Muss das Oberamt künftig ohne Poststelle auskommen?
Der Gemeinderat Hausen wehrt sich gegen eine Postagentur – in Hedingen übernimmt der Volg im Spätherbst

«Die Lebens- und Kundengewohnheiten ändern sich. SMS, E-Mail und Internetbanking verdrängen herkömmliche Postdienstleistungen. Dies hat Folgen: Schweizweit gehen immer weniger Briefe, Pakete und Einzahlungen über den klassischen Postschalter.» So und ähnlich heisst es in den postgelben Flugblättern, die seit 2010 in sieben Ämtler Gemeinden gestreut wurden, zuletzt nun in Hedingen und Hausen. Gemeinsame Botschaft: Die geringe und teilweise rückläufige Nachfrage nach Postdienstleistungen reicht nicht aus, um weiterhin eine eigenständige Poststelle betreiben zu können. Stattdessen sollen Postagenturen das Kernangebot abdecken – mit deutlich attraktiveren Öffnungszeiten.
Der Gemeinderat in Hedingen bedauert zwar die Aufhebung der Poststelle, betont aber die Vorteile der neuen Lösung: deutlich längere Öffnungszeiten, die Stärkung des Volg-Ladens vor Ort und dass die Post in Hedingen präsent bleibt. «Wir sind überzeugt, dass mit der Postagentur Hedingen sowie anderen, nahe gelegenen Poststellen, wie beispielsweise Affoltern, auch in Zukunft ein dichtes Postnetz zur Verfügung steht», so die Position des Gemeinderates Hedingen.
Service-Auftrag vor der Gewinnoptimierung
Ganz anders ist die Ausgangslage in Hausen: Hier betrifft die angekündigte Schliessung die letzte verbliebene Poststelle im Oberamt. Entsprechend ist es der Post nicht gelungen, den Gemeinderat zur Einwilligung zu bewegen. «Wir wollten nicht als Steigbügelhalter dienen», spricht Gemeindepräsident Stefan Gyseler Klartext. Der Gemeinderat müsse die Interessen der Bevölkerung vertreten und die Möglichkeiten, die er habe, ausschöpfen, so Gyseler weiter.
Als Argument gegen die Poststellenschliessung führt der Gemeindepräsident die Zentrumsfunktion von Hausen im Oberamt ins Feld. Zudem ist die Brief- und Paketpost zwar auch in Hausen rückläufig, aber weniger stark als andernorts. Somit ist der Gesamtmarkt-Anteil sogar gestiegen. Weiter sei mit steigenden Kosten bei der polizeilichen Zustellung zu rechnen. So dürften eingeschriebene Briefe des Betreibungsamts wegen des weiteren Abholweges vermehrt liegenbleiben. «Die Post hat einen Service-Public-Auftrag und schreibt schwarze Zahlen», betont Gyseler und fordert, den Service-Auftrag höher zu gewichten als die Gewinnoptimierung.
Für die Post ist die Weiterführung der Filiale Hausen aufgrund der ungenügenden Wirtschaftlichkeit keine Option. Als Partner für eine Agentur hat sie den Volg-Laden an der Albis-strasse 19 ins Auge gefasst. Bis die Einzelheiten für die Umsetzung der neuen Lösung geklärt seien, bleibe die Poststelle unverändert in Betrieb, heisst es bei der Post.