Neuer Sendeturm wächst in die Höhe

60 Tonnen Stahl wachsen auf dem Albisgrat in die Höhe. Ein ­filigraner Gittermastturm wird ab diesem Winter den in die Jahre gekommenen Betonturm ­ersetzen, der einst das Fernsehen und Radio in die Schweizer Stuben brachte.

Durch den Gitterboden der Plattform des alten Felseneggturms sind Arbeiter auf den Plattformen des neuen Turms zu sehen. (Bild Stefan Schneiter)
Durch den Gitterboden der Plattform des alten Felseneggturms sind Arbeiter auf den Plattformen des neuen Turms zu sehen. (Bild Stefan Schneiter)

«Der neue Turm übernimmt die Funktion des alten, an seiner Funktion ändert sich nichts. Der alte Turm ist aus heutiger Sicht völlig überdimensioniert. Ihn zu sanieren wäre viel zu kostenintensiv. Es kommt günstiger, einen neuen Turm zu bauen», erklärt Walter Haas, ­Regionenleiter Ost der Swisscom ­Broadcast AG.

1963 wurde der Felseneggturm gebaut. Er brachte das Fernsehen und Radio in die Schweizer Stuben, indem er die Richtfunk-Signale weiterleitete. ­«Felsenegg war ein sehr wichtiger Standort. Alle Radio- und Fernsehsignale liefen vom Radio- und Fernsehstudio in Zürich über den Albis und wurden von hier in die ganze Schweiz verteilt. Sogar die Tessiner Tagesschau wurde damals in Zürich produziert», sagt Walter Haas. Heute laufen eine Vielzahl analoger und digitaler Signale über den Sendeturm. Sei dies in der Telefonie oder für den Börsenfunk, der sekundenschnelle Börsengeschäfte ermöglicht. Auch Flugfunksignale im Raum Zürich werden via Felseneggturm weitergeleitet. Weiter dient der Turm für Signale des Internets der Dinge, mittels dem sich beispielsweise freie Parkplätze finden lassen, dem Pöstler die Abholung eines Pakets vermeldet werden kann, oder eine Kaffeemaschine zu Hause auf dem Rückweg von der Arbeit in Betrieb gesetzt werden kann und all der Dinge mehr, mit denen sich das Alltagsleben einfacher organisieren lässt.

Früher arbeiteten bis zu zwölf Personen in dem dreieckigen massiven Betonturm. Heute ist er längst unbemannt. Die einzelnen Räume in den zwölf Stockwerken, einst vollbepackt mit Technik, stehen heute weitgehend leer. Die Übertragungskapazität moderner Sendetechnologien wird immer grösser, gleichzeitig kommen die Sendeanlagen mit immer weniger Platz und Energie aus. Und bedient werden muss das Ganze längst nicht mehr direkt vor Ort, sondern alles wird heute automatisiert und zentralisiert gesteuert. «Den Platz im Innern des Turms brauchen wir nicht mehr. Alle Anlagen, die wesentlich weniger Platz beanspruchen, kommen im neuen Turm in den unterirdischen Bereich zu liegen. Auf dem neuen Turm selber sind dann im Wesentlichen nur noch die Richtfunkspiegel angebracht», erläutert Haas.

Sechs Meter weniger hoch

In der Tat zeichnet sich schon zum heutigen Zeitpunkt, da der neue Sendeturm etwa zu einem Drittel aufgebaut ist, ab, dass dieser sich im Vergleich zu seinem massigen Vorgängerbau sehr viel filigraner und mit entschlacktem Äusseren präsentieren wird. Der viereckige Fachwerk-Gitterturm erinnert an einen Strom-Hochleitungsmast. Rund 60 Tonnen Stahl werden dafür verbaut. Auf zwei Plattformen werden die neuen Richtfunkspiegel installiert, darüber reckt sich die Antennenspitze bis auf eine Höhe von 73 Meter. Der neue Turm wird damit sechs Meter weniger hoch sein als der alte.

Können die Bauarbeiten auf der Felsenegg im geplanten Mass durchgeführt werden, sollte der neue Turm im November fertiggestellt sein und in Betrieb gehen können. Danach wird der alte Turm rückgebaut. Eine Sprengung, wie zum Beispiel beim Turm auf dem ­Höhronen vor einigen Jahren, ist nicht möglich. Das verhindern die topografischen Gegebenheiten auf dem schmalen Waldgrat wie auch die Tatsache, dass der neue Turm nur gerade 30 Meter neben dem bisherigen steht.

Abbau Stück für Stück

Der alte Turm wird mit Baggern fein säuberlich von oben nach unten Stück für Stück abgebaut werden. Geplant ist der Start für den Rückbau im kommenden Winter. Ursprünglich sollte der Abbruch bereits im Herbst beginnen und Anfang 2022 abgeschlossen werden. Doch nach Auskunft von Walter Haas wird der alte Turm wohl erst im Frühling 2022 vollständig verschwunden sein.

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