Ein Schulhaus wird zur Galerie

Florian Rubin ist in Hausen aufgewachsen. Nun organisiert er in der Sekundarschule Hausen seine erste Ausstellung. Auf diesem Weg möchte er Jugendlichen zeitgenössische Kunst näherbringen. Morgen Samstag findet die Vernissage statt.

Wollen andere mit ihrer Leidenschaft für zeitgenössische Kunst begeistern: Florian Rubin und Anica Nizic. (Bild Livia Häberling)
Wollen andere mit ihrer Leidenschaft für zeitgenössische Kunst begeistern: Florian Rubin und Anica Nizic. (Bild Livia Häberling)

Von Jugendlichen kann man immer etwas lernen. In Hausen zum Beispiel, beim Gang durch das Sekundarschulhaus Weid 2, da lernt man, dass «chillen» ein künstlerischer Akt ist. Es sei «die Kunst, sich beim Ausruhen nicht zu langweilen.» Diese Botschaft ist auf einem der Schüler-Bilder zu lesen, die dort an einer Backsteinwand hängen. So kann man das mit der Kunst natürlich auch sehen.

Überhaupt etwas sehen. Oftmals höre es dort ja leider schon auf, sagt Florian Rubin: «Man nimmt etwas wahr, kann es nicht einordnen – und schliesst sofort damit ab, ohne sich näher damit auseinanderzusetzen.» Der 24-jährige absolviert in Bern den Bachelorstudiengang in «Fine Arts» und ist überzeugt, dass jeder Mensch seinen persönlichen Zugang zur Kunst finden kann. Er selbst habe diese Leidenschaft durch seinen Nachbarn entdeckt: «Ich habe ihn häufig in sein Atelier begleitet und ihm assistiert, das hat mich wahnsinnig begeistert.» Auch Anica Nizic hat diesen Sommer ihr erstes Jahr im Bachelorstudium «Illustration» an der Hochschule Luzern abgeschlossen. Die 21-Jährige sagt, um für sich einen Zugang zu künstlerischem Schaffen zu finden, habe sie ihr Weg von der Agglo in die Stadt geführt.

Nun sind die beiden zurück auf dem Land. In einer Ausstellung möchten sie für Jugendliche Berührungspunkte mit zeitgenössischer Kunst schaffen. Dass das in Hausen geschieht, ist kein Zufall: Florian Rubin ist in dieser Gemeinde aufgewachsen, kam vor Kurzem mit einer Lehrerin der Sekundarschule Hausen in Kontakt. Im Gespräch entstand die Idee, in den Räumen der Sek ein Projekt umzusetzen, das die Schülerinnen und Schüler involviert. Florian Rubin fragte andere Kreative aus seinem Bekanntenkreis an, ob sie Lust hätten, Teil seiner ersten Ausstellung zu werden. Sie hatten Lust.

Plötzlich wartet im Gang eine lebendige Überwachungskamera

So kam es, dass er nun – gemeinsam mit Anica Nizic und acht weiteren jungen Kunstschaffenden das Schulhaus Weid 2 während zwei Wochen als Galerie «kapern» darf. Anders als nach dem gängigen Ausstellungskonzept des «White Cube», bei dem die Umgebung der Kunst mit weissen Wänden möglichst neutral gehalten wird, soll ihr «Weid Cube» eine Erfahrungswelt schaffen, die sich möglichst nahe in den Alltag der Schülerinnen und Schüler einfügt. Plötzlich baumelt ein Boxsack von der Decke; im Treppenhaus stehen Malereien – und vor dem Schulzimmer installiert sich eine lebendige Überwachungskamera. Verwirrung stiften, eine Reaktion provozieren, das sei Teil der Idee, sagt Florian Rubin.

Natürlich ist die Ausstellung nicht alleine den Schülerinnen und Schülern vorbehalten. An vier Abenden ist sie öffentlich zugänglich. Die Vernissage findet morgen Samstag statt. Geplant ist dort auch eine Live-Performance von Florian Rubin und Anica Nizic. Und natürlich warten Ausstellungsstücke, Malereien, Filmsequenzen oder Arrangements – im Veloraum oder auf der Toilette, im Sammlungsraum oder im Treppenhaus. Gezeigt werden bestehende und neue Arbeiten, die sich mit unterschiedlichen Themen beschäftigen – mit Hieroglyphen aus der Natur, aber auch mit dem Konzept der 72 Jungfrauen.

Natürlich finden in den kommenden 14 Tagen auch Interaktionen mit den Schülerinnen und Schülern statt: Zum Beispiel warten Zeichnungsunterricht, eine Einführung in die Welt der Filmtechnik «Stop-Motion» oder Führungen, bei denen die Jugendlichen lernen, das Gesehene zu reflektieren und in Worte zu fassen. Vielleicht präsentiert der eine oder die andere Jugendliche das neue Wissen anlässlich der Finissage am 18. September auf einer eigenen Führung? Mal sehen.

«Weid Cube», Schulhaus Weid 2, Schulhausstrasse 5, Hausen. Vernissage am Samstag, 5. September, 17 Uhr, Live Performance: 16 bis 17.30 Uhr. Öffnungszeiten der Ausstellung: 10./11./17./18. September, 17 bis 20 Uhr. Finissage: 18. September, 17 Uhr bis 20 Uhr, mit Live-Performance und Konzert.

 

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