Vorübergehend Stau am «Gottertstollen»

Insbesondere in der Mangelzeit gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war sie gefragt, die Braunkohle aus dem Aeugstertal. Am vergangenen Samstag lud der Verein Bergwerk Riedhof zur Stollenbesichtigung. Rund 80 Personen nutzten die Gelegenheit, Einblick ins historische Bergwerk zu erhalten.

Vor dem Gottert-Portal: Rainer Kündig bereitet seine Gruppe auf die Bergwerksführung vor.

Vor dem Gottert-Portal: Rainer Kündig bereitet seine Gruppe auf die Bergwerksführung vor.

Der Stollen windet sich in den Fels. <em>(Bilder Thomas Stöckli)</em>

Der Stollen windet sich in den Fels. <em>(Bilder Thomas Stöckli)</em>

25 Personen waren es, die sich etwa um 15 Uhr vor dem Gottertstollen in Aeugstertal mit gelben Schutzhelmen ausrüsteten. Stollenführer Rainer Kündig, ETH-Geologe und Präsident des Vereins Bergwerk Riedhof scherzte von einem «Stau vor dem Gottert». Zuvor und danach waren die Gruppen einiges kleiner. Insgesamt nutzten rund 80 Personen die Gelegenheit, Einblick in die Ämtler Bergbau-Geschichte zu erhalten. Schon auf dem Anmarsch zum Stolleneingang sahen sie die Hügel der einstigen Schütthalden und die verbliebenen zwei Stockwerke der einst dreistöckigen «Klauberei», wo die letzten Fremdstoffe aus der geförderten Kohle herausgelesen wurden.

14,2 Mio. Jahre alt ist die Flözschicht in Aeugstertal. Den Verkohlungsprozess verglich Kündig mit einem Komposthaufen – «nur viel langsamer». Mit ihrem hohen Schwefelgehalt ist die Aeugstertaler Braunkohle allerdings nur zweite Wahl – und wurde entsprechend nur in Mangeljahren gefördert. Nach einer ersten Abbauphase zwischen 1787 und 1814 war bis zum Ersten Weltkrieg Ruhe. Den Höhepunkt erlebte der Abbau gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.

Nächste Öffnung im September

Vorbei an der Statue der «Heiligen Barbara», Schutzpatronin der Bergleute, führte Kündig in den Stollen hinein, machte hier auf Gipskristalle an der Decke aufmerksam und erklärte dort, wie die Statik überwacht wird, etwa durch Holzpflöcke in der Decke. Grundsätzlich sei die Gefahr beim Vorantreiben eines Stollens am grössten. Danach verteilen sich die wirkenden Kräfte um den Stollen herum. Und für die Abstützung sei Nadelholz am besten geeignet: Ehe es zu Bruch geht, verforme sich dieses unter Last mit hörbarem Knacken – ein wichtiges Warnsignal.

Bis zur nächsten Stollenöffnung müssen sich Interessierte nun etwas gedulden: Für September ist sie vorgesehen. Gut möglich, dass es dann wieder zu mehr Stau am Gottert kommt: Der Bergwerk-Verein will dann nämlich auch im Limmattal die Werbetrommeln rühren. Schliesslich wurde die Aeugstertaler Kohle auch im Schlieremer Gaswerk verarbeitet. Alternativ lassen sich allerdings auch individuelle Führungen buchen, sei es nur die direkte Tour zum «Radon-Stübli» oder mit Abstecher zum «See». Andere Routen verlassen den ausgebauten Teil und beinhalten auch Kriech-Passagen.

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