Gebärdensprache verdolmetscht. (Bild dst)

Die Gemeindeversammlung wurde in die Gebärdensprache verdolmetscht. (Bild dst)

Solche Unterflurcontainer werden in Zukunft in Obfelden die Kehrichtsammlung ersetzen. (Archivbild Dominik Stierli)

Solche Unterflurcontainer werden in Zukunft in Obfelden die Kehrichtsammlung ersetzen. (Archivbild Dominik Stierli)

Nach teils heftigen Diskussionen wurde es am Mittwochabend ganz still im Singsaal Chilefeld in Obfelden. An der Gemeindeversammlung wurde über das neue Abfallkonzept abgestimmt. Das Votum fiel eher knapp aus: 86-Ja-Stimmen standen 70-Nein-Stimmen gegenüber, bei einigen Enthaltungen. Somit stimmte auch Obfelden, nach der Ablehnung vor einem Jahr, der neuen Verordnung zu. Die grössten Diskussionen befassten sich mit den geplanten und teilweise bereits realisierten Unterflurcontainern (UFC) für die Kehrrichtsäcke.

Umstrittene 250 Meter

Die von Umweltvorsteher Peter Weiss angepriesenen Erleichterungen, dass Abfall so jederzeit entsorgt werden könne, weniger Fahrten nötig seien und die Säcke über Nacht nicht draussen liegen und von Tieren aufgerissen würden, standen auch zahlreiche gegenteilige Meinungen gegenüber. Moniert wurde die Maximaldistanz von 250 Metern zu einem UFC. Da müsse man ja neu mit dem Auto den Abfallsack entsorgen, wurde entgegnet. Immer wieder kam das Votum, dass dies für ältere Leute oder auch mit Rollator viel zu weit sei. Ein Votant entgegnete, dass man mit dem Rollator den Kehrichtsack tipptopp transportieren könne. Ein anderer sprach von einem Wohlstandsproblem wegen der 250 Meter.

Auch Franz Liebhart, Geschäftsführer des Zweckverbandes Dileca, welcher im Amt für das Abfallwesen zuständig ist und das UFC-Konzept in allen Ämtlern Gemeinden einführen will, ergriff das Wort. Die Einführung sei auch dem Fachkräftemangel geschuldet. Man finde immer weniger Unternehmen, welche die Abfallentsorgung übernehmen wollen. Er wies auch darauf hin, dass dies keine Sonderlösung sei, sondern im Kanton Zug zum Beispiel bereits 600 UFCs im Einsatz seien. Die Gemeinde bekam aber auch Lob für die nun detaillierte Umsetzung. Seit der letzten Abstimmung konnte die Bevölkerung beim Konzept mitwirken und es wurden alle im Moment geplanten 35 Standorte detailliert aufgezeichnet. Was bei der ganzen Geschichte ungelöst bleibt, ist die Grüngutabfuhr. Die wird mit der neuen Verordnung zwar verursachergerecht erhoben, was vom übergeordneten Gesetz auch verlangt wird, aber es gibt bisher keine praktikable Möglichkeit, dies auch mit Unterflurcontainern zu lösen. Ab dem neuen Jahr kostet die Entsorgung eines 140-Liter-Grüngut-Containers pro Mal 2.80 Franken oder pro Jahr 56 Franken. Generell wird die jährliche Abfallgrundgebühr um 30 Franken ­gesenkt.

Jahresrechnung im Plus

Die beiden Geschäfte vor der Abfall­verordnung – Jahresabschluss und ­Vertragsanpassungen bei der Jugendarbeit – wurden ohne Fragen und Gegenstimmen von den 171 Stimmberechtigten angenommen. Beim Jahresabschluss konnte Finanzvorsteher Christoph Kobel von einem Gewinn von rund 1,16 Millionen Franken berichten. «Das sind rund drei Millionen mehr als budgetiert, welches doch ein erheblicher Betrag ist», sagte Kobel dazu und verwies auf tiefere Aufwände im Bereich Bildung und ­höhere Einnahmen bei den Steuern. So gab es nur schon einen Drittel mehr Grundstückgewinnsteuern als im Vorjahr. Das Eigenkapital der Gemeinde stieg auf 64,5 Millionen Franken.

Neuer Vertrag für Jugendarbeit

Die vertragliche Neuregelung der Kinder- und Jugendarbeit fiel ins Ressort von Sozialvorsteher Simon Böhlen. Dieser erklärte den neu angestrebten Anschlussvertrag und betonte mehrfach, dass die neue Lösung flexibel und bedarfsorientiert sei. «Der neue Vertrag ist relativ schlank», erklärt Böhlen, denn vieles sei neu in einem Leistungskatalog definiert. Er zeigte in der Folge auf, was alles hinter der Jugendarbeit stecke, welche sich nicht nur an die Jugendlichen richte, sondern auch an Kinder und junge Erwachsene. Der Gemeinderat wies zudem noch auf das 15-Jahre-Jubiläum der Obfelder und Ottenbacher Jugendarbeit O2Jugend hin, welches am 5. Juli in Obfelden mit der ganzen Bevölkerung gefeiert wird.

Noch viel Verkehr auf der Dorfstrasse

Als viertes Traktandum im vollgestopften Saal wurde nach gut anderthalb Stunden eine Anfrage gemäss §17 des Gemeindegesetzes beantwortet. Die SP Obfelden stellte zu verschiedenen Themen rund um die Verkehrsentwicklung in Obfelden einige Fragen. Zusammengefasst zeigen die Zahlen, dass die Nutzung der Dorfstrasse abnimmt und die der Umfahrung zu. Allerdings fahren pro Tag immer noch 4500 Fahrzeuge durchs Dorf und dies mit einem Schwerverkehrsanteil von 23 Prozent. Die Gemeinde stellt in diesem Zusammenhang eine ausführliche Mitteilung in Aussicht, welche auch auf die Verzögerungen bei der Neugestaltung und Einführung von Tempo 30 auf der Dorfstrasse eingehen wird.

Zwei Premieren

Nach einem Info-Block aus allen Ressorts ging die Versammlung um 22 Uhr, nach gut zweieinhalb Stunden, zu Ende. Anzumerken sind noch zwei Premieren: Der neue Sicherheits- und Gesundheitsvorsteher Jürg Dolder nahm an seiner ersten Gemeindeversammlung auf der «anderen Seite» teil, wie Gemeindepräsident Stephan Hinners den neuen Kollegen begrüsste. Auch eine Premiere war die Verdolmetschung der ganzen Versammlung in Gebärdensprache. Zwei Mitarbeiterinnen der Firma Procom übernahmen diese Aufgabe.

Christoph Kobel und Markus Gysel hören auf

An der Obfelder Gemeindeversammlung wurde auch auf die kommenden Gesamterneuerungswahlen vom 8. März 2026 geblickt. Für die Gemeinderatswahlen stellen sich Finanzvorstand Christoph Kobel und Bildungsvorstand Markus Gysel nicht mehr zur Verfügung. Auch in der Primarschulpflege kommt es zu grösseren Veränderungen. Nur die beiden Mitglieder Christa Frick und Vanessa Schönbächler-Girardi stellen sich zur Wiederwahl. Karin Steigmeier und Benno Steinmann sowie schon erwähnt, Primarschulpräsident Markus Gysel, treten nicht mehr an. Auch die Rechnungsprüfungskommission muss sich auf die Suche nach drei neuen Mitgliedern machen. Dort stellen sich noch Sacha von Ah und Werner Wider zur Verfügung. Einzig bei der Sozialkommission treten alle Mitglieder erneut an. Wahlvorschläge für diese Gremien müssen bis 10. November bei der Gemeindekanzlei eingereicht werden. (dst)

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