Zwischenhalt in der Baaregg

Am Montagmorgen kamen rund 60 Störche in grossen Schwärmen angeflogen und liessen sich auf den Dächern der Weiler Baaregg und Buchhof sowie der Pestalozzi­stiftung nieder. Die Anwohnenden waren beunruhigt. Nach einem Nickerchen zogen die grossen Vögel aber weiter.

Die grossen Vögel ruhen auf dem Dachfirst von Häusern und Scheunen ­bewegungslos aus und scheinen dadurch erschöpft oder erstarrt.

Die grossen Vögel ruhen auf dem Dachfirst von Häusern und Scheunen ­bewegungslos aus und scheinen dadurch erschöpft oder erstarrt.

Jean Gut und Nachbarin Mirjam Schüpfer aus der Baaregg wundern sich über die zahlreichen Störche. (Bilder Marianne Voss)

Jean Gut und Nachbarin Mirjam Schüpfer aus der Baaregg wundern sich über die zahlreichen Störche. (Bilder Marianne Voss)

Woher kommen sie? Sind sie erschöpft, vielleicht am Verhungern? Werden sie auf den schneebedeckten Dächern erfrieren? Am Montagmorgen waren einige Bewohnende des Weilers Baaregg, Knonau, erstaunt und zugleich auch beunruhigt. Rund 60 Störche flogen in grossen Schwärmen heran und liessen sich in Reih und Glied auf den Dächern nieder. Auch die benachbarte Siedlung Buchhof und die Pestalozzistiftung dienten den Störchen als willkommene Landeplätze. Und da sassen sie nun. Unbeweglich, als wären sie angefroren oder erstarrt. Die Dorfbewohner waren natürlich von dem Schauspiel fasziniert, machten sich aber auch Sorgen um die erschöpft wirkenden Tiere. Man diskutierte und überlegte, woher die zahlreichen Vögel wohl gekommen seien und was ihr Ziel sein könne. Vermutlich mache ihnen die Kälte und der viele Schnee zu schaffen, vermutete Jean Gut, auf dessen Hausdach auch einige ­Störche sassen. Ruedi Gut ergänzte: «Im Sommer kommen ab und zu Störche vom Reusstal her auf unsere Wiesen. Wenn ich am Mähen bin, kann ich sie oft beobachten.» Aber jetzt, im tiefsten Winter? Da ist an diesem Montagmorgen auf den Wiesen nichts zum Fressen zu finden!

Keine Sorge!

Ein Anruf bei der Schweizerischen ­Vogelwarte Sempach brachte etwas Klarheit und auch Entwarnung. Mediensprecherin Martina Schybli erklärte, dass der Storchenbestand in der Schweiz erfreulicherweise zugenommen habe und auch vermehrt Vögel in der Schweiz überwinterten. Sie gehe davon aus, dass diese Weissstörche auf Nahrungssuche seien und im Säuliamt auf den Dächern einen Zwischenhalt zum Ruhen eingelegt hätten. «Wenn das Nahrungsangebot aufgrund einer geschlossenen Schneedecke knapp wird, weichen Weissstörche nämlich von selber in ­Regionen aus, wo sie genügend Futter finden.» Es bestehe kein Grund zur Besorgnis, betont sie. «Die Kälte macht den Störchen nichts. Zudem wird es in den kommenden Tagen wärmer und der Schnee wird in den tieferen Lagen zurückgehen.» Zur Frage, ob man die Vögel füttern soll, winkt sie ab: « Wenn nicht eine ausgesprochene Notsituation vorliegt, sollte man auf eine Fütterung verzichten! Sonst besteht die Gefahr, dass die Störche zu lange in einem für sie nicht optimalen Gebiet bleiben.»

Bruno Gardelli von der Gesellschaft Storch Schweiz bestätigt diese Hinweise. «Es kommt kaum vor, dass Störche erfrieren oder verhungern.» Er geht auch davon aus, dass sich diese grosse Schar zur Futtersuche zusammengetan und auf den Dächern eine Pause eingelegt hat. Um Energie zu sparen, verweilen die Vögel bewegungslos, was den Eindruck vermitteln kann, sie seien kurz vor dem Erschöpfungstod.

Und tatsächlich: Nach einigen Raststunden hatten sich die Störche genügend ausgeruht und flogen um die ­Mittagszeit weiter. Wohin wohl?

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