«Irgendwo müssen sich Fahrende niederlassen können»

Die Gemeinde Maschwanden gewährte Fahrenden auf dem Badi-Parkplatz eine temporäre Bleibe. «Sie müssen sich ja irgendwo niederlassen können», sagt Gemeindepräsident Christian Gabathuler, der die Bewilligung erteilt hatte. Es mangelt in der Schweiz immer noch an fixen Standplätzen.

Der Maschwander Gemeindepräsident Christian Gabathuler vor den Wohnwagen der Fahrenden auf dem Badi-Parkplatz: Alles ist im grünen Bereich verlaufen, regelmässige Kontakte wurden seitens der Gemeinde gepflegt. (Bild Werner Schneiter)
Der Maschwander Gemeindepräsident Christian Gabathuler vor den Wohnwagen der Fahrenden auf dem Badi-Parkplatz: Alles ist im grünen Bereich verlaufen, regelmässige Kontakte wurden seitens der Gemeinde gepflegt. (Bild Werner Schneiter)

Als Gemeindepräsident Christian ­­Gabathuler und der Chronist den temporären Standplatz der Fahrenden auf dem Badi-Parkplatz betreten, werden sie von kritischen Blicken gemustert. Ein älterer Mann sitzt auf einem Campingstuhl, daneben eine junge Frau. Wäsche ist zum Trocknen aufgehängt.

Chef Carlos, der den Vertrag mit der ­Gemeinde unterzeichnet hat, ist abwesend. Zwei junge Männer versuchen, die Kratzer eines PWs auszubügeln. Auch sie geben sich eher wortkarg, aber einer lobt das Areal. «Es ist gut hier. Wir ­wären gerne länger geblieben, drei bis vier Monate.» Strom können sie von ­einem benachbarten Privathaushalt ­beziehen, das Wasser ab einem Hydranten beim Naturbad. Die Gemeinde hat ein Depot verlangt. Es ist alles im ­grünen Bereich verlaufen, auch dank regelmässiger Kontakte seitens der ­Gemeinde.

Oft ein Schwarz-Peter-Spiel

Heute Mittwoch ziehen die Fahrenden mit ihren elf Campern nach gut zwei Wochen wieder weg. Wohin? Das wissen sie bei unserem Besuch vor Ostern noch nicht. Aber sie wissen, wo sie sich im Moment nicht nochmals niederlassen können: Auf dem vor rund elf Jahren eingerichteten, 3000 Quadratmeter grossen und zwölf Plätze bietenden Durchgangsplatz bei der Kieswerkanlage Risi auf Chamer Gebiet, unmittelbar an der Grenze zu Knonau. Dort ist im Jahr eine Bleibe von einem Monat möglich, und von dort sind sie nach ­Maschwanden gekommen. «Irgendwo müssen sich die Fahrenden niederlassen können», sagt Christian Gabathuler, der in Maschwanden die für 17 Tage geltende Bewilligung erteilt hat – im Wissen auch, dass der Kanton die Regionalplanung seinerzeit beauftragt hatte, einen permanenten Durchgangsplatz zu ­bestimmen. Dafür ist aber der Badi-Parkplatz in Maschwanden nicht geeignet.

Solche Bemühungen enden dann oft in einem Schwarz-Peter-Spiel: «Das ist ja gut, aber nicht bei uns …» So gingen im Kanton Zug bis zur Eröffnung des fixen Durchgangsplatzes im Juli 2010 an der Knonauer Grenze 18 Jahre ins Land. «Fahrende sind eine geschützte nationale Minderheit», heisst es in einem aus dem Jahr 2002 stammenden Gutachten des Bundesamtes für Justiz. Vor dem Bau der A4 waren sie auf dem Autobahnstummel an der Kantonsgrenze Zürich/Zug bei Knonau während vieler Jahre geduldet, das Einvernehmen zwischen Einheimischen und Fahrenden nicht immer völlig unbelastet.

Laut EspaceSuisse, Verband für Raumplanung leben rund 3000 Angehörige der Schweizer Jenischen und Sinti die traditionelle fahrende Lebensweise. Dazu kommen je nach Schätzung einige hundert bis über tausend ausländische Roma, die ebenfalls vom Frühling bis in den Herbst hinein mit ihren Wohnwagen und Wohnmobilen in der Schweiz unterwegs sind. Nach Angaben von Swissinfo.ch hat sich der Platzmangel in den letzten Jahren verschärft. Es gibt nur Platz für einen Drittel der Fahrenden, schweizweit wären rund 80 solcher Standplätze nötig.

In Maschwanden, der kleinsten Ämtler Gemeinde, haben die Wohn­wagen auf dem Badi-Parkplatz nicht für grosses Aufsehen gesorgt. Die Fahrenden im Dorf auch nicht. Christian ­Gabathuler spricht von gemischten ­Reaktionen aus der Bevölkerung. «Trotz gewissen Bedenken finden es die einen gut, andere fragen, ob denn das ausgerechnet bei uns sein muss», hält der Gemeindepräsident fest.

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