Grösste Gefahren auf Strasse und Schiene

Die gigantische Explosion am letzten Dienstag im Hafen von Beirut wirft die Frage auf: Könnte das auch im Säuliamt passieren? Eine Umfrage bei Feuerwehr- und Zivilschutzorganisationen sowie einem Düngemittelhändler ergab: eher nicht.

Nach dem Grossbrand 2009 auf dem Campingplatz Türlersee ist der Handel mit Gasflaschen für Camping und Grill im Umbruch: Die gefährlichen Stahlbehälter, die im Brandfall wie Bomben explodieren können, werden immer mehr von sichereren und leichte
Nach dem Grossbrand 2009 auf dem Campingplatz Türlersee ist der Handel mit Gasflaschen für Camping und Grill im Umbruch: Die gefährlichen Stahlbehälter, die im Brandfall wie Bomben explodieren können, werden immer mehr von sichereren und leichteren Kunststoff- und Alubehältern abgelöst. (Archivbild Fritz Haller)

Am Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich am frühen Dienstagabend eine heftige Explosion ereignet, deren Druckwelle sogar im 240 Kilometer entfernten Zypern noch als Erdbeben zu spüren war. Gemäss ersten Erkenntnissen soll Ammoniumnitrat detoniert sein, der Grundstoff für Pflanzendünger und Sprengstoff. Das wirft die Frage auf: Wäre eine derartige Explosion auch bei uns möglich?

Alfred Haab, Kommandant der regionalen Zivilschutzorganisation, relativiert. Im Säuliämtler Gefahrenkataster seien nur noch die chemische Firma Kolb in Hedingen sowie Fassreiniger Josef Amstutz in Wettswil aufgeführt. Haab ist jedoch überzeugt, dass sich die Gefahr einer grossen Explosion in den letzten Jahren nur schon aus logistischen Gründen und wegen der laufend schärfer werdenden Gesetze reduziert hat. Er sagt: «Mengenmässig haben wir nicht mehr derart grosse Chemielager wie vor 20 Jahren. Geliefert wird heute vermehrt on Time.» Ähnlich verhalte es sich mit dem Dünger. Der werde heute von den Zulieferern mit dem Lastwagen direkt auf die Bauernhöfe geliefert. Die Bauern holten den Dünger nur noch in seltenen Fällen und in geringen Mengen direkt in Lagern ab.

Nur noch geringe Lagerbestände

Dies bestätigt Armin Heller, Geschäftsführer der Landi Albis: «Die Margen sind inzwischen auch in diesem Bereich stark geschrumpft, so dass wir nur noch als Zwischenhändler auftreten. Wir haben wohl noch ein Lager mit Düngemitteln. Doch das ist wesentlich kleiner als früher.» Mit dem Neubau der Landi-Zentrale vis-à-vis vom Bahnhof in Mettmenstetten haben in den Geschäfts- und Lagerräumen die neuesten Sicherheits- und Umweltschutz-Standards Einzug gehalten. Die Tankstelle vor dem Gebäude sei bereits 2018 stillgelegt worden. Auch der Handel mit Gasflaschen für Camping und Grill sei im Umbruch. Die schweren und gefährlichen Stahlbehälter, die im Brandfall wie Bomben explodieren können, werden nur schon aus Gewichtsgründen immer mehr von sichereren und leichteren Kunststoff- und Alubehältern abgelöst.

Lehren, die der Detailhandel aus dem Grossbrand Ende Mai 2009 auf dem Campingplatz am Türlersee gezogen hat. Damals waren 17 Wohnwagen verbrannt. Die stählernen Campinggas­flaschen, die unvermittelt explodierten und sich dabei wie Splitterbomben in ihre Einzelteile zerlegten, wurden zu einer grossen Gefahr für Feuerwehr und Passanten. Eines dieser herumfliegenden Fragmente verletzte damals einen Badegast aus Obfelden, der rund 120 Meter vom Brandherd entfernt auf der Liegewiese des Strandbades weilte, an den Beinen. Als Konsequenz verbot man im Nachgang im Rahmen eines Sechs-Punkte-Sicherheitsprogramms die künftige Nutzung von stählernen Gasbehältern auf dem Campingplatz am Türlersee.

Rigorose Sicherheitsvorschriften

Auch Tankstellen taxiert Haab nicht zwingend als Gefahrenherd, denn die Sicherheitskonzepte zum Betreiben von Zapfsäulen seien inzwischen sehr aufwändig und füllten ganze Bundesordner. Mathias Baumann, Kommandant der Feuerwehr Unteramt und der Betriebsfeuerwehr der Firma Kolb, bestätigt die rigorosen Vorschriften, die Betriebe wie Kolb, die der Störfallverordnung unterliegen, zu erfüllen haben. Auflagen der Feuerpolizei, der Gebäudeversicherung, der Gemeinde, des Zürcher Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel), sowie des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), die laufend umfangreicher werden und einer regelmässigen Kontrolle unterliegen. Zudem habe die Überwachungstechnik in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Er lokalisiert die grösseren Gefahren beim Transport der Gefahrengüter auf Schiene und Strasse, denn auf dem Fabrikgelände sei die Kontroll- und Rettungsinfrastruktur vorhanden, ausserdem werde das Verhalten bei Notfällen regelmässig geübt.

Roger Hofstetter, stellvertretender Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Affoltern, ergänzt: «Der Auftrag der Feuerwehr ist nicht nur Retten, Löschen und Halten.» Es gelte dabei auch, die Sicherheit der Retterinnen und Retter sowie den Umweltschutz im Auge zu behalten. Die Bauvorschriften seien in den letzten Jahren diesbezüglich wesentlich umfangreicher geworden.

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