Philipp Koutny mitten in der Weltelite

Bereits vor einem Jahr hat der Aeugster Triathlon-Profi Philipp Koutny mit dem 15. Platz beim Ironman Hawaii Aufsehen erregt. In Frankfurt qualifizierte er sich als einziger Schweizer neben Ironman-Switzerland-Sieger Jan van Berkel für einen der begehrten 50 Profi-Startplätze – und überraschte am Samstag mit dem 8. Rang beim WM-Rennen.

Dank Philipp Koutny errangen die Schweizer Profi-Männer erstmals seit 2011 wieder einen Top-Ten-Platz beim Ironman Hawaii. <em>(Bild Dominique Christen)</em>
Dank Philipp Koutny errangen die Schweizer Profi-Männer erstmals seit 2011 wieder einen Top-Ten-Platz beim Ironman Hawaii. <em>(Bild Dominique Christen)</em>

Alle erwarteten einen Sieg von Überfliegerin Daniela Ryf beim Ironman Hawaii. Unter den sechs Schweizerinnen auf der Startliste wurde im Voraus auch Imogen Simmonds und Caroline Steffen eine Top-Ten-Platzierung zugetraut. Von den beiden Schweizer Männern dagegen war kaum die Rede. Schliesslich resultierten bei den Frauen die Ränge 12 und 13 für Simmonds und Ryf, die mit heftigen Magenbeschwerden zu kämpfen hatte, für die Männer dagegen überraschend die Ränge 8 und 11. Um in Hawaii vorne zu sein, muss alles stimmen.

Dennoch, der Start verlief für Philipp Koutny nicht nach Wunsch. Beim Ho’ala Swim, dem jährlichen Test über die originale Schwimmstrecke sechs Tage vor dem Ironman, war er als 9. nach 49:47 Minuten aus dem Wasser gestiegen, lediglich 3:40 Minuten hinter Olympiasieger Alistair Brownlee. Beim Ironman am Samstag fühlte er sich bereits beim Einschwimmen nicht richtig wohl. Es liege nicht an den hohen Wellen, damit könne er umgehen, meinte er, sondern an der Atmung, die ihn nicht in einen guten Schwimmrhythmus kommen lasse. Im Rennen konnte er nicht wirklich pushen und hatte den Eindruck, bloss herumgetrieben zu werden: «Es gelang mir einfach nicht, einen Gang höher zu schalten.»

Beim WM-Rennen sind die Schwimmzeiten langsamer als beim Test, um nicht zu viel Energie im Wasser liegen zu lassen. Sieger Jan Frodeno meinte dazu: «Wenn du bei einem Rennen in Europa zu früh in den roten Bereich kommst, kannst du das noch kompensieren. Beim Klima auf Hawaii ist dies nicht möglich, Overpacing rächt sich hier immer.» Josh Amberger, der am Samstag als Erster wieder an Land stieg, schwamm mit 47:28 Minuten 1:14 langsamer als beim Testrennen. Koutny war mit 52:20 Minuten 27. Profi-Triathlet, 2:33 langsamer als beim Test.

Spitzenzeit auf dem Rad

Nach einem raschen Wechsel fand er sich in einer relativ grossen Gruppe auf dem Rad zusammen mit Sebastian Kienle, der schliesslich auf dem 3. Schlussrang landete. Nun fühlte sich Koutny gut und hielt in der Gruppe mit, als diese auf den ersten 60 Kilometern einen Abnützungskampf austrug und entsprechend kleiner wurde. Bis zum Wendepunkt in Hawi machte er über zwei Minuten gut auf den Führenden, Jan Frodeno, der das Rennen schliesslich souverän mit neuer Rekordzeit gewann, und fuhr mittlerweile auf Platz 10. Die Kette, die unterwegs heraussprang, mochte ihm nichts anzuhaben, er konnte das technische Problem lösen, ohne die Gruppe zu verlieren.

Auf dem Rückweg von Hawi konnte er endlich den angestrebten Rhythmus fahren. Die Gruppe schluckte Brownlee und liess Amberger stehen. Koutny erreichte als 6. die Wechselzone, direkt hinter den Weltstars Kienle und Brownlee in der nur noch fünfköpfigen ersten Verfolgergruppe. Mit der drittbesten Radzeit von 4:15:15 war er sogar 48 Sekunden schneller als Jan Frodeno. Doch auch Philipp Koutny stellte fest, dass die Aufholjagd nicht ohne Folgen blieb: «Beim Laufen spürte ich auf den letzten 12 km, dass ich viel Energie investiert hatte, um auf dem Rad zur Spitze vorzustossen.» Auf den ersten zwei Dritteln des Marathons kämpfte er sich auf Rang 5 vor, musste dann aber bis zum Ziel drei starke Läufer an sich vorbeiziehen lassen. Dennoch: Er ist der erste Schweizer Profi-Mann seit 2011, der einen Top-Ten-Platz in Hawaii errang, und seine Schlusszeit von 8:10:29 ist hervorragend. Er distanzierte damit den zweiten Schweizer, Jan van Berkel, um beachtliche fünf Minuten und Olympiasieger Alistair Brownlee um eine Viertelstunde.

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