«Ungenutztes Potenzial für Artenvielfalt»
Ende Juni beschäftigt sich das Knonauer Stimmvolk mit einer Einzelinitiative und einem Gegenvorschlag dazu
Es gibt sie schon, die kleinen und grossen Vernetzungen – auch in der Gemeinde Knonau. Gemeint sind Verbindungen zwischen Biotopen, Waldstücken oder Bächen, die kleineren Tieren das Wandern von einem Platz zum anderen ermöglichen. Diese Vernetzungsmöglichkeiten gibt es zwar in Knonau. Doch nach Ansicht von Andreas Gürtler sind es zu wenige. Mit einer Einzelinitiative will er nun die Gemeinde zum Handeln bringen. «Einzelinitiative Schutz und Förderung der Artenvielfalt (Biodiversität)» heisst sie offiziell und steht am Donnerstag, 26. Juni, an der Gemeindeversammlung zur Abstimmung. Vergangene Woche hat dazu eine Infoveranstaltung stattgefunden. An dieser erläuterte Andreas Gürtler seine Initiative, Gemeinderat Nathanaël Wenger war ebenfalls anwesend, um den Zuhörerinnen und Zuhörern den Gegenvorschlag der Gemeinde schmackhaft zu machen.
An der Autobahn fehlen Querungen
Beim Thema Vernetzung hat Gürtler, der seit 30 Jahren in Knonau lebt, zwei Stossrichtungen: «Zwischen ökologisch wertvollen Flächen sollten Wege geschaffen werden, so könnten sich vor allem kleinere Tiere besser ausbreiten und neue Lebensräume erschliessen. Das führe zudem zu einer verbesserten genetischen Vielfalt. «Ein Igel könnte dann zum Beispiel zwischen einem Sommerlebensraum und einem Überwinterungsplatz wandern», sagte Gürtler. Dabei brauche es oft keinen grossen Aufwand. Manchmal würde schon das Entfernen von Hindernissen oder auch weniger Kunstlicht in der Nacht reichen, so der Initiant weiter. Beim zweiten Thema Autobahn ärgert sich Gürtler darüber, dass es im Autobahnabschnitt von der Überdeckung Rüteli bis zur Unterführung Bibersee keine Querungsmöglichkeiten für Tiere gebe. Zudem sei der Wattbach an der Stelle, wo er die Autobahn unterquere, so gestaltet, dass dort kaum Tiere durchkämen.
«Insgesamt gibt es in Knonau ein grosses ungenutztes Potenzial für mehr Artenvielfalt. Es sollte eine Vernetzung über das ganze Gemeindegebiet geben», so Gürtler. Dafür beantragt er bei der Gemeinde ein Budget in Höhe von 204000 Franken, verteilt auf die Jahre 2025 bis 2028.
Der Gegenvorschlag der Gemeinde beinhaltet ebenfalls Vernetzungsmassnahmen, ist allerdings etwas weniger ausgeprägt, geht dafür schonender mit den Finanzen um. «Der Gemeinderat erkennt die Dringlichkeit an, unsere Natur zu schützen», so Wenger. Der Vorschlag sieht ein Budget für Umweltmassnahmen von 150000 Franken vor, verteilt auf die Jahre 2026 bis 2031. Dieser Betrag soll sicherstellen, «dass die Förderung der Artenvielfalt und die Vernetzung ökologisch wertvoller Flächen weiterhin aktiv verfolgt werden können, ohne die finanziellen Ressourcen der Gemeinde unverhältnismässig zu belasten», heisst es dazu im Beleuchtenden Bericht.
Auch ein Rückzug ist möglich
Ganz zum Schluss des Infoabends wurde deutlich, dass Gürtler durchaus auch Gefallen am Gegenvorschlag der Gemeinde findet: «Ich hätte mir zwar mehr gewünscht, aber ich sehe schon, dass der Gegenvorschlag gut ist.» Bevor sich in der Abstimmung jedoch Gegenvorschlag und Einzelinitiative in die Quere kommen könnten und eine Niederlage für beide Vorschläge drohe, werde er seinen Vorschlag zurückziehen: «Ich will meine Überlegungen dazu einfach noch an der Gemeindeversammlung vorstellen können.»
Gemeindeversammlung Knonau, Donnerstag, 26. Juni, 19.30 Uhr, Mehrzweckgebäude Stampfi