Fachwerkmast ersetzt Betonturm

In den nächsten zwei Jahren erfährt die Albis-Silhouette eine markante Veränderung. Die Swisscom baut 2021 auf der Felsenegg einen filigranen ­Gittermastturm und bricht 2022 den massigen Richtstrahlturm ab, der für die heutige Zeit völlig überdimensioniert ist.

Der Mastturm in schlanker Fachwerk-Konstruktion kommt auf der Felsenegg unmittelbar neben den bisherigen massiven Richtstrahlturm aus Beton zu stehen. (Fotomontage Swisscom Broadcast AG).
Der Mastturm in schlanker Fachwerk-Konstruktion kommt auf der Felsenegg unmittelbar neben den bisherigen massiven Richtstrahlturm aus Beton zu stehen. (Fotomontage Swisscom Broadcast AG).

Seit 1963 prägt der massive Felsenegg-Betonturm die Albis-Silhouette. Doch bald sind seine Jahre gezählt. Mitte 2022 verschwindet er von der Bildfläche beziehungsweise von der Skyline. Die Swisscom Broadcast AG nimmt einen ebenerdigen Rückbau des wuchtigen Betonbauwerks vor und ersetzt ihn durch ­einen schlanken Fachwerkmast aus Stahl. Dieser wird schon vorgängig errichtet, wie die Quartierzeitung «Zürich 2» gestern berichtete. Der mit Sockel und Antenne 73 Meter hohe Sendemast soll mit einer Bauzeit von sechs bis acht Monaten bis im Herbst 2021 fertiggestellt werden. Zu stehen kommt er rund 30 Meter südlich des bisherigen Turms.

Der Rückbau des alten, 77 Meter hohen Turms erfolgt im ersten Halbjahr 2022. Eine Sprengung der Anlage kommt laut Swisscom nicht in Frage, aufgrund der topografischen Situation. Der Turm muss daher von oben nach unten mit Kran und Kleingeräten Geschoss um Geschoss abgetragen werden.

In einer dritten Phase erfolgen nach dem Neu- und Rückbau der beiden Türme bis Ende 2022 die Umgebungsarbeiten. Alle Flächen rund um den neuen Gittermast und die durch den Rückbau freiwerdenden Flächen werden neu hergerichtet, nach einem mit der Gemeinde Stallikon und dem Kanton Zürich abgesprochenen Gestaltungskonzept.

In die Jahre gekommen

Mit der Fertigstellung des Richtstrahlturms 1963 begann die Radio- und Fernsehübertragung in der Schweiz. Die Station Felsenegg war die wichtigste nationale Technikzentrale der Fernsehübertragung. Sie war Schaltzentrale für viele private Schweizer Fernsehstationen und erlaubte die nationale und internationale Verbreitung. Mit Einführung des Real-Systems verlor der Turm seine herausragende Bedeutung. Seit 2005 unterhält die Gesellschaft für Flugsicherung Skyguide eine Radarstation am Turm.

Heute dient der strategisch wichtig gelegene Turm als Relaisstation zur Übertragung von Richtfunksignalen. Er empfängt digitale Daten und leitet sie an andere Stationen wie zum Beispiel Rigi weiter. Er ist auch Empfangsstation für das Low Power Network, Teil des schweizweiten Netzes für das Internet der Dinge.

Den Abriss des Turmes begründet ­Esther Hüsler von der Swisscom Broadcast AG damit, dass «er in die Jahre gekommen ist und ohnehin überholt werden müsste.» Für die heutige Nutzung sei er «völlig überdimensioniert.» Denn «während die Übertragungskapazität moderner Sendetechnologien immer grösser wird, kommen die Sendeanlagen mit immer weniger Platz und Energie aus.»

Wenig Bedauern über Abbruch

Vor zwei Jahren hat der Kanton Zürich den Turm – laut Baudirektion «ein wichtiger bautypologischer und technikgeschichtlicher Zeuge der Telekommunikation in der Schweiz» – aus dem kantonalen Denkmalschutzinventar entlassen. Im Mai dieses Jahres erteilte er die Baubewilligung für den Neubau. Die Gemeinde Stallikon hat laut Gemeindeschreiber Roberto Brunelli die Baubewilligung am 3. Juni erteilt. Weil bei der Bauaussschreibung niemand den Baurechtsentscheid angefordert hat, muss die Anlagebetreiberin nun auch keine Rekurse fürchten. Generell warf die Bauausschreibung keine grosse Wellen, wie Brunelli erklärt. Ein Hauptgrund dürfte darin liegen, dass dem massiven Betonturm wohl nicht viele Tränen nachgeweint werden. «Das Bauwerk passt nicht in die Landschaft, ist wie eine Faust aufs Auge», findet Gemeindeschreiber ­Roberto Brunelli – eine Ansicht, die wohl viele teilen dürften.

Über die ganze Bauphase hinweg soll der Sendebetrieb auf der Felsenegg aufrechterhalten werden. Der Wechsel aller Funktionen vom alten auf den neuen Gittermast erfolgt innerhalb weniger Stunden. Die Bauarbeiten werden für eine gewisse Zeit Mehrverkehr auf der Zufahrtstrasse zur Baustelle verursachen. Die Swisscom rechnet damit, dass für den Bau des neuen Gittermastes vor­aussichtlich 110 Lastwagenfahrten notwendig sein werden. Für den Abtransport der Betonmassen veranschlagt sie weitere 160 Fahrten.

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