Für die Sache der (Land)-Frauen
Daniela Stübi kennt die Anliegen der weiblichen Landbevölkerung. Seit knapp zehn Jahren steht die Bäuerin den Landfrauen des Bezirks Affoltern vor. Mit ihrer Familie bewirtschaftet sie den Sunnehof in Mettmenstetten.

Es ist kühl an diesem Vormittag im Juli. Die Wolken hängen tief über dem Sunnehof, der leicht erhöht über Mettmenstetten liegt und eine schöne Fernsicht auf die Innerschweizer Alpen und den Zugersee freigibt. Da es nicht regnet, gehen die Werktätigen den anstehenden Hof- und Feldarbeiten ungestört nach. Gemeinsam mit ihrem Mann Beat und einem ihrer drei Söhne mit Familie führt Daniela Stübi den Landwirtschaftsbetrieb. Mit Milchwirtschaft, Pouletmast, Ackerbau und Direktvermarktung bestreiten sie ihren Lebensunterhalt. Die Produktionsmethoden orientieren sich an den Richtlinien des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN), die sich minim von jenen der konventionellen Landwirtschaft unterscheiden.
Landfrau aus Rifferswil am TV
«Ich habe Glück, dass ich zu Hause arbeiten und mein Wissen in die Familie und den Betrieb einfliessen lassen kann», sagt Daniela Stübi. Die 56-Jährige ist gelernte Bäuerin und bezeichnet sich als selbstständige Unternehmerin. Andere Landfrauen lassen sich von ihrem Mann anstellen und einen Lohn auszahlen. «Die Arbeit einer Landfrau wird oft unterschätzt», findet sie. «Es ist ein Fulltime-Job und reicht von Hausarbeit über administrative und organisatorische Aufgaben bis hin zu Hof-, Stall-, Garten- und Feldarbeit.» Daniela Stübi weiss um die nicht immer einfachen wirtschaftlichen Verhältnisse in den hiesigen Landwirtschaftsbetrieben und die damit einhergehende, oft fehlende soziale Absicherung der Frauen. «Häufig ist auch ein Zweitverdienst nötig, damit die Familien über die Runden kommen», sagt sie. Dies ziehe bisweilen eine Doppelbelastung der betroffenen Landfrauen nach sich, die nicht zu unterschätzen sei.
Seit bald zehn Jahren steht Daniela Stübi als Präsidentin der Landfrauenvereinigung des Bezirks Affoltern vor. «Wir setzen uns für die Bewahrung von Tradition und Brauchtum genauso wie für das ländliche Kulturgut ein», fasst sie Sinn und Zweck des Verbands zusammen. Obwohl die Landfrauenvereinigung mitunter als altmodisch angesehen wird, kommen Traditionen hierzulande wieder vermehrt in Mode, wie die beliebte TV-Sendung «Landfrauenküche» zeigt. «Demnächst kocht mit Maya Bär-Bossert eine Landfrau aus Rifferswil mit», verrät sie. Und auch für die Sache der Frau steht die Vereinigung, die gesamtschweizerisch fast 60000 Mitglieder zählt, wie vermutlich kein anderer Frauenverband hierzulande ein. «Unsere Mitglieder haben unterschiedliche Interessen und verschiedene Lebenshintergründe, die wir alle vertreten.» Allein im Bezirk Affoltern sind knapp 500 Mitglieder registriert. «Etwa ein Drittel davon sind aktive Bäuerinnen. Die anderen arbeiten in verschiedenen Bereichen.»
Backservice aus dem Säuliamt
Wie in der ganzen Schweiz sind die Landfrauen auch im Säuliamt gut vernetzt. In jeder der 14 Gemeinden gibt es Ortsvertreterinnen, die sich für ein aktives Dorfleben einsetzen. Das Jahresprogramm der Vereinigung präsentiert sich dementsprechend vielfältig. «Wir bieten von Weiterbildungsmöglichkeiten zu Themen wie Ehe- und Erbrecht, Urheberrecht, Patientenverfügung oder Burnout über gemeinsame Ausflüge und Betriebsbesichtigungen bis hin zu geselligen Anlässen für viele etwas an», sagt Daniela Stübi. Erwähnenswert findet sie die ländliche Familienhilfe, die der Verband für seine Mitglieder ausrichtet. «Wir organisieren zeitlich befristete Unterstützung in Haus und Garten bei Unfall, Krankheit oder Todesfall aber auch bei Geburten.» Finanziert wird dieses Angebot auf Basis des steuerbaren Einkommens über die Zürcher Landfrauen. Ferner betreiben die Landfrauen mit der Säuliämter Backgruppe seit Kurzem einen Rundum-Service für Anlässe bis zu 300 Personen. «Wir beliefern Feste und Partys mit selbstgemachten Backwaren wie Torten, Cakes und Kuchen und helfen bei Bedarf am Buffet und im Service mit.»
Mit der Zeit gehen
Daniela Stübi mag Herausforderungen im (Berufs-)Alltag und den Austausch mit Menschen. «Auf dem Sunnehof beschäftigen wir ganzjährig Lehrlinge in Ausbildung zum Landwirt oder zur Landwirtin EFZ, arbeiten mit Studierenden der Agronomie an der ETH oder mit Praktikanten und Praktikantinnen der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften Hafl in Zollikofen zusammen», sagt sie. «Seit vier Jahren sind wir auch Einsatzbetrieb für Zivildienstleistende.» Während die Lehrlinge ganzjährig auf dem Hof mitarbeiten, kommen letztgenannte im Sommer während der Direktvermarktung zum Einsatz.
«Ich bin offen für Neues», sagt Daniela Stübi. Sie erlebe Veränderungen im (Berufs-)Alltag als Bereicherung. «Ich informiere mich diesbezüglich angemessen und beziehe die Landfrauen regelmässig in diesen Prozess ein.» Jeder Strömung nachzugeben und die Landfrauenvereinigung beispielsweise den sozialen Medien zuzuführen, sei ihre Sache allerdings nicht. «Bis heute bin ich gut mit den konventionellen Methoden gefahren», führt sie aus. «Wir würden uns allerdings freuen, wenn sich vermehrt junge Frauen der Landfrauenvereinigung anschliessen, die solche Anpassungen gerne vornehmen dürfen.»