Als in der Reuss in Ottenbach sechs Männer ertranken

Der Limmatclub Zürich unternahm mit einem Langweidling eine Bootsfahrt auf der Reuss. Beim Streichwehr fuhren sie in dort angebrachte Eisenpfähle. Beim Unglück ertranken sechs Menschen, während sich 19 Personen schwimmend ans Ufer retten konnten.

Die Gedenktafel am Ufer der Reuss mit den Namen der verunfallten Männer. (Bild Martin Mullis)
Die Gedenktafel am Ufer der Reuss mit den Namen der verunfallten Männer. (Bild Martin Mullis)

Das Wochenende vom 26. / 27. Juni 1943 war vermutlich warm und sonnig. Dies nutzten die Mitglieder des Limmat-Clubs Zürich zu einem zweitägigen Ausflug auf der Reuss mit sogenannten Langweidlingen. Der Ausflug erfolgte mit mehreren Schiffen. Nach dem «ins Wasser Setzen» der Schiffe in Luzern, übernachteten sie im Hotel Volkshaus. Sie starteten morgens um 7 Uhr und trafen laut Programm zwei Stunden später in Ottenbach ein. Das Reiseprogramm sah einen kurzen Halt vor der Weiterfahrt bis ins aargauische Stilli vor. Gemäss einem Ausschnitt eines damaligen Zeitungsberichts zeigt sich der Unfallhergang wie folgt: Bei der Talfahrt geriet der Weidling beim Wehranfang zu sehr nach rechts und fuhr in die wegen des hohen Wasserstandes nur schwer erkennbaren eingerammten Eisenbahnschienen. Das Schiff wurde schwer beschädigt, drehte ab, kenterte und brach auseinander. 19 der Wasserfahrer gelang es, sich schwimmend ans Ufer zu retten.

Als unbekannte Person beerdigt

Die sechs ertrunkenen Mitglieder des Limmat-Clubs Zürich hiessen Jakob Bauer, Hans Hug, Hermann Geilinger sowie Vater Ernst und sein Sohn Karl Dünner. Die Todesopfer waren im Alter zwischen 22 und 54 Jahren. Die Pontoniere und der Samariterverein von Ottenbach, welche vermutlich zur selben Zeit etwas weiter flussabwärts eine gemeinsame Übung durchführten, eilten unverzüglich zu Hilfe. Während sie die geretteten Personen betreuten, konnten bald fünf Leichen aus der Reuss geborgen werden. Die sechste Person, Ernst Dünner, blieb vermisst. Am 3. Juli 1943 wurde etwas oberhalb von Bremgarten eine vollständig entkleidete männliche ­Leiche aus dem Fluss geborgen.

Die aargauischen Untersuchungsbehörden bestatteten den nicht identifizierten Mann daraufhin, vermuteten jedoch nicht, dass es sich um den Vermissten des Bootsunglücks handeln könnte. Als die Klubleitung des Limmat-Clubs Zürich von dem Vorfall in Bremgarten Kenntnis erhielten, verlangte sie eine Exhumierung, nach der einwandfrei festgestellt werden konnte, dass es sich bei der Leiche um Ernst Dünner handelte.

Schlimmstes Unglück des Vereins

Nach 77 Jahren gibt es nur noch wenige Menschen, die sich an dieses tragische Unglück erinnern. Einer davon ist der 89-jährige Landwirt Fritz Schneebeli. Er erzählt, dass er sich an diesem Sonntag als Jungpontonier an der Reuss aufhielt und in einem Boot bei der Rettung mithalf. Es hätten mehrheitlich junge Männer im Weidling gesessen und den Langweidling habe es in Stücke ­gerissen, entsinnt er sich.

Urs Höhn, Ehrenpräsident des Limmat-Clubs Zürich hält fest, dass der Vorfall das schlimmste Unglück in der 150-jährigen Geschichte des Vereins sei und derart tragische Unfälle nicht in Vergessenheit geraten sollten. Dafür sorgt auch eine Gedenktafel, welche an einem schlichten Findling unmittelbar am Reussufer an der damaligen Unfallstelle angebracht ist.

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