«Das Schreiben hat mir schon immer Freude gemacht»

«Meine zweite Schreibseele», heisst es, das neue, 308-seitige Buch von Mettmenstetter Erich Rüfenacht. Es ist die lesenswerte Sammlung von Kolumnen und Glossen aus über drei Jahrzehnten.

Aufmerksamer Beobachter mit Freude am Schreiben: Erich Rüfenacht
Aufmerksamer Beobachter mit Freude am Schreiben: Erich Rüfenacht

Als 21-Jähriger war er Gemeindeschreiber, erst zwölf Jahre in Hausen, später acht Jahre in Mettmenstetten und schliesslich 15 Jahre in Horgen. Als 28-Jähriger schaffte er den Sprung in den Kantonsrat, den er 1981/82 dann sogar präsidierte. Im gefordert sachlich-trockenen Stil dürfte Erich Rüfenacht in seinem Berufsleben Tausende von Seiten an Protokollen, Aktennotizen und Berichten verfasst haben.

Daneben kultivierte Rüfenacht seit 1990 allerdings auch einen anderen, deutlich lockereren Schreibstil, erst unter dem Pseudonym «Joh. Jak. Willi», dem Anführer der Aufständischen im Bockenkrieg 1804, für den «Horgner Anzeiger», später als «Laferi» im Magazin des TCS und schliesslich unter richtigem Namen im «Anzeiger» und im «Oberämtler Sportler». «Meine zweite Schreib­seele», nennt der Mettmenstetter sein neben- und nachberufliches Engagement. Und so hat er nun auch sein Buch betitelt, in dem rund 400 Glossen und Kolumnen aus über drei Jahrzehnten zusammengefasst sind.

Von Autoschlangen und Seekühen

So kann man etwa nachlesen wie er als TCS-«Laferi» 1999 den Sommerferienstau am Gotthard auf die Schippe nahm – zu Beginn vor dem Nord-, zum Ende vor dem Südportal. «Dazu kann es aber durchaus vorkommen, dass die Schlangen den Gotthard von beiden Seiten ­angreifen. Manchmal komme ich nicht darum herum zu glauben, dass bei ­vielen Leuten mindestens ein richtiger Stau zu den Ferienerlebnissen eines Sommers gehört.»

Für den «Anzeiger» philosophierte Rüfenacht 2012 über Gemeindefusionen und deren mögliche Benennung: «Aus Kappel und Rifferswil könnte ­Kappelwil entstehen. Für die neue Gemeinde Mettmenstetten/Maschwanden ist mein Vorschlag Mettmenschwanden.» Und vor einem halben Jahr spann er den Wortkreationsgeist um den frisch lancierten Albishornkäse weiter: In Anlehnung an die Seegras-Mähmaschine «Seekuh» gelangte er so zur «Türlerseekuh», und bedauerte, dass diese nie Milch für die Käseproduktion liefern werde.

«Anzeiger»: Erich Rüfenacht, wie sind Sie Kolumnenschreiber geworden?

Erich Rüfenacht: «Das weiss ich schon gar nicht mehr (denkt nach). Das Schreiben hat mir schon immer Freude gemacht. Es hat mich gereizt, das Gemeindegeschehen zu glossieren. Über mein Hobby war in meiner Horgener Zeit nur ein kleiner Kreis eingeweiht. Offiziell wusste abgesehen von der Redaktion nur Gemeindepräsident Walter Bosshard davon, wer hinter dem Pseudo­nym «Joh. Jak. Willi» steht.

Nach rund 80 Kolumnen im «Horgner» wechselten Sie 1999 zum Magazin des TCS, wie hat sich dies ergeben?

Das hatten der damalige Zürcher Sektionspräsident Dr. Jürg Kaestlin und Geschäftsführer Reto Cavegn zusammen mit mir ausgeheckt. Zuerst schrieb ich für alle zehn Ausgaben des Jahres, später nur noch für jede zweite.

Im «Anzeiger» haben Sie unter anderem über Behörden und Politik geschrieben, mehrmals auch über Genossenschafts­versammlungen. Gibt es Themen, die für Sie nicht infrage kommen?

Da kommt mir grad nichts in den Sinn. Etwas am Thema muss mich ansprechen. Das dürfen manchmal auch ganz banale Sachen sein.

Ihr Buch umfasst rund 400 Beiträge – gibt es darunter Lieblingsstücke?

Eine Glosse aus dem «Anzeiger», die mir im Rückblick immer noch besonders gut gefällt, ist jene mit dem Titel «Auch das war UP», über den in ­Mettmenstetten wohnhaft gewesenen Gründer von Mövenpick.

Haben Sie auch eine, die sie so nicht mehr schreiben würden?

Natürlich würde ich heute das eine oder andere etwas anders formulieren, aber ich habe immer versucht, alle anständig zu behandeln. Und wenn es sehr persönlich wird, frage ich die Leute zuerst an. So habe ich auch schon fertige Kolumnen zurückgezogen, aber das war selten.

Welche Reaktionen haben Sie auf Ihre ­Texte erhalten?

Es gibt immer Leute, die negativ ­reagieren. Vereinzelt erhielt ich auch anonyme Schmähungen, aber die ­positiven Reaktionen überwiegen bei Weitem. Dass sich jemand sofort meldet, ist eher selten der Fall, aber bei Begegnungen kommen immer wieder Leute auf mich zu und sprechen mich darauf an.

Erich Rüfenacht: Meine zweite Schreibseele – ­Kolumnen und Glossen aus über drei Jahrzehnten, A4, 308 Seiten.

Zum symbolischen Preis von 10 Franken zu beziehen bei Erich Rüfenacht (Grundrebenstrasse 80, Mettmenstetten), Telefon 044 764 28 62, oder im Büro der Garage Rüegg (Albisstrasse 5, Hausen). Der Erlös geht an den Ämtler Rotary Club für ein gemeinnütziges Projekt.

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