Komplexe Fälle nehmen zu

Jahresversammlung des Sozialdienstes Bezirk Affoltern: Einblicke ins Geschäftsjahr 2024

Rico Roth, Verwaltungsratspräsident des Sozialdiensts Bezirk Affoltern (links) mit Geschäftsführer Alexander Schibli in den Räumen von «Coachingplus». (Bild lhä)
Rico Roth, Verwaltungsratspräsident des Sozialdiensts Bezirk Affoltern (links) mit Geschäftsführer Alexander Schibli in den Räumen von «Coachingplus». (Bild lhä)

Da war echte Freude bemerkbar bei Verwaltungsratspräsident Rico Roth, als er sich in seinen Begrüssungsworten über den regen Besuch der diesjährigen Jahresversammlung des Sozialdienstes ­Bezirk Affoltern bedankte. Etwa 35 Personen, darunter auch Vertreter aus dem Kantons- und Bezirksrat oder aus der Standortförderung, fanden sich am vergangenen Donnerstagabend in den Räumen von Coachingplus ein. Die Einladung brachte auch ein Novum mit sich: Erstmals fand sie zeitlich und räumlich abgestimmt mit der Generalversammlung der Standortförderung (siehe Seite 15) statt, sodass jene Gäste, die an beiden Veranstaltungen teilnahmen, später nur den Raum wechseln mussten.

Rechnung schloss besser ab als budgetiert

Als erstes Traktandum stand die Jahresrechnung 2024 auf dem Programm. ­Aktuell befindet sich diese zur Prüfung und Genehmigung bei den acht Trägergemeinden (Aeugst, Hausen, Hedingen, Knonau, Maschwanden, Mettmenstetten, Obfelden und Ottenbach).

Bea Herger, Bereichsleiterin Finanz- und Rechnungswesen, führte durch die Zahlen. Diese fallen besser aus als budgetiert: Statt des erwarteten Aufwandüberschusses von 33507 Franken resultierte ein Ertragsüberschuss von 176223 Franken.

Der Gesamtaufwand betrug 31,2 Millionen Franken. «Der grösste Teil unserer Gelder floss in das Asyl- und Migrationswesen», sagte Bea Herger. Rund 60 Prozent des Kuchens machte dieser aus und kostete rund 2,6 Millionen Franken mehr als budgetiert. «Das hängt mit der Asylaufnahmequote ­zusammen, die im Juli 2024 noch einmal erhöht wurde», erklärte Herger. Die zusätzlichen Ausgaben des Sozialdienstes seien vor allem für Mieten, Gesundheitskosten und Integration entstanden.

Die anderen grösseren Posten, wie etwa die wirtschaftliche Sozialhilfe, die Kosten für das Service-Center, das verschiedene Abteilungen des Sozialdienstes mit Dienstleistungen beliefert, oder die Ausgaben für Berufsbeistandschaften und das Wohnheim Central blieben im budgetierten Rahmen.

Klienten haben immer häufiger in mehreren Lebensbereichen Probleme

Für das zweite Traktandum, den Jahresbericht 2024, übernahm Geschäftsführer Alexander Schibli. «2024 war ein sehr intensives Jahr mit mehr Fällen und höherer Komplexität», betonte er. Immer häufiger hätten Klienten nicht nur einzelne soziale Schwierigkeiten, sondern es kämen mehrere belastende Faktoren zusammen, wie etwa psychische Erkrankungen in Kombination mit Suchtproblemen, chronischer Erwerbslosigkeit, Verschuldung oder familiären Konflikten. Das bedeute, dass die Klienten mit mehreren Herausforderungen gleichzeitig leben müssten – seien sie nun psychischer, sozialer, finanzieller oder gesundheitlicher Natur. «Diese Mehrfachproblematiken erfordern bei uns mehr Zeit, aber auch interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein niederschwelliges, geduldiges Vorgehen», so Alexander Schibli.

Insgesamt betreute der Sozialdienst Bezirk Affoltern im vergangenen Jahr 1424 Klientinnen und Klienten. 569 ­davon stammen aus dem Asyl- und Migrationsbereich. 73 Personen wurden zu Suchtthematiken beraten.

Projekt «Soba Go!»: Bisher 400000 Franken eingespart

Im Anschluss präsentierte Rico Roth die Entlastungszahlen: Dabei handelt es sich um eine Art solidarischen Ressourcenausgleich unter den Trägergemeinden, um jene Gemeinden mit hohen Kosten zu entlasten. Deutlich obenaus schwingt dabei Obfelden. Sie erhält 2024 (einmal mehr) am meisten Entlastungsbeiträge.

Zum Abschluss gaben Rico Roth und Alexander Schibli ein Update zum Projekt «Soba Go!». Dabei handelt es sich um ein Spar- und Optimierungsprogramm, das bis Ende 2025 laufen soll. «Wir sind noch mittendrin», sagte Schibli und gab Einblicke in die bereits umgesetzten Massnahmen: Beispielsweise wurde der Personalbedarf genau geprüft, was zur Streichung von einzelnen Stellen ­geführt hat: Etwa jene im Bereich Marketing und Kommunikation oder jene im Facility-Management. Weiter wurden die Öffnungszeiten gekürzt und es gelang, auszuhandeln, dass der Mietzins nicht steigt. Zudem wird die Beschaffung der ICT-Geräte neu intern erledigt, um Kosten zu sparen.

Mit «Soba Go!» hätten bisher 400000 Franken eingespart werden können. Fragen gab es – wie schon zu allen vorangehenden Geschäften – keine.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern27.05.2025

Hat bald jedes Quartier eine eigene Elektrizitätsgemeinschaft?

Die EKZ präsentierten in Mettmenstetten erstmals einen Überblick zu den fortan erlaubten LEGs
Bezirk Affoltern27.05.2025

Das alte Gefängnis als neue Heimat?

25 Jahre Ortsmuseum Affoltern in Zwillikon – Projekt in Affoltern muss warten
Bezirk Affoltern27.05.2025

Wenn das Klassenzimmer zur Manege und Werkstatt wird

Ein ganzes Zirkusdorf gastierte während fünf Tagen auf dem Knonauer Schulareal