«Musik wird fast nur von Männern produziert»

Die 30-jährige Lehrerin Miriam Heinzer hat seit Jugendjahren ein grosses Hobby: Musik. Zuerst sang sie primär Covers. Seit ihrem Masterstudium in Musikpädagogik komponiert und produziert die eigenwillige Musikerin jedoch auch selber.

In ihrem Musikzimmer komponiert, singt und mischt Miriam Heinzer ihre Songs. (Bild Salomon Schneider)
In ihrem Musikzimmer komponiert, singt und mischt Miriam Heinzer ihre Songs. (Bild Salomon Schneider)

Mit 13 Jahren hat die Hausemerin ­Miriam Heinzer begonnen, sich für ­Gesang zu interessieren. Sie gründete damals mit Freundinnen eine Singgruppe, die Pop-Covers sang: «Bei den Auftritten habe ich gemerkt, dass ich eine Stimme habe, die sehr flexibel und vielschichtig ist und auf natürliche Weise angenehm anzuhören ist. Es war zwar eine kurzlebige Formation, die Begeisterung für die ­Musik ist jedoch ungebrochen.» Anschliessend hat sie mit Mitgliedern ihrer Familie eine Rock-Coverband gegründet, die drei Jahre Bestand hatte und primär an Familienfesten aufgetreten ist.

Liebe auf den ersten Ton

Als Miriam Heinzer ihr Studium an der Pädagogischen Hochschule in Zürich aufnahm, löste sich die Band auf. Online hat sie den Zugang zu ihrer Funk-Soul-­Coverband, Sugarpuffs, gefunden: «In dieser Zeit habe ich mich stark auf das Studium konzentriert. Die Musik hat mir aber immer gefehlt und eines Abends habe ich mich an den Computer gesetzt, und nach Bands gesucht, die Verstärkung gesucht haben. Es war ­Liebe auf den ersten Ton. Wir spielen bis heute und machen super Tanzmusik.» Nach dem Bachelor hängte sie ein ­berufsbegleitendes Studium in Musikpädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste an und konnte ihr Musikwissen vertiefen. Nach dem Abschluss begann Miriam Heinzer intensiv zu komponieren und Liedtexte zu verfassen und produzierte erste eigene Songs.

Bandleben ist sehr zeitintensiv

«Ich habe während der ersten Zeit Tage, manchmal Wochen in meinem Zimmer verbracht und an Text und Ton gefeilt. Als ich einige Songs zusammenhatte, wollte ich auch damit auftreten. Aus meinen Banderfahrungen wusste ich jedoch, dass das Bandleben organisatorisch sehr aufwändig ist und ich wollte mich nicht noch einer Formation anschliessen, da mir sonst viel zu wenig Zeit für Komposition und Produktion geblieben wäre. Schliesslich habe ich meine Freundin Nina Sladic gefragt, ob sie mit mir zusammenarbeiten will», erklärt Miriam Heinzer. Was als Freundinnen gut funktionierte, klappte auch als Band und seit November sind Miriam und Nina bereits sieben Mal gemeinsam aufgetreten, vor allem in Zürich: «Während des Corona-Shutdowns wurden mehrere Auftritte abgesagt, was ich unterstützte, aber trotzdem schmerzhaft war. Alternativ ergaben sich jedoch einige Auftritte mit Life-Stream über das Portal kapsel.space. Ich spiele aber viel lieber live, wenn ich das Publikum spüre, die Lichter glitzern und dieses einzigartige Konzertgefühl aufkommt.»

Nicht nur Sängerin, sondern Musikerin

«Twisted Mirror» ist das erste Lied in einer Extended-Player Veröffentlichung von vier Songs und trägt das Release. Der Song hinterfragt das gängige Schönheitsideal, das Frauen im Alltag entgegentritt. Miriam Heinzer ist es jedoch gelungen, einen so eingängigen Refrain zu komponieren, dass die Zuhörenden nach dem ersten Mal fast automatisch mitsummen. Der Text ist hauptsächlich in Englisch, hat aber auch Teile in Schweizerdeutsch und Serbisch: «Mir geht es auch darum, dass Frauen sich gegenseitig stärker unterstützen sollen. Produktion, Mastering, Artwork und Mixing wurden deshalb allein von Frauen gemacht. Die Idee war ein starkes Statement in dem immer noch hauptsächlich männerdominiertem Musikbusiness zu setzen. Gleichberechtigung ist sowieso eines der Themen, die meine Texte prägen. Ich möchte auch andere Frauen motivieren, sich nicht als Sängerinnen zu sehen, sondern als Musikerinnen. Denn für eine inklusive Musikwelt braucht es mehr weibliche Vorbilder in der Musikproduktion und auf der ­Bühne.»

Musik als Instrument der Verarbeitung

Wenn Miriam Heinzer komponiert und schreibt, zieht sie sich stark zurück und reflektiert viel. Erst bei den Proben mit Nina Sladic kehrt sich der Prozess nach aussen: «Zum Glück habe ich einen verständnisvollen Partner, der diese introvertierten Phasen mitträgt und mich voll unterstützt. Sonst wäre es mit ­Beruf, Partnerschaft, Sozialleben und Musik sicher schwierig.»

Für Miriam Heinzer ist Musik ein rollender Prozess. Einerseits freut sie sich, baldmöglichst wieder live aufzutreten, andererseits arbeitet sie bereits an den nächsten Liedern. Für sie ist ­Musik das beste Instrument, um ihre Erfahrungen einzuordnen und zu ­reflektieren; gerade ihre Texte weisen deshalb viele autobiografische Züge auf. ­

Durch die eigenen Kompositionen hat sie völlige Freiheit darin, was sie machen will. Sie spielt am liebsten mit Soul- und Elektropop-Elementen, die Musik hat aber auch zahlreiche Einflüsse ­anderer Musikrichtungen, die ihr Leben inhaltlich oder stilistisch geprägt ­haben.»

 

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