Drei Männer im «Rössli»

Die Aemtler Bühne lässt sich von den derzeitigen Umständen nicht entmutigen und probt Charles Lewinskys «Drei Männer im Schnee» nach Erich Kästners Roman (1934). Der «Anzeiger» sprach mit René Schnoz (Regie), vielbeschäftigter Schauspieler und Regisseur – und ehemals Skilehrer in St. Moritz.

Eine Komödie mit Tiefgang, die Aemtler Bühne ist intensiv am Proben – und hofft, bald auftreten zu können. (Bild zvg.)
Eine Komödie mit Tiefgang, die Aemtler Bühne ist intensiv am Proben – und hofft, bald auftreten zu können. (Bild zvg.)

«Anzeiger»: René Schnoz, Sie inszenieren oft mit Laiengruppen, welchen Eindruck haben Sie von der Aemtler Bühne, was schätzen Sie besonders?

René Schnoz: Bei der Aemtler Bühne habe ich ein hohes Niveau und eingespielte Strukturen vorgefunden: Produktionsleitung, professionelles Bühnen- und Kostümbild, dazu erfahrene Laienschauspieler. Zwar war es dieses Jahr nicht möglich, genügend Spielende aus dem Verein zu finden, dafür konnten neue Spieler rekrutiert werden. Zwei von ihnen stehen das allererste Mal auf der Bühne und blühen auf, was mich ganz besonders freut. Natürlich schätze ich auch die Zusammenarbeit mit den anderen Profis; René Ander-Huber (Bühnenbild) ist ein alter Hase in der Theaterwelt, der sehr sorgfältig arbeitet und die Aemtler Bühne gut kennt, genauso wie Isabel Schumacher, (Kostüme).

Was auch schön ist: Wir konnten von der ersten Probe an auf der Originalbühne spielen; auch das Bühnenbild kann so früh integriert werden. Es ist immer aufwendig, von einem externen Proberaum auf die Bühne zu wechseln.

Zurzeit ist es schwierig, Veranstaltungen in Innenräumen durchzuführen, die ­Aemtler Bühne zeigt da Mut. Welche ­Vorkehrungen wurden getroffen?

Ich selber trage Maske, Handschuhe und halte Distanz, da ich zurzeit mit verschiedenen Gruppen arbeite. Am heikelsten ist das mit der Seniorenbühne Zürich. Der Zuschauerraum im «Rössli» ist fast auf die Hälfte reduziert. Pro Vorstellung haben wir nunmehr 84 ­Plätze: Das Publikum wird in kleinen Gruppen von zwei bis acht Personen an Tischen sitzen und es gibt auch Einzelplätze. Alle werden Masken tragen müssen und dürfen nicht rotieren. Da das Stück hauptsächlich im «Badrutts Palace» in St. Moritz spielt, beziehen wir den Raum mit den Tischen mit ein und behaupten damit den Speisesaal des Hotels. Damit die Akustik stimmt, werden wir Raummikrofone installieren. Es war nicht eben einfach, alles coronagemäss aufzugleisen. Wir werden so lange proben wie man es uns erlaubt, zurzeit auch mit Masken. Aber wir möchten nicht mit Masken in den Aufführungen spielen, die Mimik wäre weg. Es passt absolut nicht zum Stück und zur Zeit, in der es spielt. Falls nötig, werden wir die Aufführung einfrieren und zu einem späteren Zeitpunkt weiterspielen. Das ist schon eine Zitterpartie.

Es gibt ein Zitat von Ihnen: «Der Schauspieler sollte auf der Bühne nicht eine Maske an-, sondern sie abziehen – und das, obwohl ich gerne mit Masken arbeite.»

Ja, das war natürlich gar nicht in Zusammenhang mit der heutigen Situation gemeint und hat jetzt einen schrägen, eher komischen Sinn bekommen. Ich habe Masken etwa in einem Commedia-dell’arte-Stück eingesetzt, so wie das original gemacht wurde, das hat mich sehr interessiert. Aber in «Drei Männer im Schnee» kommt das nicht infrage.

Einer der spannendsten Momente ist ja, wenn die Figuren zu leben beginnen. Wie weit sind Sie mit den Proben?

Ich würde schon sagen, dass die ­Figuren bereits lebendig sind. Die Spielenden sind intensiv dabei. Und das Casting ist perfekt, jede Figur ist gut getroffen. Jetzt setzen wir die einzelnen Szenen zusammen und ab nächster Woche werden wir ganze Durchläufe proben. So bekommt die Geschichte ihren folgerichtigen Ablauf und die Spielenden nehmen ihre Rolle selber in die Hand. Ich bin froh, sind wir schon so weit.

«Drei Männer im Schnee», haben Sie das Stück mit ausgewählt? Welche Relevanz hat es für heute?

Das Stück war ein Vorschlag von mir, die gemeinsame Entscheidungsfindung ein längerer Prozess. Kästners ­Komödie hat Tiefgang, die Themen sind zeitlos interessant: Ist man als Millionär automatisch glücklich? Ist der Clochard glücklicher? Kleider machen Leute, öffnen den Zugang zu Gesellschaftsschichten – oder eben nicht. ­Könige, die sich als Bettler verkleiden, um das Volk zu studieren, kennt man schon seit Urzeiten. Vorgefasste Meinungen kreieren ganze Welten. Auch im Stück ist es für die Protagonisten nach der Enttarnung erst mal fraglich, ob die Freundschaft weiter bestehen kann. Ich war früher Skilehrer in St. Moritz, habe Super­reichen Unterricht gegeben und wir haben intensive Momente miteinander erlebt. Aber ich habe immer gespürt, dass sie in einer Parallelwelt leben. Wir siedeln das Stück in den Fünfzigern an, Wirtschaftswunder, Fortschrittsglaube, alles musste modern sein, kein Blick zurück. Und die Geschlechter­rollen waren klar aufgeteilt.

Sie setzen gerne spezielle Bühnenbilder ein. Darf man von diesem schon etwas ­erfahren?

In diesem Fall haben wir uns für ein traditionelles Bühnenbild ohne grosse Abstraktion entschieden. René Ander-­Huber hat damit viel Erfahrung und widmet dem Detail gerne Aufmerksamkeit. Faszinierend, wie er die Konstruktion so hinkriegt, dass man mit wenigen Handgriffen die Elemente der Bühne verwandeln kann. Der Umbau muss sehr schnell gehen, das gehört von nun an auch zur Probenarbeit. Das «Rössli» eignet sich natürlich sehr, um als Hotel aufzutreten. Musik aus den Fifties wird die Atmosphäre untermalen.

Was wünschen Sie sich für die Inszenierung?

Dass die Spielenden voll in ihren Rollen aufgehen, die Freude spürbar wird und das Publikum während der Aufführung für zwei Stunden den Alltag vergessen kann. Und natürlich, dass unsere Produktion überhaupt statt­finden kann.

Premiere 14. November; 18 Vorstellungen bis 12. Dezember; Tickets im Vorverkauf unterwww.aemtlerbuehne.ch oder im Gasthaus zum weissen Rössli, Mettmenstetten.

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