Die Schweiz solidarisch machen

Eine nationale Welle der ­Solidarität – das will Sonja Dinner mit ihrer neuen Stiftung «Dear Foundation – Solidarité Suisse» auslösen. Unterstützt werden Menschen in der Schweiz, die durch Covid-19 in wirtschaftliche und soziale Not geraten sind.

Sonja Dinner hat eine Stiftung gegründet, um Menschen in der Schweiz zu unterstützen. (Bild Thomas Stöckli)
Sonja Dinner hat eine Stiftung gegründet, um Menschen in der Schweiz zu unterstützen. (Bild Thomas Stöckli)

Als sich im Frühjahr 2020 in der Schweiz ein Shutdown abzeichnete, befanden sich viele in Schockstarre. Nicht so ­Sonja Dinner, Präsidentin und Gründerin von «The Dear Foundation» mit Büro in ­Affoltern. Sie erkannte die Gefahr für verschiedene Branchen und vor allem für die Schwächsten der Gesellschaft. Und so machte sie sich daran, eine neue, zusätzliche Stiftung zu gründen, mit dem Zweck, jenen zu helfen, die in der Schweiz unter den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus leiden – und sich für Massnahmen einzusetzen, die die Krise entschärfen. «Wahrscheinlich ist die ‹Dear Foundation – Solidarité Suisse› die erste und einzige Stiftung, die zu diesem Zweck gegründet wurde», so Sonja Dinner.

«Der Mensch braucht eine Aufgabe»

Mit ihrer bestehenden Stiftung «The Dear Foundation» engagiert sich die Unternehmerin schon seit rund 14 Jahren für die Armen und Schwachen der Welt. Und daran ändert sich auch nichts. Aber: «Solidarität bedeutet mehr, als in Afrika etwas zu bewegen», begründet Sonja Dinner den Schritt zur neuen Stiftung für die Schweiz. Helfen will sie grundsätzlich den Menschen in Branchen, welche die Krise hart getroffen hat. Etwa dem Zimmermädchen aus dem Stadthotel und dem Niedriglohn-Arbeiter, die ihren Job verloren haben, aber auch den Ü-50ern, die es besonders schwer haben auf dem ­Arbeitsmarkt. «Es gibt viele Leute, die keinen Job mehr finden», so Sonja Dinner. «Dabei braucht der Mensch eine Aufgabe und eine Arbeit.» Deshalb geht sie davon aus, dass als Folge der aktuellen Krise auch die psychosomatischen Erkrankungen zunehmen werden. «Es sind diffuse Ängste da. Und die Leute wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.» Umso wichtiger sei in dieser ­Situation eine Arbeitsstelle.

Und wo will «Solidarité Suisse» konkret ansetzen? Erste Modellbeispiele sind bereits in Vorbereitung. Gegenwärtig laufen Gespräche mit dem Schweizerischen Nutzfahrzeugverband (Astag) über Modalitäten einer möglichen Unterstützung von Unternehmern der Reisebusbranche. Hier geht es darum zu prüfen, ob die Stiftung Unternehmer mit einem grundsätzlich gesunden und zukunftsfähigen Betrieb in der Bewältigung der Krise unterstützen kann. Personen der Generation 50Plus, die ihren Job verlieren, sollen ab Winter durch Coaching, Beratung und Personalvermittlung unterstützt werden. Denkbar seien auch Umschulungen, etwa in den personell chronisch unterbesetzten Pflegebereich. Insbesondere in der so wichtigen Aktivierung sieht sie grosses Potenzial. Das bringe den Betreuten mehr Lebensqualität, den Mitarbeitenden eine wertvolle Aufgabe und sei somit ein Gewinn für die ganze Zivilgesellschaft.

Als Gesellschaft zusammenstehen

Aber auch die Förderung und Mitfinanzierung von Ausbildungsplätzen in handwerklichen Berufen, die Unterstützung von alleinerziehenden Müttern und Vätern sowie Familien mit Kindern und Erwachsenen, die besonderer Pflege und Betreuung bedürfen, sind mögliche Aktivitätenfelder der neuen Stiftung. Im Vordergrund steht aber bei allen Projekten eine temporäre Unterstützung zur nachhaltigen Befähigung und nicht eine einmalige finanzielle Leistung. Eine grosse Bedeutung kommt ferner der Ausbildung von jungen Leuten zu. Ein Mangel an Aufträgen und finanzielle Einbussen dürfen nicht dazu führen, dass Betriebe keine neuen Lernenden mehr ausbilden können.

Wie in allen Projekten der Stiftungen von Sonja Dinner sollen die Begünstigten ebenfalls einen angemessenen eigenen Beitrag leisten. Das gilt nicht nur für den Lehrbetrieb: «Die Lernenden sollen wissen, dass sie die Lehrstelle nur haben, weil viele Schweizer solidarisch sind», betont die Stiftungspräsidentin, «und sich ihrerseits zu einem halben oder ganzen Tag sozialem Engagement pro Monat verpflichten.»

Während es in der weltweit tätigen «The Dear Foundation» an finanziellen Mitteln nicht mangelt, ist die «Solidarité Suisse» auf Spenden angewiesen. Und angesichts der Krise sei ein neues Verständnis von Solidarität gefragt. «Wir müssen jetzt Opfer bringen – jeder einzelne von uns», sagt Sonja Dinner. «Ich will die Schweiz verändern, sie solidarischer machen», nennt die Unternehmerin ihr ambitiöses Ziel. «Wir müssen zusammenstehen und den Menschen in der Schweiz helfen, die von Covid-19 so stark betroffen sind.»

Spenden: www.solidaritesuisse.ch.

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