Die schnellsten Wege von der Bestellung bis ins Regal
Sommerserie (1): Wie funktioniert eigentlich ... ein Volg-Laden?
Wenn wir in ein Lebensmittelgeschäft einkaufen gehen, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit vollen Taschen heimkehren. Selten fehlt ein bestimmtes Produkt, und gähnende Leere im Regal kommt fast gar nie vor – dies im Gegensatz zu vielen anderen Ländern auf der Welt. In jedem Geschäft, ob Grossverteiler oder Dorfladen, stehen hinter den jeweils säuberlich aufgefüllten Regalen unzählige Arbeitsschritte, die für die Kundschaft nur teilweise sichtbar sind. Um ein wenig hinter die Kulissen dieser Abläufe zu schauen, begab ich mich in den Volg-Laden in Mettmenstetten, wo mich Michael Zaugg, Leiter Detailhandel Landi Albis, und Filialleiter Roger Wampfler empfingen. Sie erklärten, dass sie nebst dem Führen des Grundsortiments die Freiheit haben, Produkte von lokalen Anbietern aufzunehmen. Das sei zwar aufwendig, da mit jedem lokalen Lieferanten einzeln die Preise verhandelt werden müssen und die Bestellungsabläufe bei jedem ein bisschen anders sind. Aber es sei ein schöner Teil der Arbeit. «Wir kennen die Bauern persönlich, und die Zusammenarbeit mit ihnen oder anderen regionalen Produzierenden gehört zur Philosophie vom Volg.» In Mettmenstetten ist diese Zusammenarbeit gut sichtbar. Ich finde zum Beispiel Gemüse und Früchte von Bauernhöfen aus der Region, Fleisch von lokalen Metzgern, Honig aus dem Säuliamt oder Gebäckspezialitäten aus dem Dorf.
Routine und Erfahrung
Wie aber laufen die Bestellungen und Lieferungen für den grossen Anteil der rund 3600 Artikel in diesem Geschäft ab? Gibt es digitale Listen oder Erinnerungen? «Nein, gibt es nicht», erklärt Roger Wampfler und schmunzelt. «Klar, es gibt zeitlich festgelegte Abläufe, doch diese einzuhalten, ist Routine. Wir haben sie in unseren Köpfen gespeichert.» Der erste Schritt bei jeder Bestellung sei der Blick in die Regale, Gemüse- und Früchteauslagen und in die Vorräte im Lager. Doch die Entscheidung, wie viel nachbestellt wird, die basiere auf Erfahrung. «Da spielt zum Beispiel das Wetter eine Rolle, die Saison oder auch die Ferienzeit wie jetzt im Sommer.» Natürlich könne es passieren, dass ein Produkt ausgehe. «Nicht alles ist planbar. Wenn eine Kundin spontan kommt und für ein grosses Fest einkauft, sind vielleicht Regale leer und können erst am Folgetag wieder aufgefüllt werden.» Zur Geschwindigkeit der Lieferwege betont Michael Zaugg: «Wir sind schnell und frisch. Schneller und frischer geht nicht mehr bei einer Zentralbelieferung.»
Tägliche Bestellung
Wie diese Zentralbelieferung funktioniert, erklären die beiden Detailhändler nun etwas ausführlicher. Bis auf das Brot vom Albis Beck und die Zweifel-Produkte wird alles zentral in Winterthur bei der Konsumwaren AG bezogen. Die gekühlten Frischprodukte muss der Filialleiter bis um zwölf Uhr mittags bestellen. Dazu geht jemand durch den Laden, erfasst mittels Scanner die Produkte in den Regalen und tippt die Anzahl für die Bestellung ein. Die Zahlen für Gemüse und Früchte werden zuerst auf einer Liste notiert. In der folgenden Nacht kommt der Lastwagen und liefert die Frischwaren an. Der Chauffeur deponiert sie direkt im Kühllager. «Tiefkühlprodukte bestelle ich zweimal pro Woche. Sie werden nachmittags im Frisco-Wagen angeliefert», führt Roger Wampfler aus. Ebenfalls zweimal pro Woche werde alles Weitere wie Getränke, Büchsen, Teigwaren oder Non-Food bestellt und auch während des Tages angeliefert. «Wichtig ist, dass die Waren nie lange auf der Rampe herumstehen, sondern möglichst schnell den Weg ins Regal oder ins Lager finden.» Wer von den Mitarbeitenden für die Kontrollgänge und die Bestellungen verantwortlich ist, werde jeweils bei der Tagesplanung abgemacht. Regale auffüllen sei eine tägliche Arbeit, die von allen ausgeführt werde. «Damit unsere Kundschaft schon morgens volle Regale antrifft, beginnen die ersten zwei Mitarbeitenden bereits um fünf Uhr früh mit dem Auffüllen von Gemüse, Früchten und Brot.»
Wir sprechen auch über das Schicksal der abgelaufenen Lebensmittel. Michael Zaugg informiert: «Die Kunst ist natürlich, möglichst die passenden Mengen zu bestellen, was aber nie ganz gelingt. Wir haben inzwischen aber verschiedene Kanäle für solche Produkte und werfen fast gar nichts mehr weg.»
Schliesslich möchte ich noch wissen, was jetzt während der Sommerferien anders ist als sonst. «Es läuft grundsätzlich weniger, da viele Leute in den Ferien sind», so Roger Wampfler. «Bei schönem Wetter brauchen wir viel Glace, Früchte, Salate, Grillprodukte, Chips und Getränke.» Und er fügt an: «Übrigens, wissen Sie, was jetzt bald bestellt werden muss? Die Osterhasen und Ostereier für nächstes Jahr, denn diese werden schon im Herbst produziert.»