Digitaler «Lernenden-Talk»

Berufsmessen und andere Info-­Veranstaltungen sind abgesagt, Schnupperlehren werden kaum angeboten. Die aktuelle Situation erschwert den Berufswahlprozess von Jugendlichen und verunsichert Eltern. Das Lehrstellenforum und das Berufsinformationszentrum (biz) Urdorf gehen neue Wege.

Xavier Nietlisbach, Ernst Schweizer AG und Präsident Lehrstellenforum (Mitte), mit den Lernenden Alicia Bartels, Metallbaukonstrukteurin (links), und Robin Aschwanden, Metallbauer, die beim Lernenden-Talk am 3. Februar mitwirken. (Bild zvg.)
Xavier Nietlisbach, Ernst Schweizer AG und Präsident Lehrstellenforum (Mitte), mit den Lernenden Alicia Bartels, Metallbaukonstrukteurin (links), und Robin Aschwanden, Metallbauer, die beim Lernenden-Talk am 3. Februar mitwirken. (Bild zvg.)

Von einem Buffet kann man nur auswählen, wenn man weiss, was darauf angeboten wird. Das gilt auch für die Berufswahl. Jugendliche sollen nicht aus rund 250 verschiedenen Berufsbezeichnungen wählen, sondern eine ihnen ­entsprechende Berufswelt mit ihrer ­eigenen Kultur, ihrer Sprache, ihren Aufgaben, ihrem Alltag und ihrer Karrieremöglichkeiten wählen. Es genügt nicht, darüber zu lesen. Berufswelten müssen erfahren werden.

Zahlreiche Unternehmen haben zurzeit existenzielle Probleme zu lösen. Viele Mitarbeitende sind im Homeoffice. Keine guten Voraussetzungen, um Schnupperlehren anzubieten. Berufsmessen ermöglichten bisher Oberstufenschülern einen direkten Kontakt mit Lernenden und Lehrfirmen – abgesagt. Berufsinformationsanlässe zeigten den Alltag in Berufen hautnah – abgesagt. Es gibt unzählige Berufsinformationsmedien im biz und auch im Netz findet man viele Informationen zu Berufen. Dies ersetzt aber nicht einen direkten Kontakt mit Berufsleuten, bei dem man direkt Fragen stellen kann.

Gemeinsames Projekt

Xavier Nietlisbach, Präsident des Lehrstellenforums Affoltern, suchte den Kontakt mit Yvonne Christen, Leiterin des biz Urdorf, um das Projekt «Lernenden-Talk» gemeinsam zu realisieren. Ab dem 27. Januar erzählen Lernende vor der Kamera live von ihren Erfahrungen in ihrem Lehrberuf. Oberstufenschüler können zuschauen und sich zuschalten, um ihre persönlichen Fragen zu stellen. Moderiert wird der «Lernenden-Talk» von einem Berufsberatenden. Ein Talk dauert 90 bis 120 Minuten. Das Lehrstellenforum Affoltern nutzte sein hervorragendes Netzwerk für die Suche nach Lernenden, die bereit sind, online Red und Antwort zu stehen. Das Team des biz Urdorf organisiert den Ablauf des Anlasses – inhaltlich und technisch. Online am Talk teilnehmen können ­Jugendliche im Berufswahlalter aus den Bezirken Limmattal und Affoltern sowie weitere Interessierte.

Jugendliche unterstützen

Das Lehrstellenforum des Bezirks Affoltern ist ein politisch unabhängiger Verein, der sich mit der Lehrstellenbildung befasst. Insbesondere in Zeiten wie ­aktuell mit den Einschränkungen durch Corona ist es dem Verein ein Anliegen, Jugendliche in der Lehrstellenfindung zu unterstützen, beispielsweise mit der Berufsmesse, Berufsinformationstagen und steter Medienarbeit. Präsident ­Xavier Nietlisbach betont: «Es ist für alle Beteiligten wichtig, dass die Wahl des Lehrberufes durch Einblicke in verschiedene Berufe und Firmenkulturen getroffen werden kann. Wir Lehrbetriebe können zeigen, dass wir auch auf ausserordentliche Situationen wie die Coronakrise reagieren können und bereit sind, neue Wege zu gehen. Wir sind auch in ­Zukunft auf qualifizierten Berufsnachwuchs angewiesen. In der Krise ist ­Flexibilität ein grosses Plus und dies haben die beteiligten Lernenden und Lehrbetriebe unter anderem bei der ­Organisation der Lernenden Talks eindrücklich bewiesen.»

Es gilt für die Berufs- und Laufbahnberatung nicht nur, schnell auf die veränderten Bedingungen in der Arbeitswelt zu reagieren, sondern auch sicherzustellen, dass ihre Kunden die nötige Unterstützung bekommen, auch wenn das nicht immer im direkten, persönlichen Kontakt geschehen kann. Yvonne Christen erklärt: «Die durchaus positiven Erfahrung mit Online-Beratungen und Webinars hat uns animiert, diese Möglichkeiten weiter auszuschöpfen und digital neue Wege zu gehen.»

Rolle der Eltern

Noch immer sind die Eltern die Hauptansprechpartner für Jugendliche – auch wenn die Schulen hervorragenden ­Berufswahlunterricht bieten und bei der Lehrstellensuche unterstützen. Generell ist www.berufsberatung.ch die richtige Adresse für Informationen rund um Berufswahl und Berufe. Bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche sollen Eltern ihr persönliches Netzwerk nutzen. Es gilt, Verwandte, Freunde und Bekannte zu bitten, den jungen Menschen einen direkten Einblick in den Berufsalltag zu gewähren – das geht auch im Home­office und mit Maske. Eine weitere Möglichkeit ist ein Gespräch über Telefon oder Video-Call. Yvonne Christen erklärt: «Im biz Urdorf besteht die Möglichkeit, sich über Berufsinformationsmedien ein erstes Bild von einem Beruf zu machen. Dazu gehören nicht nur Broschüren, sondern auch Filme. Gespräche mit der zuständigen Beratungsperson können im Schulhaus, im biz oder auch per Telefon oder Video-Call geführt werden.» Lehrstellenanbietern und Eltern legt sie ans Herz: «In dieser herausfordernden Situation gilt: aktiv bleiben, hartnäckig sein und versuchen, einen konstruktiven Umgang mit Frust bei Rückschlägen zu finden. Bitte unterstützen Sie Jugendliche dabei, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Mit Ihrem Engagement können sie den Berufswahlprozess nachhaltig begleiten und den Jugendlichen einen guten Start ins Erwerbsleben ermöglichen.»

Lernenden-Talks

Mittwoch, 27. Januar, mit Lernenden der Amag. 14 Uhr: Kaufmann/Kauffrau EFZ Automobilbranche; 15.30 Uhr: Detailhandelsfachmann/-fachfrau EFZ Autoteile-Logistik.

Mittwoch, 3. Februar, mit Lernenden der Ernst Schweizer AG und der Schreinerei Schneebeli. 14 Uhr: Metallbaukonstrukteur/-in EFZ, Metall-bauer/-in EFZ; 15.30 Uhr, Beruf: Schreiner/-in EFZ.

Mittwoch, 17. Februar, mit Lernenden der Spitex Knonaueramt und Senevita Obstgarten. 14 Uhr und 15.30 Uhr: Fachmann/Fachfrau Gesundheit EFZ

Weitere Daten und Infos zur Anmeldung: www.berufswahl.zh.ch/veranstaltungen oder Mail an biz.urdorf@ajb.zh.ch.

Infos auch unter www.zh.ch/biz-urdorf.

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