Abruptes Karriereende für Urs Huber
Der Mettmenstetter stürzte im Vorfeld und musste verletzt WM-Forfait erklären

Man hätte Urs Huber ein versöhnlicheres Karriereende gewünscht. Drei Tage vor seinem Lieblingsrennen, dem Grand Raid BCVS im Wallis, der heuer endlich erstmals als Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, war der Mettmenstetter beim Trainieren heftig auf die Schulter gestürzt. Nach Abklärungen im Spital stand fest: Mit Bänderzerrungen ist an eine WM-Teilnahme nicht zu denken. Dennoch wurde er am Ziel vom Organisationskomitee unter der Leitung von Eric Léger für seine sechs Siege mit einer Ehrung gewürdigt. Nach wie vor ist Huber Rekordsieger des Parforceritts im Wallis von Verbier über 125 km und 5025 Höhenmeter nach Grimentz. Denn sein härtester Konkurrent, der Deutsche Andreas Seewald, zog im WM-Rennen am letzten Samstag einen «Jour sans» ein und wurde nur 16.
Gewonnen wurde der Titelkampf vom amerikanischen Bikemarathon-Spezialisten Keegan Swenson vor dem Italiener Samuele Porro und dem bereits 43-jährigen Kolumbianer Leonardo Páez. Als bester Schweizer erreichte Martin Fanger das Ziel als Sechster. Bei den Frauen gewann mit Kate Courtney ebenfalls eine US-Fahrerin vor der Baslerin Anna Weinbeer und der österreichischen Titelhalterin Mona Mitterwallner.
Emotional hin- und hergerissen
Urs Huber war als Zuschauer emotional hin- und hergerissen. Mit seiner Siegerzeit von 2016 (5:58:01 Stunden) wäre er 2025 Weltmeister geworden. Swenson war 6:01:44 Stunden unterwegs zum Titelgewinn. Doch Huber ist sich sehr wohl bewusst, dass Titelkämpfe nur selten so laufen, wie man sich das wünscht. Er sagte: «Ich war einerseits traurig, andererseits aber auch froh, dass ich die WM nicht fahren konnte. Für mich kommt sie zehn Jahre zu spät.» Alleine die letzten drei Jahre seiner Sportkarriere hätten ihn sehr viel mehr Energie gekostet als die beiden Jahrzehnte zuvor. «Es war megahart. Es hatte Änderungen im Team gegeben. Der Druck wuchs. Mir war es aber nicht mehr so leicht möglich, zu gewinnen, was eigentlich stets mein Anspruch war. Ich stellte mir immer öfter die Sinnfrage.»
Beklagen wolle er sich jedoch nicht. Er habe viel erlebt und sei dank dem Sport in die Welt herausgekommen an Orte, die er ohne Sport vielleicht nie gesehen hätte. Aber nun komme ein neuer Lebensabschnitt mit neuen Plänen und Zielen. Den elterlichen Bauernhof in Jonen habe er schon 2022 übernommen. «Bisher haben mich meine Eltern entlastet. Das wird auch künftig so sein, doch meine Präsenz wird künftig mehr sein.» Es sei ein Privileg gewesen, Berufssportler zu sein. Doch dieses Privileg sei bis zu einem gewissen Grad auch Bürde gewesen. «Man ist rund um die Uhr Sportler in allem, was man tut: trainieren, essen und schlafen. Man ist ständig am Überlegen, welche Auswirkungen dies und das aufs Leistungspotenzial hat. Man hat immer ein schlechtes Gewissen, wenn man über die Stränge schlägt. Zudem ist man stets an den Wochenenden unterwegs zu irgendwelchen Rennen. Die privaten sozialen Kontakte bleiben auf der Strecke. Das wird sich künftig ändern und darauf freue ich mich», so Huber. Und dann kam er doch noch, der Moment, als Urs Huber am Grand Raid aufs Podium gerufen wurde. OK-Präsident Eric Léger überreichte eine Ehrentafel. Ein letztes Mal Blitzlichtgewitter. Ein letztes Mal lächeln für die Kameras.