«Wir wollen niemanden ausschliessen und niemanden diskriminieren»

Dem Aufruf zur Gründung einer Lokalgruppe Hausen der Klima­jugend folgten am Samstag etwa zwei Dutzend Personen, nicht nur Schülerinnen und Schüler, auch die Generationen derer Eltern und Grosseltern waren vertreten.

Die Lokalgruppe Hausen der Klimajugend trifft sich vor der Kirche Hausen zu ihrem ersten generationenübergreifenden Austausch: Das Ziel, nicht nur Junge anzusprechen, wurde erreicht. (Bild Bernhard Schneider)
Die Lokalgruppe Hausen der Klimajugend trifft sich vor der Kirche Hausen zu ihrem ersten generationenübergreifenden Austausch: Das Ziel, nicht nur Junge anzusprechen, wurde erreicht. (Bild Bernhard Schneider)

Zu Beginn werden das Corona-Schutzkonzept und die Regeln der Unterhaltung erläutert. Zustimmung und Missfallen zu Voten werden ebenso mit Handzeichen angezeigt wie Wortmeldungen und ungute Gefühle jeder Art. Jeder und jede Einzelne wird mit der aktuellen Befindlichkeit ernst genommen, niemand darf diskriminiert werden. Alle halten sich daran, es fällt auf, dass während des ganzen Nachmittags nie mehr als eine Person aufs Mal spricht.

Klimawandel und Biodiversität

Eine Diskussion dreht sich um die Frage, was wichtiger sei, das persönliche Verhalten oder staatliche Regulierungen, die für alle gelten. Vor allem die Jungen sind sich einig, dass Engagement und persönliches Verhalten direkt zusammenhängen, allerdings: «Nicht alle Menschen sind materiell dazu in der Lage, das zu tun, was sie für richtig halten. Eigenengagement ist daher keine zwingende Bedingung, um sich für eine bessere Klimapolitik einzusetzen.» Ein Blick auf den Parkplatz und die Pausenverpflegung: Wer nicht zu Fuss kam, war mit einem Velo oder E-Bike unterwegs. Zum Essen wurden Biozopf und Gemüse aufgetischt, passend zur Aussage mehrerer Teilnehmenden, aus Gründen des Energiesparens kein Fleisch mehr zu essen: «CO2 ist das Hauptproblem, wir dürfen aber auch die Methangase aus der Landwirtschaft nicht unter­schätzen.»

Die einleitenden Voten zum Klimawandel sind analytisch aufgebaut und führen vom Schmelzen des Polareises und von Permafrostgebieten zur Feststellung, dass vorderhand vor allem die Südhalbkugel sichtbar vom Klimawandel betroffen ist, was zu Kriegen und grossen Flüchtlingsströmen führen könne: «Bis 2050 wird mit 140 Millionen Klimaflüchtlingen gerechnet.»

Dass sich das Klima wandelt, sei nichts Neues, einmalig sei die Geschwindigkeit, die keine Anpassung der Lebewesen zulasse. Deshalb sei hier und jetzt das sechste Massenaussterben auf unserem Planeten im Gang: «Täglich sterben 150 Arten von Lebewesen aus.» Heute klebten auf Autofahrten kaum mehr Insekten an der Windschutzscheibe, vor zwei oder drei Jahrzehnten sei dies noch ganz anders gewesen. Der radikale Einbruch der Insektenbestände habe aber weitgreifende Auswirkungen auf die Ökosysteme, auf die Ernährung nicht nur der Tiere, sondern auch der Menschen: «Der Klimawandel zählt zu den wichtigsten Faktoren für den rasanten Rückgang der Biodiversität.»

«Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Bewegung»

Im zweiten Teil werden Ängste und Sorgen ausgetauscht. Auf die Frage eines älteren Teilnehmers, ob sich die Klimajugend auch für das CO2-Gesetz engagiere, folgt wenig Euphorie. Es gehe viel zu wenig weit. Das Gesetz deswegen abzulehnen wäre dennoch falsch, denn es sei wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung.

Pausengespräch mit einer Mitorganisatorin, der Biologiestudentin Anna Lindermeier, über die Organisation der Lokalgruppe Hausen: Fünf junge Menschen haben sich entschieden, die Gruppe ins Leben zu rufen, und den Anlass vorbereitet. Mit einem Flyer haben sie darauf aufmerksam gemacht. Eingebunden sind sie in das Projekt «Strike-for-future», hinter dem Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften stehen.

«Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Bewegung, um wirksame Massnahmen gegen den Klimawandel zu treffen, deshalb ist die Unterstützung durch etablierte Organisationen wichtig», fährt Anna Lindermeier fort. Dennoch ist der lokale Bezug für sie zentral: ­«Meine Vision sind lokale Gruppen, die sich vernetzen, die eigene Anlässe organisieren, um zu diskutieren. Dazu gehört aber auch, dass wir hier in Hausen unverpackte regionale und lokale Bioprodukte im Tante Emmer-Laden einkaufen.»

Im dritten Teil diskutieren Gruppen drei Themen: Beteiligung an den Tagen der Sonne Knonauer Amt, die am 28. Mai beginnen, Aktivitäten, um an Schulen über den Klimawandel zu orientieren, und Vorbereitung des Aktionstages vom 21. Mai von Strike-for-future. Die Gruppe plant, am 21. Mai um 11.59 Uhr ­einen «Klimaalarm» auf dem Postplatz Hausen und anschliessend um 15 Uhr in Affoltern eine Velodemo durchzuführen – in Kleingruppen gemäss den dann geltenden Corona-Bestimmungen, mit Bewilligung und Schutzkonzept.

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