Aufbruch in die Pensionierung
Judith Eicher und Christian Scheurer verlassen die Oberstufe Mettmenstetten

Judith Eicher war 27 Jahre Fachlehrperson an der Primarschule Mettmenstetten und an der Sekundarschule Knonau-Maschwanden-Mettmenstetten. Christian Scheurer unterrichtete dort 25 Jahre als Klassenlehrer an der Oberstufe. Während Christian Scheurer seine Schülerinnen und Schüler jeweils drei Jahre lang intensiv begleitete und auf Berufslehren und weiterführende Schulen vorbereitete, unterrichtete Judith Eicher pro Woche bis zu 150 Kinder und Jugendliche aller Volksschulstufen im textilen und technischen Gestalten, auf der Sekundarstufe vor allem den textilen Teil.
Deshalb war Christian Scheurer rundum über den Alltag seiner Schüler und Schülerinnen informiert, Judith Eicher dagegen wusste oft nicht, aus welcher aktuellen Situation und Befindlichkeit sie die Schülerinnen und Schüler übernahm. Für beide waren Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen zentral. Sie sahen die Kinder und Jugendlichen ganzheitlich und nahmen Anteil an deren Sorgen und Freuden. Betreffend Philosophie sind sie sich einig: «Schule geben bedeutet mehr als Stoff vermitteln, es ist Beziehungsarbeit.» Mit Leidenschaft förderten sie individuelle Stärken und schlossen allfällige Lücken achtsam. Ihr Ziel war stets, junge Menschen auf ihre Zukunft vorzubereiten. Im Sommer 2025 gehen beide in den Ruhestand und freuen sich auf den neuen Lebensabschnitt.
In Handarbeitslehrerinnenseminar gestartet
Nach der Diplommittelschule wählte Judith Eicher das Handarbeitslehrerinnenseminar in Zürich, um später Kindern und Jugendlichen Freude an Handarbeiten und an der künstlerischen Farb- und Formgestaltung zu vermitteln. Sie liebt sowohl kreatives Arbeiten als auch den Umgang mit Kindern. Diese Wahl hat Judith Eicher nie bereut, auch wenn sie sich während ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder neu ausrichten musste. Das Fach «Handarbeit» entwickelte sich zu «TTG, textiles und technisches Gestalten», das die Kreativität von jungen Menschen weckt und fördert.
«Es machte mir Spass, coole Ideen zu vermitteln», erklärt sie. Gern gestaltete sie ihren Unterricht in Form von individuellen Projekten. Sie ist überzeugt: «In jedem Menschen steckt etwas Gutes.» Sie verstand es, dies hervorzuholen und zum Glitzern zu bringen. So schenkte ihr beispielsweise eine Gruppe eine Tasse, die sie immer an viele gute Gespräche erinnern sollte. Ihre Begeisterung beispielsweise für Schmuckdesign oder fürs Töpfern teilte sie in Freifachkursen. Immer wieder bildete sie sich in verschiedenen kreativen Techniken weiter, um ihren Unterricht abwechslungsreich zu gestalten.
Sie verlässt den Schuldienst zwei Jahre vor dem offiziellen Pensionsalter, um zu reisen, beispielsweise nach Costa Rica, und ihren zahlreichen Interessen nachzugehen. «Ich habe keine Angst, ohne Schule in ein Loch zu fallen.»
Christian Scheurer lernte zunächst Tiefbauzeichner
Seine berufliche Laufbahn begann Christian Scheurer als Tiefbauzeichner. Während der ersten Jahre im Beruf entdeckte er seine Freude an der Lehrlingsbetreuung. Er besuchte die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene in Zürich, wo er seine spätere Frau Irene kennenlernte. Christian Scheurer ist vielseitig interessiert. Deshalb entschloss er sich für das Real- und Oberschullehrerseminar, das eine breite Fächerpalette beinhaltet.
Eine Karriere mit Umweg? Der Sekundarlehrer ist überzeugt: «Meine Erfahrungen auf dem ersten Bildungsweg brachten mir wertvolle Kompetenzen.» Er begleitete seine Jugendlichen verständnisvoll durch die Berufswahlphase. Deshalb beendet er seine Lehrtätigkeit jetzt, am Ende des ersten Sekundarschuljahres, damit er die Klasse nicht während der Berufswahl abgeben muss.
«Mettmenstetten ist eine ziemlich heile Welt», ist er überzeugt. Während der ersten Jahre als Lehrer in Wallisellen sah er sich vor belastendere Probleme gestellt. Er kam fast immer mit dem Velo zur Schule und lacht: «Kopf verlüften!» Spontaner Humor und kluger Wortwitz sind für ihn wichtige Elemente der Gestaltung seiner Kommunikation und der Beziehung zu Jugendlichen. Er entschärfte so Konflikte und Probleme und nahm sein Gegenüber trotzdem immer ernst. Im Elternkontakt sah er es als Vorteil, selbst Vater zu sein.
Christian Scheurer ist kein Mann, der halbe Sachen macht. Er arbeitete immer sehr engagiert für die Schule. «Ich sehe meine Arbeit nicht als Job, sondern als Berufung.» Genauso intensiv wird er auch nach der Pensionierung leben, mehr lesen und musizieren, fotografieren, Sport betreiben, sich für Kulturelles engagieren und Italianità geniessen: Mit seiner Tochter den Italienischkurs fortsetzen und mit seiner Frau in den Süden reisen. Er liebäugelt bereits mit einer e-Vespa. Ein Kollege meinte: «Christian ist ein herausragender Mensch und ein fantastischer Lehrer mit Herzblut. Wir werden ihn vermissen.»