Alles begann mit einem Schnupperkurs
Dario und Jannic Schuler sind Ruderer aus Leidenschaft – die Brüder wollen auch international hoch hinaus
Im Zweier, Vierer oder Skiff (Einer) in abendlicher Stille auf dem See unterwegs sein. Gleichmässig die Ruder durchs Wasser gleiten lassen und die Atmosphäre geniessen. Die Sportart Rudern hat hierzulande Randsportcharakter. Diesem Sport verschrieben haben sich die Brüder Dario (18) und Jannic Schuler (15) aus Mettmenstetten. Kraft, Ausdauer, Teamfähigkeit und ein starker Wille sind für die scheinbare Leichtigkeit auf dem Wasser vonnöten. Was es alles dafür braucht, um im Leistungssport mitzuhalten zu können, erzählen die Brüder bei einem Besuch des «Anzeigers» in ihrem Zuhause.
Die beiden starten für den Seeclub Zug und wollen dereinst hoch hinaus. Die Olympischen Sommerspiele 2032 in Australien wären da so ein Ziel, sagt Vater Michael Schuler. Er denkt da an die erfolgreichen Gebrüder Gyr, die 1996 an den Olympischen Sommerspielen in Atlanta Gold im Doppelzweier holten.
Doch bis es so weit sein könnte, heisst es, hart trainieren. Eine beeindruckende Medaillensammlung gibt es jetzt schon, die Schreinerlehrling Dario in seinem Zimmer zu Hause zeigt. Schweizer Meistertitel haben beide schon geholt. Auch international sind sie schon für den Club gestartet. Die glänzende Medaille aus München gefällt Dario deshalb besonders gut.
Vom Ruder-Virus befallen
Alles begann damit, dass Mutter Jacqueline Larcher-Sauvain im «Affolter Anzeiger» das Inserat für einen Anfänger-Schnupperkurs beim Ruderclub Cham sah. Dario nahm daran teil und es gefiel ihm sofort sehr. Genauso wie etwas später Bruder Jannic und Schwester Ladina. Dass sie mittlerweile beim Ruderclub Zug trainieren, hat damit zu tun, dass dieser eher auf Leistungssport ausgerichtet ist.
Die Saison mit Rennen alle zwei Wochen dauert meist von Anfang April bis Juli. Nun im November und während des ganzen Winters gehören Trainings auf dem Ergometer, lange Ausfahrten von 20 Kilometern, Langstreckentests von sechs Kilometern durch den Schweizerischen Ruderverband Swiss Rowing sowie Indoor-Krafttraining zum Pflichtprogramm. Während Jannic für die U-17 jeweils an den Start geht, ist es bei Dario die U-19 und bei Ladina die U-15. Die Jüngste der Schulers konnte sich an der Internationalen Sprint-Regatta Sursee zum Saisonabschluss zwei Medaillen sichern. Jannic und Dario Schuler starteten im Zweier gemeinsam und erstmals in der Kategorie der Männer. Ihre Ausbeute: Tagesbestzeit. Zuvor hatten sie bereits je vier Rennen gewonnen.
Durchgetaktetes Programm
Dario Schuler absolviert eine Schreinerlehre und steht im 2. Lehrjahr. Die körperliche Arbeit und danach jeden Abend Training für den Rudersport, das ist anstrengend. «Das merkt man und das Training verläuft nicht immer gleich», sagt er. Der junge Mann bereitet sich derzeit auf das U-23-Kader vor. Um weiterzukommen, werden Langstreckentests angeschaut. Im Winter vor allem werden die Zeiten bei den 6-Kilometer-Rennen im Kanal angeschaut. «Mit der erzielten Zeit werden Prozentwerte ermittelt, dann wird auch geschaut, welche Zeiten man auf dem Ergometer beispielsweise für zwei Kilometer schafft», so Dario Schuler.
Eine Menge Eigeninitiative ist nötig, um das Ziel, international im Rudersport durchzustarten, zu erreichen. Jannic Schuler besucht die 3. Oberstufe, dies im Homeschooling, um flexibel zu sein für die Trainingseinheiten. Jeden zweiten Morgen steht ein Ausdauertraining wie Joggen auf dem Programm. «Um die Lunge zu stärken», sagt er. «Das wird nicht von den Trainern erwartet, das kommt von mir aus», erzählt er weiter. Nach der obligatorischen Schulzeit ist angedacht, dass Jannic Schuler das Sportgymnasium «United school of sports» in Zürich besucht und so eine kaufmännische Lehre absolviert.
Dario und Jannic Schuler sprechen von neun respektive elf Trainings pro Woche. Da drängt sich die Frage auf, ob es auch mal einen «Verleider» gebe. Eigentlich nicht: «Gerade im Winter haben wir eine grosse Abwechslung mit den verschiedenen Trainings», sagt Dario. Jannic ergänzt: «Wenn man ein Ziel hat, dann bleibt man dran.»
Im Strategie-Text des Seeclubs Zug steht geschrieben, dass sich hohe Trainingsumfänge gegenüber Talent durchsetzen. Jannic und Dario Schuler bejahen dies. «Anfangs, wenn man jung ist, bringt Talent schon viel, doch diejenigen, welche wirklich trainingsfleissig sind, werden auch später gut sein», sagt Dario. «Talent ist eine Unterstützung für die Sportart. Talent ist auch, die richtige Genetik für den Muskelaufbau zu haben, und das sollte man nutzen.»
Im Rudersport sei es wichtig, gross zu sein, merkt Vater Michael Schuler an. «Aber der Muskelaufbau ist ebenfalls wichtig», meint Jannic. Sonst ist man nur gross und dünn. «Es kommt auch darauf an, wie man performt.» Im Rudersport ist von 1,90 bis 2 Metern die Rede. «Ich gehöre eher zu den Kleineren, aber trotzdem zu denen, die den Grösseren das Leben schwer machen», sagt Dario.








