Viel Einigkeit, aber auch viele Fragen

An der Generalversammlung des Spitals Affoltern wurden sämtliche Geschäfte genehmigt

Von links: Stefan Gyseler, Verwaltungsratspräsident und Co-CEO, Markus Minder, Ärztlicher Direktor und Co-Chefarzt Zentrum für Altersmedizin und Palliative Care, und Erwin Höfliger, Vize-Verwaltungsratspräsident und Co-CEO. (Bild lhä)

Wurden da noch letzte Argumente sortiert? Eine Viertelstunde vor Beginn der Generalversammlung am Mittwochabend, 4. Juni, brütete ein Grüppchen von Aktionärsvertretern in der Eingangshalle des Hauses Rigi noch über seinen Unterlagen. Zehn Traktanden galt es zu bestreiten. Es war die fünfte Generalversammlung seit der Umwandlung des Spitals in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. 13 Aktionärsvertreterinnen und -vertreter waren vor Ort, nur Obfelden liess sich entschuldigen, weil dort am selben Abend die Gemeindeversammlung stattfand.

So viel vorab: Sämtliche Geschäfte wurden einstimmig genehmigt. Von der Jahresrechnung 2024 (die mit einem Verlust von 87517 Franken schloss, der «Anzeiger» hat am 11. März 2025 berichtet) über den Jahresbericht 2024, bis hin zu den Entschädigungen 2024 für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung oder den geplanten Entschädigungen 2025 für den Verwaltungsrat.

Fragen aus Stallikon und Wettswil

Dass die Aktionärsvertreterinnen und -vertreter sämtlichen Geschäften einstimmig ihren Segen gaben, bedeutet nicht, dass die Versammlung komplett in Minne über die Bühne ging: Die meisten Gemeindevertreter hatten keine oder nur vereinzelte Fragen an den Verwaltungsrat, während es bei anderen mehr Klärungsbedarf zu geben schien: Etwa in den Gemeinden Wettswil und Stallikon, die zuletzt bereits die Eigentümerstrategie des Spitals nicht vollumfänglich genehmigt hatten und dem Verwaltungsrat nun vorab einen mehrseitigen Fragebogen zukommen liessen. Auch die Stadt Affoltern hat vier Fragen eingereicht.

Die Fragen machten deutlich, dass die Sorge um die finanzielle Stabilität des Spitals in einzelnen Gemeinden ­gestiegen ist und mehr Transparenz gewünscht wird. Die Spannweite reichte von detailliert bis rudimentär. Will heissen: Der eine Aktionärsvertreter wollte mit dem Verwaltungsrat über buchhalterische Formalien diskutieren, während der nächste offensichtlich nicht wusste, dass das Spital Affoltern die grösste Arbeitgeberin im Bezirk ist oder in welchen Fachbereichen das Spital Leistungsaufträge vom Kanton erhalten hat und in welchen nicht. All das warf ein Schlaglicht auf die schier unlösbare Aufgabe der Aktionärsvertretenden, als nebenberufliche Politiker in einer ­komplexen Materie mit beachtlicher finanzieller Tragweite für die Stimmberechtigten die relevanten ­Fragen herauszufiltern.

2025: «Besser unterwegs als erwartet»

Zum bisherigen Geschäftsgang des Jahres 2025 sagte Verwaltungsratspräsident Stefan Gyseler: «Wir sind besser unterwegs als erwartet.» Näher in die Karten blicken liess er sich nicht: «Wir wollen keine Erwartungen schüren, weil wir wissen, wie schnell das ändern kann.» Vor allem das dritte Quartal ist für Spitäler jeweils das herausforderndste. Bis Ende Juli sollten die Halbjahreszahlen vorliegen.


Einzelne Geschäfte und Themen im Überblick

Der Notfall: Der Notfall war in den Fragen der Gemeindevertreter mehrfach Thema. Bekanntermassen ist dieser Spitalbereich generell sehr personalintensiv und teuer. Peter Gretsch, Gemeinderat in Wettswil, erkundigte sich, ob das Spital Affoltern einen «gesetzlichen Auftrag» zum Betrieb des Notfalls habe. Stefan Gyseler verneinte und sprach stattdessen von einem «grossen Bevölkerungsbedürfnis», das der Verwaltungsrat bis anhin in der Öffentlichkeit wahrgenommen habe. In anderen Worten: Das starke Bekenntnis zum Spital in der Abstimmung 2019 wurde bisher stets auch als starkes Bekenntnis zum Notfall verstanden. «Ich glaube, es würde ­einen ziemlichen Sturm auslösen, wenn wir den Notfall schliessen würden», so Gyselers Einschätzung.

Reto Bernhard, Gemeindepräsident von Stallikon, erkundigte sich nach der Anzahl Personen, die den Notfall im vergangenen Jahr aufgesucht haben: Es waren über 10000, davon kamen die meisten aus Affoltern (31 %), Obfelden (11 %) sowie Hedingen, Bonstetten und Mettmenstetten (7 %).

Entschädigungen an Verwaltungsrat und Geschäftsleitung: Im Jahr 2024 wurden an die sieben Verwaltungsratsmitglieder des Spitals insgesamt rund 160000 Franken an Entschädigungen ausbezahlt. Hinzu kommen Leistungen für Sitzungen oder Spesen gemäss Spesenreglement.

An die zehnköpfige Geschäftsleitung des Spitals wurden im Jahr 2024

Entschädigungen in der Höhe von insgesamt 2,1 Millionen Franken ausbezahlt.

Für das Jahr 2025 wurden die Entschädigungen an den Verwaltungsrat belassen wie bisher: Verwaltungsratspräsident: 35000 Franken / Vizepräsident: 25000 Franken / übrige Mitglieder: 20000 Franken.

Die beiden interimistischen Co-CEOs Stefan Gyseler und Erwin Höfliger rechnen ihre Aufwände für 100 Franken/Stunde ab, wobei ihre Pensen auf maximal 50 Prozent (Höfliger) und 60 Prozent (Gyseler) beschränkt sind.

CEO-Nachfolge: Die CEO-Position konnte inzwischen neu besetzt werden. Bis spätestens Ende Jahr will das Interims-Duo um Erwin Höfliger und Stefan Gyseler seine CEO-Funktion wieder abgeben. Näheres zur neuen CEO – es ist eine Frau – will das Spital Affoltern gegen Ende Juni/Anfang Juli bekannt geben.

Kostenoptimierungen: «Es muss nicht wahnsinnig viel schief laufen, damit wir in die Verlustzone geraten», räumte Stefan Gyseler vor den Gemeindevertretern ein. Die Sparbestrebungen, die im vergangenen Herbst gestartet sind, etwa durch weniger Temporärpersonal oder durch die Einsparung von Fixkosten, gehen weiter.

Zudem sollen die ambulanten Leistungen, die sich teilweise noch nicht wie gewünscht entwickelt haben, noch besser auf die stationären Leistungen abgestimmt werden.

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