«Wir können alle Helden sein!»

Als einzige Gemeinde im Bezirk hat Mettmenstetten im Corona­sommer an ihrer offiziellen Feier zum 1. August festgehalten. Dafür durften die Organisatoren viel Lob entgegennehmen.

Festredner Roy Gerber (l.) und Organisator Peter Junker vor der 1.-August-Festgemeinde in Mettmenstetten. (Bild Thomas Stöckli)
Festredner Roy Gerber (l.) und Organisator Peter Junker vor der 1.-August-Festgemeinde in Mettmenstetten. (Bild Thomas Stöckli)

Würden die Mettmenstetter als Organisatoren der einzigen offiziellen Augustfeier im Bezirk überrannt werden oder sollten die Ängste im Zusammenhang mit Corona so stark dominieren, dass der Referent und die Organisatoren weitgehend unter sich bleiben? Die ­Befürchtungen in beide Richtungen ­erwiesen sich als unbegründet. Rund 80 Personen fanden auf den paradiesischen Festplatz über dem Dorf.

Mit Musik der Lindenörgeler und dem traditionellen Glockengeläut wurde der Anlass eingeleitet. «Wenn die Glocken läuten, spricht der Pfarrer noch anderthalb Stunden», drohte Festredner und Theologe Roy Gerber vor seiner ­Ansprache am Tisch. Zu erzählen hätte er ja viel, er, der einst in die USA ausgewandert war, um den «Amerikanischen Traum» zu leben: Als Verkaufsleiter eines internationalen Konzerns in den USA angekommen, machte er sich bald selbstständig und gründete nach und nach drei Firmen.

So weit alles nach Plan, doch dann zieht es ihm bei Freiwilligeneinsätzen in seiner Kirchgemeinde sprichwörtlich den Ärmel rein und er beginnt sich immer mehr für Menschen in schwierigen Lebenssituationen stark zu machen, für missbrauchte Kinder, Obdachlose und Drogensüchtige. Er studiert Theologie und engagiert sich – zurück in der Schweiz – für die Sozialwerke von ­Pfarrer Sieber, ehe er den Verein «Be Unlimited» gründet, der aus Mettmenstetten Einzelpersonen, Firmen und Athleten in schwierigen Situationen begleitet, und ein Jahr später die «Kummernummer» lanciert, eine Anlaufstelle für Opfer von sexueller Ausbeutung.

Der Nachbar zahlt den Féchy

Die Drohung mit der anderthalbstündigen Rede machte Gerber nicht wahr, es blieb kurz und prägnant bei rund fünf Minuten. Und auch sein spannender Werdegang wurde nur in der Einführung von Peter Junker kurz angeschnitten. Stattdessen sprach er von Freiheit und Dankbarkeit, von den «Heldinnen und Helden», die sich im Hintergrund oder an der Front für die Schweiz einsetzen. «Wir können alle Helden sein», legte er der Festgemeinde ans Herz, um sich gegen Missstände stark zu machen.

Unter den Gästen an der Nationalfeier war auch Gerbers Nachbar im ­Mettmenstetter Weiler Wissenbach, Ernst Forster. Extra für die Ansprache sei er auf den Festplatz Paradies gekommen. Und die beiden Herren hatten eine ­Abmachung: Nach einer gelungenen ­Ansprache zahle Forster das erste ­Getränk, ansonsten müsse der Redner das Portemonnaie zücken. Als Gerber nach seiner Ansprache an den Tisch zurück kam, erhob sich Forster sogleich: «Ich zahle den Féchy.»

Und Lob gab es auch für die Familie Junker, stellvertretend für den organisierenden Verschönerungsverein und den Turnverein, der die Festwirtschaft schmiss: «Das habt ihr gut gemacht» und ähnliches hörten sie von den Festbesuchern wiederholt. «Mettmenstetten hat den schönsten Festplatz im Bezirk», betonte Peter ­Junker. Nur schon deshalb habe man nicht auf die traditionelle ­Feier verzichten wollen. Und mit dem Sicherheitskonzept, das unter anderem eine Abstandsempfehlung, Lenkung der Besucher an der Festwirtschaft, die Angabe von Kontaktdaten, und natürlich Verzicht auf Händeschütteln umfasste, dürfte sich auch das Ansteckungsrisiko in Grenzen gehalten haben.

Die Instrumentalversion der Nationalhymne genoss man für diesmal schweigend oder allenfalls mitsummend und nach dem Entzünden des Höhenfeuers gegen 21.30 Uhr zog sich das Sitzenbleiben diesmal nicht ganz so lange hin: Um 24 Uhr sollte nach den Coronaregeln, die für die Gastronomie gelten, Schluss sein, hatte Junker angekündigt.

 

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