Unschönes Theater um das Kinder- und Jugendtheater

«Ohoo!», das Kinder- und Jugendtheater Bezirk Affoltern, kämpft mit Schwierigkeiten. Ihre Probelokalität, nämlich der Gemeindesaal «Weid» in Hausen, soll ihnen in Zukunft nicht mehr gratis überlassen werden. Die Gemeindeverwaltung begründet den Entscheid mit schlechten ­Erfahrungen und Reklamationen.

Emsiges Treiben auf der Bühne in der Aula Ennetgraben. (Symbolbild Martin Mullis)
Emsiges Treiben auf der Bühne in der Aula Ennetgraben. (Symbolbild Martin Mullis)

Auf der Website des «Ohoo!», Kinder- und Jugendtheater Bezirk Affoltern, nennt sich das Leiterteam «die kreativen Köpfe hinter der Bühne». Der Leiter Raffaele Cavallaro, steht vor einer kniffligen Situation, seine Kreativität ist mehr als erwünscht. Die Gemeinde Hausen will den Gemeindesaal «Weid» dem Kinder- und Jugendtheater «Ohoo!» nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. Wegen wiederholten schlechten Erfahrungen verbunden mit Reklamationen, begründet die Gemeinde diesen Entschluss etwas kryptisch. Cavallaro, Oberstufenlehrer an der Schule Ennetgraben Affoltern und Leiter des Kinder- und Jugendtheaters «Ohoo!», bedauert die Situation ausserordentlich und spricht von Missverständnissen und unglücklichen Ereignissen.

Immer wieder Klagen über Ruhestörungen

Um die Frage zu klären, was wirklich passiert ist, muss in die Vergangenheit geblickt werden. Seit dem Jahre 2008 finden die Proben und Aufführungen des Jugendtheaters und in den letzten zwei Jahren auch Ferienkurse für Vorschulkinder im Gemeindesaal «Weid» statt. Der Saal wurde von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt. Bis im Frühling 2020 nach einer Theaterpremiere etwa zwei Dutzend jugendliche Erwachsene die gelungene Aufführung im Freien lautstark feierten. Die nächtliche Party verursachte massive Beschwerden von den umliegenden Nachbarn.

Die Proben, welche dieses Jahr infolge der Corona-Situation vermehrt vor dem Saal stattfanden, verursachten ebenfalls immer wieder Klagen betreffend Ruhestörungen. Lehrer Cavallaro erwähnt auch eine heitere Missdeutung, so fand der Hauswart hinter der Bühne eine Menge leere Petflaschen und Pizzaverpackungen. Die Abklärung ergab dann allerdings, dass diese Gegenstände ­Requisiten des zu probenden Stücks ­waren und keineswegs Abfall. Hängengeblieben sei jedoch nur der Begriff Müll, glaubt der Oberstufenlehrer.

Dass der Gemeindesaal nun nur noch zu den gleichen Konditionen wie für andere Veranstalter genutzt werden kann, ­bedeutet für das Jugendtheater Ohoo! einen eigentlichen Rausschmiss, so ­Cavallaro. Aus diesem Grund habe er bei der Gemeinde Hausen per E-Mail ein Wiedererwägungsgesuch eingereicht. Dass eine Kopie dieses Mails gleichzeitig auch zahlreiche Beteiligte, Freunde und Helfer des «Ohoo!» erreichte und damit der Eindruck entstand, sie seien Mitunterzeichner, sei keine Absicht gewesen und Lehrer Cavallaro bedauert diesen Lapsus.

Das Kinder- und Jugendtheater «Ohoo!» fordert nun den Bezirksrat auf, den Gemeindebeschluss aufzuheben und begründet dies mit den Punkten: Missbrauch des Ermessens und ungenügende und unrichtige Feststellungen des Sachverhaltes.

Niemand will die Kinder vor die Tür stellen

Gemeindepräsident Stefan Gyseler allerdings spricht von einigen anderen ­zusätzlichen Vorkommnissen. Seine Mitarbeiter auf der Gemeindekanzlei verfügen über eine Liste mit mehreren Lärmklagen. Immer wieder wurde ­reklamiert, weil vor dem Saal wiederholt auch nachts Geschrei und Radau festgestellt wurde. Ausserdem wurde die Lokalität öfters auch unaufgeräumt und ungeputzt verlassen. Dazu kam, dass offensichtlich auch schon junge Erwachsene im Saal übernachtet haben. ­Gyseler betont, dass die Gemeinde ­jedoch niemandem und schon gar nicht den Kindern eine Tür zuschlagen will. Er ist bereit, über eine konstruktive Lösung zu sprechen. Allerdings fordert er unmissverständlich, dass dies ohne jegliche Druckversuche geschehen soll.

Es ist nun zu hoffen, dass mit Rücksicht auf die Jugendlichen und Kinder baldmöglichst ein klärendes Gespräch stattfindet und dass dafür gesorgt ­werden kann, dass künftig die Regeln eingehalten werden. Nach den aktuellen Kenntnissen der «Anzeigers» haben die Kontrahenten bereits erste Kontakte aufgenommen. Eine Einigung würde nicht nur wieder Ruhe auf die Bretter bringen, welche offensichtlich auch für Kinder und ­Jugendliche die Welt bedeuten, sondern auch den Bezirksrat von Entscheidungen über Selbstverständlichkeiten entlasten.

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