Zusammenhalt fördern als Hauptaufgabe

Das Knonauer Amt im Zweiten Weltkrieg ist Thema des diesjährigen Neujahrsblatts der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern. Im Rahmen des traditionellen Bärchtelistags-Apéros wurde das Werk vorgestellt, das dem Zusammenhalt in einer schwierigen Zeit gewidmet ist.

Von links: Co-Redaktoren Martin Gut und Rolf Oberhänsli, GGA-Vorstandsmitglied Paul Leuthold in Uniform mit Rationierungsmarken, Marianne Voss, Präsidentin der Redaktion, GGA-Präsident Georges Köpfli und Co-Redaktor Hans-Ulrich Meier. Es fehlt di
Von links: Co-Redaktoren Martin Gut und Rolf Oberhänsli, GGA-Vorstandsmitglied Paul Leuthold in Uniform mit Rationierungsmarken, Marianne Voss, Präsidentin der Redaktion, GGA-Präsident Georges Köpfli und Co-Redaktor Hans-Ulrich Meier. Es fehlt die rekonvaleszente Co-Redaktorin Silvia Luginbühl. (Bild Bernhard Schneider)

GGA-Präsident Georges Köpfli begrüsste die zahlreichen Gäste: «Aus den Schilderungen von Ereignissen in den Kriegsjahren und den persönlichen Erlebnissen von Zeitzeugen ist mir deutlich geworden, wie in Zeiten der Bedrohung der Zusammenhalt einer Gemeinschaft zentral ist und wie dieser Zusammenhalt geprägt war von gemeinsamen Ideen.»

Um den Grundgedanken der Solidarität zu konkretisieren, verwies er auf die – illegale – Unterstützung Internierter, «weil Bewohner aus dem Knonauer Amt nicht einfach wegschauen wollten.» Dies gelte auch heute noch: «Die GGA hat in ihrer langen Geschichte immer wieder Antworten gesucht auf gesellschaftliche Herausforderungen. Dazu gehört, dass sie sich seit ihrem Bestehen für gesellschaftlich benachteiligte Gruppen engagiert und Projekte gefördert hat, die zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beigetragen haben.» Zu den drängenden Problemen zählten nicht nur während des Zweiten Weltkriegs, sondern auch heute noch unfreiwillige Migration, Vertreibung und Flucht.

«Endlich war etwas los im Bezirkshauptort»

Die Präsidentin der Neujahrsblattgruppe der GGA, Marianne Voss, freute sich, dass verschiedene Zeitzeugen der Kriegszeit, die im Neujahrsblatt Erinnerungen mitteilen, den Weg zum Apéro gefunden haben. Ihre Wahrnehmung des Krieges war sehr unterschiedlich, die einen spürten die Veränderungen im Familienleben, weil der Vater in den Aktivdienst einrücken musste. Der Krieg in den Nachbarländern beeinflusste auch den Schulalltag und die Freizeitgestaltung. Andere erlebten «Action» als willkommene Abwechslung, so Dölf Häberling, der erzählt: «Endlich war etwas los im Bezirkshauptort.»

Leider ist Fritz Haller, kurz nachdem er dem Abdruck seines Porträts zugestimmt hatte, verstorben. Beim Apéro dabei waren Dieter Wachter, der sich im Neujahrsblatt an den Landdienst erinnert, und Karl Orell, der vom Bombardement der Stadt Schaffhausen durch die Alliierten und vom Alltag im Detachement zur Bewachung von General Guisan berichtet. Marianne Voss fasste zusammen: «Die persönlichen Erzählungen sind ein wichtiger Teil in unserem Neujahrsblatt. Es sind direkte, konkrete Erinnerungen. Es ist sehr eindrücklich, sie zu lesen.»

Beschränkung fühlen

Beim Eintreten erhielten alle Gäste fünf Rationierungsmarken für je ein Glas Wein, Most und Mineral, eine Portion Apérohäppchen und ein Manderinli. Wer lieber zwei Gläser Most trinke, könne eine Wein- gegen eine Most-Marke mit jemandem tauschen, «was aber nicht geht, ist Schwarzmarkt», lachte Marianne Voss. Doch es ging ihr mit diesen Marken nicht nur um den Spass: «Wir kamen auf die Idee, diese Marken als Denkanstoss zu verteilen. Wenige von uns haben erlebt, wie es sich anfühlt, wenn etwas beschränkt ist. Die junge Generation kennt das fast gar nicht.»

Wäre es so schlimm, wenn am Apéro jedes Glas und jeder Happen rationiert wäre? Manche Besucherinnen und Besucher haben sich auch ohne Rationierungsmarken selbst beschränkt und mit einem Glas Wein oder Wasser begnügt. Das Neujahrsblatt kann bei den Affoltemer Banken, in der Buchhandlung Scheidegger oder bei der GGA bezogen werden.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern25.04.2024

Fusionspläne bei Landi-Genossenschaften

Landi Albis, Obfelden und Freiamt künftig gemeinsam?
Bezirk Affoltern25.04.2024

Schneedruck macht den Kulturen zu schaffen

Raps, Gerste und Obst leiden unter dem anhaltenden Wintereinbruch
Bezirk Affoltern25.04.2024

Veloweg wird nun doch gebaut

Zwischen Uerzlikon und Rossau: Einigung zwischen der Besitzerfamilie und dem Kanton