Türlersee – erleben und erfahren

Eine Exkursion, super organisiert von der Gemeinde Hausen in Koordination mit dem Türlersee-Schutzverband

Romeo Nagele, SUP Natural Experience Türlersee, präsentierte den Teilnehmenden der Exkursion den einfachen Ablauf der Reinigung. (Bild Regula Zellweger)

Viele Ämtlerinnen und Ämtler schätzen einen Spaziergang morgens früh um den idyllischen Türlersee, kombiniert mit einem erfrischenden Bad. Am vergangenen Samstag hatte man Gelegenheit, interessante Fakten zum Ämtler Naherholungsgebiet zu erhalten, das unter Naturschutz steht. Die Umweltkommission der Gemeinde Hausen lud zu einem «Parcours» an den Türlersee ein, dies im Rahmen der zwei Naturtage 2025 zum Thema Gewässer.

Marco Strebel, dem Präsidenten des Türlersee-Schutzverbandes, war es ein Anliegen, die breite Öffentlichkeit auch über die Gefahren der Ausbreitung der Quagga-Muscheln in unseren Gewässern zu informieren: «Wir alle sind der Meinung, dass die zuständige Baudirektion des Kantons Zürich aus Sicht der Gemeinden, der Sportfischer und des Schutzverbandes leider zu wenig – eigentlich gar nichts mehr unternehmen will.»

SUP-Station

Es wird aber nicht nur geredet und von den Behörden gefordert – in Hausen wird gehandelt. Beispielsweise mit einer SUP-Reinigungsanlage. Eine Gefahr des Einschleppens von Quagga-Muscheln durch Boote ist am Türlersee irrelevant, die Boote gehören nur Mitgliedern des Sportfischervereins – sind also stationär. Grosse Gefahr lauert bei den Stand-up-Paddles SUP. Um das empfindliche Ökosystem zu schützen, gelten spezielle Regeln. Verbindlich gilt: Ins Strandbad Türlersee mitgebrachte SUPs müssen an der speziell eingerichteten SUP-Station gereinigt werden. Romeo Nagele, SUP Natural Experience Türlersee, präsentierte den Teilnehmenden der Exkursion den einfachen Ablauf der Reinigung. Zudem kann an der SUP-Station auch die Luft aus den SUPs relativ geräuschlos abgelassen werden – was die Nerven der Badegäste schont.

Wenn sich alle SUP-Sportler daran halten, könnte eine Invasion von Quagga-Muscheln im Türlersee verhindert ­werden.

Marco Strebel warnt eindringlich: «Die invasive Quagga-Muschel breitet sich hierzulande schier unaufhaltsam aus – und bedroht damit das Ökosystem der Schweizer Gewässer. Den Fischen frisst sie das Futter weg, zudem verstopft sie – wie etwa am Genfersee – Rohre und beschädigt Filter in Trinkwasseranlagen. Sie könnte gar Seewasserwerke befallen. Es besteht das Risiko, dass viele Anlagen unbrauchbar werden. Aus diesem Grund müssen die neuen Anlagen bereits mit einem Schutz gegen Quagga-Muscheln gebaut werden.»

Sportfischerverein Türlersee

Mathias Aschwanden, Präsident des Sportfischervereins Türlersee, klaubte aus Eisgranulat seinen Fang des Morgens: einen Hecht, einen Egli, eine Felche, ein Rotauge und eine Rotfeder. Er beschrieb die Fischarten, zusätzlich werden auch Alet, Schleie, Karpfen, Brachse und selten Zander gefischt. Man bekam zudem ­einen Einblick in die verschiedenen Typen von Angelruten und Ködern – und eine Einführung in den Gebrauch eines Echolotes. Mathias Aschwanden, seit Kindheit ein engagierter Angler, machte auf sympathische Art bewusst, dass Fischen weit mehr ist als einen Wurm im Wasser baden. Verantwortungsbewusstes Fischen verlangt nicht nur Geduld, sondern auch Geschick und Wissen. Es gelten auch für Fische Tierschutzgesetze, beispielsweise zur Tötung der Fische. 50 Jahreskarten werden an Mitglieder des Vereins abgegeben. Wartezeit rund zwei Jahre. «Es liegt uns viel daran, den Jungfischern und -fischerinnen unser Hobby näherzubringen», erklärt Mathias Aschwanden. Tageskarten können von jedermann gelöst ­werden. Über die Genehmigung zum Fischen am Türlersee informiert die Webseite tuerlerseefischer.ch. Hier ist auch zu lesen: «Einige besonders problematische Muschel- und Fischarten kommen in den Zürcher Gewässern bisher noch nicht vor. Damit das so bleibt, macht das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Awel, auch dieses Jahr mit der Kampagne ‹Vorsicht blinde Passagiere› darauf aufmerksam, was beim Wechsel von einem Gewässer ins nächste wichtig ist: Boote, Wassersportgeräte und Ausrüstung kontrollieren, reinigen und trocknen.»

Gewässerökologin und Muschelexpertin

Die Tessinerin Anna Carlevaro ist spezialisiert auf Bioindikation und Artenschutz sowie Gewässerbeurteilungen und weiss eine Menge zu Muscheln zu erzählen. «Muscheln sind als Bioindikatoren besonders geeignet, da sie wenig mobil sind und daher den Gewässerbelastungen nicht ausweichen können. Die in einem Gewässer vorhandenen punktuellen oder diffusen chronischen Belastungen spiegeln sich in Art und Umfang der Population wider.»

Auf einem Tisch präsentierte sie anschaulich verschiedene Muschelarten. Sie hat als Taucherin eine Muschelkartierung im Türlersee vorgenommen. Sie stellte die vier im Türlersee vorkommenden Muschelarten detailliert vor: Grosse Teichmuscheln, Flache Teichmuscheln, Malermuscheln und Aufgeblasene Flussmuscheln. Die beiden letzteren Muschelarten sind stark gefährdet. Quagga-­Muscheln würden den heimischen ­Muscheln das Überleben erschweren oder gar verunmöglichen: Sie setzen sich in Scharen auf grösseren Muscheln fest, bis diese kippen, tief in den Sand geraten und ersticken. Anna Carlevaro lüftete auch das Geheimnis um den ­Namen «Quagga». Das Quagga ist eine ausgestorbene Zebra-Form. Und nein, Quagga-­Muscheln würde sie nicht essen!

Flora und Fauna

Der Umweltingenieur BSc mit Vertiefung Naturmanagement, Samuel ­Erzinger, ist verantwortlich für die Gebietsbetreuung der kantonalen Naturschutzgebiete der Gemeinden Affoltern, Hedingen, Aeugst, Türlersee und Sihlwald. Er referierte über die Flora mit den unterschiedlichsten Pflanzenarten und über die Amphibien im und ums Schutzgebiet. Am Türlersee und im angrenzenden Aeugstertal wachsen über 20 verschiedene Orchideenarten – wie beispielsweise der Frauenschuh. Zudem findet man hier den stark bedrohten Gelbringfalter und verschiedene Enzianarten. Die Exkursionsteilnehmenden interessierten auch die Ausführungen über die Vielfalt der Pflege- und Schutzmassnahmen. Der Unterhalt dient der Werterhaltung der Schutzzonen. Der Naturschutz bedeutet nur in seltenen Fällen, dass die Natur sich selbst überlassen wird. Ohne herkömmliche landwirtschaftliche Bewirtschaftung oder gelegentliche bauliche Eingriffe würden sich viele Lebensräume in eine unerwünschte Richtung entwickeln. Um die geschützte Zone um den Türlersee ­kümmert sich auch regelmässig der ­Natur- und Vogelschutzverein Affoltern Nvba.

Awel und Griffin Ranger

«Die Wasserqualität präsentiert sich im kantonalen Vergleich als sehr gut», erklärte Pius Niederhauser von der Abteilung Gewässerschutz des kantonalen Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Awel. Er informierte die Exkursionsteilnehmenden über die Wasserqualität, die ehemalige Belüftungsanlage, die Blaualgen und die Quagga-Muschel.

Die Belüftungsanlage des Türlersees wurde nach einer dreijährigen Versuchsphase 2024 endgültig ausser Betrieb genommen und entfernt. Manchmal ist der Türlersee von Blaualgen befallen – die eigentlich keine Algen, sondern Bakterien sind. Bei passenden Bedingungen können sie sich explosionsartig vermehren und giftige Stoffwechselprodukte bilden. Das Verschlucken von Wasser mit Blaualgen kann für Menschen und Hunde gesundheitliche Folgen haben, für Hunde sogar tödliche.

Zudem erzählten Sara Stammler und Silvio Bretscher von der Griffin Ranger GmbH von ihrer Tätigkeit rund um den Türlersee. Wer an der super organisierten Exkursion teilgenommen hatte, nahm eine Menge Information mit sich. Allen ist klar: Es gilt, Sorge zu unserem Türlersee zu tragen. Im Herbst findet der zweite Naturtag der Gemeinde Hausen statt, dabei wird es um die Revitalisierung der Jonen in Rifferswil gehen.

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