Fahrbare Hotelzimmer sind äusserst begehrt

In den letzten Jahren erfreuten sich die Wohnwagen und ­Wohnmobile einer stetig grösser werdenden Beliebtheit. Seit Beginn der Pandemie und den ­Reisebeschränkungen ist ein eigentlicher Camping-Boom festzustellen.

Ein naher Zweitwohnungssitz an der Reuss: Margrit Lamalfa und Peter Thürig aus Thalwil. (Bild Martin Mullis)
Ein naher Zweitwohnungssitz an der Reuss: Margrit Lamalfa und Peter Thürig aus Thalwil. (Bild Martin Mullis)

Die Schweiz entwickelt sich mehr und mehr zu einem Camperland. Das ganz grosse Gefühl von Freiheit und Abenteuer und dabei dennoch einen möglichst grossen Komfort in Anspruch nehmen zu können, liefern die heutigen modernen Wohnwagen und Wohnmobile. Seit einigen Jahren steigen die Zahlen der modernen Teilzeitnomaden ganz besonders auch in der Schweiz. Infolge der bestehenden Reisebeschränkungen aufgrund der herrschenden Coronakrise, wählen immer mehr Feriensuchende die Variante des eigenen Hotelzimmers auf vier Rädern. Walter Bieri, Redaktor der Schweizerischen «Camping-Revue» und Vorstand des Schweizerischen Camping und Caravanning Verbands (Sccv), spricht von einem eigentlichen Boom. Er unterscheidet allerdings die Campingplatzgäste in zwei spezifische ­Typen. Die Wohnwagenbenützer haben völlig andere Bedürfnisse als die Inhaber von Wohnmobilen. Wohnwagenbesitzer bleiben länger am selben Platz, verbringen vielfach ihren Urlaub auf demselben Camping, meist mit der ganzen Familie, während die Wohnmobile sich weitaus beweglicher verhalten. Diese suchen eher die Freiheit, Vielfalt und auch das Abenteuer und wollen öfters auch nur einfach übernachten. Walter Bieri, selber auch Platzchef eines Campingplatzes, hält fest, dass in der Schweiz das Bedürfnis zur Nähe der Natur ganz klar gestiegen ist. Dazu kommt, dass die heutigen modernen Wohnmobile ausgezeichnet ausgestattet sind. Bieri spricht von einer eigentlichen autarken Situation, sind doch diese fahrenden Hotelzimmer mit Dusche, WC und allem möglichen Komfort ausgerüstet. Doch gerade in den heutigen Umständen um Corona fehlen die nötigen Stellplätze. Allerdings dürfe der Sccv feststellen, dass viele Gemeinden in der Schweiz ihre Haltung diesbezüglich geändert haben.

Der Trend für Ferien im Wohnmobil steigt ins Uferlose

Die verantwortlichen Behörden hätten bemerkt, dass Wohnmobilinhaber durchaus auch wohlhabende Touristen sein können. Während früher Anträge für neue Stellplätze meistens abgelehnt wurden, sei dies in den letzten Monaten öfters bewilligt worden.

Willy Zimmermann, Inhaber der Willy’s Wohnmobile AG in Affoltern, bestätigt die seit Jahren stetige Zunahme der Camper. Aufgrund der Reise­beschränkungen ins Ausland infolge der Corona-Massnahmen, sei dieser Trend nun fast ins Uferlose gestiegen, hält er fest. Es fehle in der ganzen Schweiz, nicht nur im Säuliamt, an den nötigen Stellplätzen. Auch in Affoltern könnten seiner Meinung nach noch einige Stellplätze für Wohnmobile ohne grossen Kostenaufwand eingerichtet werden. Sein Geschäft sei völlig ausgelastet, ­momentan könnte er einen einzigen Occasionswagen anbieten. Neuwagen, vor allem in den Königsklassen, seien erst ab Frühling 2022 wieder erhältlich. Willy Zimmermann stellt auch fest, dass vermehrt kleinere Busse mit mehr oder weniger Geschick in Wohnmobile umgewandelt werden.

Daniel Blanc, Chef des Campingplatzes an der Reuss in Ottenbach, hat am Freitagabend alle Hände voll zu tun. Der idyllische Platz am Fluss ist voll besetzt. Unter der Woche stehen jeweils noch wenige Stellplätze zur Verfügung, über das Wochenende ist hingegen nichts mehr zu wollen.

Autark leben im Wohnmobil der Königsklasse

Hansruedi Zumbühl und seine Frau Ruth aus Mühleberg hatten Glück. Ihr Wohnmobil Marke «Concord» zählt mit einem Preis von rund 350000 Franken zur Königsklasse. Während dreier Ferienwochen tingeln sie durch die Schweiz und bleiben immer nur ein bis drei Tage am selben Ort. An der Reuss sind sie das erste Mal und sie versichern, dass es ihnen im Säuliamt sehr gut gefällt.

Margrit Amalfa und ihr Lebenspartner Peter Thürig halten hingegen gar nichts vom Nomadenleben. Der Elektromonteur hat seinen Wohnwagen bereits schon seit annähernd 40 Jahren am selben Platz an der Reuss aufgestellt. Das Paar benützt ihr Feriendomizil sozusagen als nahen Zweitwohnungssitz, befindet sich doch ihre feste Wohnung in Thalwil und so sind sie, wenn nötig, innert kurzer Zeit wieder zu Hause.

Während am Eingangstor des Campingplatzes ein reges Kommen und ­Gehen herrscht, sitzt eine fröhliche Runde Gäste verschiedenen Alters zusammen und geniesst die Abendsonne bei einem Apéro oder einem Bier. Auch das gehört offenbar zum Ferien-­Erlebnis Freizeit, Freiheit und Abenteuer.

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