Reformierte Kirche wagt «Hosenlupf» mit der Denkmalpflege

Obfelden: Ja zu Solaranlage auf Kirchendach

Kirchenpfleger Hansjörg Schneebeli kann nach dem Ja der Kirchgemeindeversammlung den «Hosenlupf» mit der Denkmalpflege wagen. (Bild Werner Schneiter)

Das Dach der 1847 erbauten reformierten Kirche ist in sanierungsbedürftigen Zustand. Das Gebälk ist zwar noch in gutem Zustand, doch modern Dachlatten und Ziegel vor sich hin. Es bedarf eines neuen Unterdachs. Anlässlich der Kirchgemeindeversammlung vom Sonntag sprach der für die Liegenschaften zuständigen Kirchenpfleger Hansjörg Schneebeli von einem Sanierungsbedarf in der Höhe von rund 250000 Franken. Aber er sprach auch von der Möglichkeit, im Rahmen dieser Erneuerung, Solarpanels auf beiden Seiten des Dachs zu platzieren, was gemäss heutiger Schätzung Kosten von rund 400000 Franken nach sich ziehen würde. Ein Solardach sei nicht nur leichter und in statischer Hinsicht «bekömmlicher». Damit würde sich auch die Stromrechnung der Kirchgemeinde erheblich entlasten lassen – mit einer jährlichen Produktion von 60000 bis 70000 kWh, was dem Bedarf von 15 bis 20 Haushalten entspricht und die Aussicht auf Beiträge gut macht, wie der Liegenschaftenvorstand ausführte. Würden sich da weitere Bezüger einklinken, liesse sich die jährlichen Amortisationskosten von 15000 auf möglicherweise 8000 Franken senken.

Schützenswerte Baute, die erheblich verändert wurde

Die Krux ist allerdings, dass die kantonale Denkmalpflege Solaranlagen auf Kirchendächern immer noch als erheblichen Eingriff in eine denkmalgeschützte Baute deklariert, was Hansjörg Schneebeli nicht versteht. Die Obfelder Kirche sei mit Umbauten und Sanierungen in den Jahren 1933 und 1988 erheblich verändert worden, wie er mit ein paar historischen Bildern belegte. Eine Solaranlage sei hier kein wesentlicher Eingriff, zumal das Kirchendach, anders als der Turm, keineswegs von überall einsehbar sei. Und sei ein Solardach schöner als ein Ziegeldach, führte er aus. Mit diesen Argumenten hat er die Denkmalpflege adressiert, aber bislang keine Antwort erhalten. Ergo drängt sich an der Kirchgemeindeversammlung die Frage auf: «Wollen wir den Hosenlupf mit der Denkmalpflege wagen und Einsatz leisten für ein Solardach?» Ja, befand die Kirchgemeindeversammlung und bewilligte nach einer kurzen Diskussion ohne Gegenstimme einen Projektierungskredit von 20000 Franken, der auch einen fallfälligen Rechtsstreit einschliesst. Und dies, obwohl Hansjörg Schneebeli sagte, die «Erfolgsquote» vor Baurekursgericht schätze er unter 50 Prozent ein. Sein Wunsch: dass sich die Denkmalpflege die Situation vor Ort anschaut und auch das klare Ja der Schweizer Stimmberechtigten zum Energiegesetz beherzigt. Falls nicht, so besteht die Möglichkeit, zusammen mit Kantonsräten bei Baudirektor Martin Neukom (Grüne) vorzusprechen.

Im Weiteren sagte die Kirchgemeindeversammlung Ja zur Rechnung 2023, die mit einem Überschuss von 57000 Franken abschliesst, was der erst dieses Jahr renovierten Orgel geschuldet ist und die Renovation des Glockenstuhls noch ansteht.

Mit Blumen, Dankesworten und «Pillen» – dargereicht von Kirchenpflegepräsidentin Samantha Böhlen, RPK-Präsident René Périsset und Ex-Präsident Präsident Christoph Kutassy – wurde Kirchensekretärin Marianne Voss verabschiedet. Sie verlässt die reformierte Kirche nach fünfjähriger, engagierter Tätigkeit.

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