«Nothilfegelder an Klimaschutz-Bedingungen knüpfen!»

Es war ein interessantes Experiment, das am letzten Dienstagnachmittag im Kulturkeller LaMarotte durgeführt wurde: Ein Podiumsgespräch zur Energiewende nach der Coronakrise, unter Einhaltung der geltenden BAG-Vorschriften – ohne Publikum, dafür aufgezeichnet zum Nachschauen auf Youtube.

Fürs Publikum zu Hause aufgezeichnetes Podiumsgespräch im Affoltemer Kulturkeller LaMarotte zur Energiewende nach der Coronakrise. Von links: Marionna Schlatter, Ruedi Meier, Moderator Bernhard Schneider, Niklaus Haller und Pascal Anghern. (Bild Ma
Fürs Publikum zu Hause aufgezeichnetes Podiumsgespräch im Affoltemer Kulturkeller LaMarotte zur Energiewende nach der Coronakrise. Von links: Marionna Schlatter, Ruedi Meier, Moderator Bernhard Schneider, Niklaus Haller und Pascal Anghern. (Bild Martin Platter)

Die Covid-19-Notvorschriften des Bundesamtes für Gesundheit zwingen insbesondere die arg gebeutelten Event-Organisatoren zu alternativen Lösungen, sollen nicht weiterhin alle Veranstaltungen abgesagt werden. Mit zwei Metern Abstand, einer maximalen Gruppengrösse von fünf Personen und vor allem ohne Live-Publikum wird die Atmosphäre selbst in einem kleinen Raum wie dem im «LaMarotte» zu einer Herausforderung. Aufgezeichnet als Videokonferenz ist das Format noch anspruchsvoller, als es die Gesprächsleitung vor Publikum ohnehin schon ist. Kurze und prägnante Ausführungen wären gefragt, möglichst kontradiktorisch, sonst wird die Sendung langatmig und damit langweilig. Als zusätzliche Herausforderung hallte das Kellergewölbe im La Marotte akustisch ohne schalldämmendes Mobiliar und Publikum und war mit der Standardbeleuchtung zu dunkel für die ­Videoaufzeichnung. Ein klarer Gewinn war das Zuschalten weiterer Gesprächsteilnehmer, die der Diskussion buchstäblich mehr Bandbreite gegeben haben.

Am Engagement der Beteiligten hat es nicht gefehlt, dass der Funke nicht gesprungen ist. Es ist der hohe technische und rhetorische Standard, mit dem uns das Fernsehen und jeder Influencer auf Youtube verwöhnt, an dem sich auch die digitale Premiere von Moderator Bernhard Schneider messen lassen muss. Nach der Aufbereitung der 75-minütigen Veranstaltung schreibt er als erstes Resümee: «Wir haben technisch in vielen Bereichen Neuland beschritten und es hat natürlich noch lange nicht alles geklappt. Aber insgesamt bin ich zufrieden. Ich habe mit den LaMarotte-­Leuten bereits eine lange Liste technischer Optimierungen besprochen, wobei diese Form der Übertragung neu ist und sich noch lange nicht mein ganzer Wunschkatalog umsetzen lässt. Ein Kernproblem ist dabei, dass manches technische Hilfsmittel im Moment ausverkauft ist, da ich ja nicht der einzige bin, der Onlineveranstaltungen zu optimieren versucht.»

Wenig kontradiktorische Abwechslung

Thematisch gings im Gespräch um die Energiewende nach der Coronakrise und ob die vom Bundesrat gesprochenen Nothilfegelder an Bedingungen geknüpft werden sollen, die dem Klimawandel entgegenwirken. Auch wenn der Bundesrat und das Parlament den Bedingungen bereits eine Abfuhr erteilt haben, war man sich in der Gesprächsrunde im «LaMarotte» einig, dass die Klimakrise nach der Coronakrise wieder an die erste Stelle der politischen Agenda rücken muss.

Marionna Schlatter machte in ihrem Auftaktreferat klar, dass sich die kürzlich abgehaltene Sondersession des ­Parlaments in Bern ausschliesslich mit «Corona-Geschäften» befasste. Die Nationalrätin und Präsidentin der grünen Partei des Kantons Zürich bedauerte, das sich insbesondere bei den Zuschüssen für die Luftfahrt keine Mehrheit für die Verknüpfung der Nothilfegelder mit Klimazielen finden liess. Ökonom Ruedi Meier plädierte für Kostenwahrheit – auch bei der Nutzung von Kern- und fossiler Energie. In der Runde sassen ausserdem Industriedesigner Pascal Anghern und Energietechniker Dr. ­Niklaus Haller, die sich für den energetisch optimierten Hausbau aussprachen.

Via «Zoom»-App zugeschaltet erläuterten die beiden Säuliämtler Kantonsräte Ronald Alder (Gebäudetechnik) und Arianne Moser (Road Pricing) ihre Visionen und parlamentarischen Vorstösse für mehr Kostenwahrheit in der Energiepolitik. Etwas kontradiktorischen Pfiff brachte einzig Kurt Lanz in die Runde. Das Geschäftsleitungsmitglied bei Economiesuisse gab zu bedenken, dass sich Wirtschaft und eine klimafreundliche Energiepolitik gegenseitig nicht ausschliessen und die Schweiz schon vor der Coronakrise im internationalen Vergleich in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle eingenommen habe. Er rief in ­Erinnerung, dass die Luftfahrt ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft, den Tourismus und die Gesellschaft und bezüglich Umweltschutz in den letzten Jahren sehr aktiv gewesen sei.

Das ganze Gespräch gibt es hier.

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