Mit ausländischen Wurzeln erfolgreich
Arjeta Bislimaj und Tedros Tekie sind für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt nominiert
Die zwei jungen Leute, Arjeta Bislimaj und Tedros Tekie, die beide 2024 erfolgreich ihre Berufslehre abschlossen und von ihren Lehrfirmen für den Lehrabschlusspreis Knonauer Amt vorgeschlagen wurden, können ihre Muttersprache zu Hause sprechen, Tedros Tekie eritreisch bei Frau und neugeborenem Kind, Arjeta Bislimaj albanisch mit den Eltern, die als junges Paar aus dem Kosovo einwanderten, sich optimal integrierten und nun beruflich erfolgreich sind. Mit den vier Geschwistern spricht sie Deutsch. Die Fachfrau Gesundheit EFZ ist in Hedingen aufgewachsen.
Tedros Tekie floh 2016 aus seinem Heimatland Eritrea in die Schweiz, wo bereits sein älterer Bruder lebte. Anders als Arjeta Bislimaj musste er von Grund auf Deutsch lernen und sich in die hiesige Kultur einleben. Er schloss im Alter von 30 Jahren – kurz vor der Geburt seines ersten Kindes – als Spenglerpraktiker EBA ab.
Arjeta Bislimaj bekam von ihren Eltern Werte vermittelt, die ihr einen guten Start ins Berufsleben ermöglichten. Dazu gehören respektvolles, freundliches Verhalten, Ausdauer, Anpassungsfähigkeit und ein gesunder Ehrgeiz, der Wille, schulisch erfolgreich zu sein. «Bildung ist wichtig.»
Immer gern gelernt
Arjeta Bislimaj hat immer gern gelernt und war von Beginn an eine gute Schülerin. Die Umstellung von der Oberstufe in die Berufslehre empfand sie als herausfordernd. Aber sie sagt von sich, dass sie gute Lernstrategien entwickelt habe und konsequent drangeblieben sei.
In der Lehre im Spital Affoltern haben ihr die Einsätze auf verschiedenen Stationen gefallen. Besonders gern arbeitete sie eineinhalb Jahre in der Akutgeriatrie. Bedauernd meinte sie: «Leider schloss die Chirurgie während meiner Lehre.» Sie hatte gute Lehrlingsverantwortliche: «Sie wechselten zwar einmal, aber beide waren super.»
Dass Arjeta Bislimaj einen Beruf im Gesundheitswesen erlernen wollte, war ihr in der Berufswahlphase klar. Fachfrau Gesundheit FaGe oder Medizinische Praxisassistentin MPA hatte sie auf dem Radar. Eine viertägige Schnupperlehre im Spital – mitten während Corona – liessen sie sich für FaGe entscheiden.
«Wir nominieren Arjeta Bislimaj für den Spezialpreis aufgrund ihrer herausragenden, wunderbaren und wertvollen Persönlichkeit. Sie meistert das Leben souverän und zeigt sich im Arbeitsalltag in ihrer Rolle als Berufsperson höchst professionell», schreiben die Verantwortlichen des Spitals Affoltern. Arjeta Bislimaj ist von ihrem Beruf begeistert. Im Moment absolviert sie die Berufsmittelschule, jobbt aber im Spital Affoltern an Wochenenden und in den Semesterferien. Nach dem Abschluss der Berufsmatura möchte Arjeta Bislimaj studieren.
Tedros Tekie
«Da wir uns über unseren Berufsverband für eine Integrationsvorlehre informierten, bekamen wir Kontakt mit dem Sozialamt und entschlossen uns, eine Integrationslehre anzubieten. Tedros war im Jahr 2021 der einzige Flüchtling, der sich für eine Lehre als Bauspengler interessierte, und so kam er im August 2021 zu uns in die Vorlehre. Das Programm bestand aus 1,5 Tagen Schule und 3,5 Tagen im Betrieb. Nach Abschluss der Vorlehre haben wir ihm die Möglichkeit für eine Ausbildung zum Spenglerpraktiker EBA geboten, welche er dankend annahm», formuliert Spenglermeister Gerhard Baumann, Besitzer der Baumann Bauspenglerei AG in Zwillikon. «Tedros hat in dieser Zeit einen starken Willen zur Integration entwickelt und engagiert sich stark in seiner Ausbildung.» Lehrmeister Gerhard Baumann ist zufrieden: «Er hat soeben den Arbeitsvertrag unterzeichnet und bleibt in unserer Firma weiterhin angestellt.»
Auch Tedros Tekie ist zufrieden. «Ich bin gern Bauspengler. Der handwerkliche Beruf ist abwechslungsreich, wir arbeiten sowohl drinnen als auch im Freien auf Baustellen.» Als Spenglerpraktiker/Spenglerpraktikerin EBA schützt er Dächer und Fassaden vor Witterungseinflüssen wie Regen, Schnee, Hagel, Wind oder Sonne. Er arbeitet mit Metallen aller Art, beispielsweise mit Aluminium, Kupfer und Titanzink. Er erstellt und montiert Kaminbekleidungen und erstellt Abflussrohre.
Anspruchsvoller Start
2016 kam Tedros Tekie als Flüchtling in die Schweiz. 2019 bekam er die Aufenthaltsbewilligung. Im Laufbahnzentrum Zürich wurde er gut beraten und begleitet. Sein Vater war in Eritrea in der Baubranche tätig und nahm ihn als kleinen Jungen mit auf Baustellen. So hatte er früh erste Erfahrungen gesammelt.
«Am Anfang war die Berufsschule schwierig, ich habe sprachlich nicht alles verstanden. Und ich war älter als der Durchschnitt. Die Hälfte der Schüler war Flüchtlinge. Es war eine harte Zeit.» Er lobt die engagierten Lehrpersonen. In Eritrea war er ein guter Schüler, mochte Mathematik, Chemie, Physik und Technik. Er will sich weiterbilden und nach Artikel 32 der eidgenössischen Berufsbildungsverordnung das eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ erlangen – und weiter über den Spengler-Polier zum Spengler-Meister gelangen.
Vorerst will er aber seine kleine Familie geniessen. Töchterchen Eliana hat einen griechischen Namen – wie auch Tedros griechisch ist. Er und seine Frau gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an.
Noch fehlt eine passende Wohnung
Mit seiner freundlichen, offenen, kommunikativen und fleissigen Grundhaltung gewinnt er Sympathie. Er spricht gut Deutsch und ist gewillt, sich in der Schweiz zu integrieren. Er will seiner kleinen Tochter ein Vorbild sein. Was noch fehlt zum Familienglück? Eine kostengünstige Wohnung in der Nähe seines Arbeitsortes. Bisher hat Tedros Tekie seine Ziele erreicht – hoffentlich findet er auch eine passende Wohnung.