Auf die Verzögerungen folgt der Zusatzkredit

Beim neuen Betriebsgebäude Türlen ist es zu Fehlplanungen gekommen. Das zieht neben zeitlicher Verzögerungen auch finanzielle Folgen nach sich. Am 2. Juni entscheiden die Hausemerinnen und Hausemer über einen Zusatzkredit von 270000 Franken.

So soll das neue Betriebsgebäude daherkommen: Mit 90 Stützen und überdachtem Aussenbereich. (Visualisierung zvg.)
So soll das neue Betriebsgebäude daherkommen: Mit 90 Stützen und überdachtem Aussenbereich. (Visualisierung zvg.)

Theoretisch könnte das Hausemer Stimmvolk dieser Tage am Türlersee sitzen, um sich aus dem neuen Betriebsgebäude einen Kaffee servieren zu lassen. Allerdings zeigt die Realität ein anderes Bild. Das Pächterpaar wirtet diese Saison noch im alten Gebäude, und die Damen und Herren sind am 2. Juni gebeten, im Gemeindesaal Hausen zu sitzen, um 270000 zusätzliche Franken in das Projekt einzuschiessen. Damit es in der Saison 2022 klappt mit dem Kaffee.

Im Februar 2020 haben die Stimmberechtigten einen Kredit über 2,3 Millionen Franken bewilligt. Geplant war, das alte Betriebsgebäude abzureissen und es durch einen Holzbau mit 90 Stützen und überdachtem Aussenbereich zu ersetzen. Die Bauarbeiten plante man für die Wintermonate ein, um das Gebäude per Saisonstart 2021 zu ­eröffnen.

Kurz vor dem Start der Arbeiten im Oktober zog der Gemeinderat jedoch die Reissleine. Der Fachplaner im Haus­technik-Bereich habe die Kapazitäten falsch berechnet, hiess es vonseiten der Gemeinde. So war beispielsweise das Lüftungsaggregat für die Küche zu klein geplant worden. Mit der Folge, dass es nicht in den Technikraum passte und an einem anderen Ort platziert werden musste. Weiter war auch der Pumpschacht für das Abwasser zu knapp ­berechnet worden, genauso wie die ­Wärmepumpenanlage und die Speicher der Warmwasseraufbereitung. Der Inhaber des Planungsbüros wies die Vorwürfe zurück.

Entdeckt wurden diese Planungsfehler erst kurz vor dem Baustart. Mitte September – zwei Wochen vor dem ­Spatenstich – hatte das involvierte ­Architekturbüro dem Gemeinderat mitgeteilt, dass die Umsetzung des Projekts in Gefahr sei. Daraufhin entschied dieser, den Baustart um ein Jahr zu ­verschieben.

Gesamtschaden noch nicht bezifferbar

Inzwischen liegt ein überarbeitetes Haustechnikkonzept vor. Neu kostet das Projekt 2570000 Franken – also 270000 Franken mehr als ursprünglich geplant. Für diese Kostenüberschreitung beantragt der Gemeinderat beim Stimmvolk einen Zusatzkredit. Parallel ist der ursprüngliche Kostenvoranschlag gestrafft worden. So konnte insbesondere bei den Baunebenkosten gespart werden.

Die konkrete Schadenssumme, die durch die Planungsfehler entstanden sind, stehe noch nicht fest, schreibt ­Gemeindeschreiber Christoph Rohner. Einen Grossteil des Verzögerungsschadens habe man abwenden können: «Die beauftragten Unternehmungen konnten ihre Arbeitsressourcen, die sie ursprünglich für den Bau des Betriebsgebäudes reserviert hatten, im Winter anderweitig nutzen.» Die Mehrkosten in der Haustechnik, die durch die Planungsmängel entstanden sind, gelten nicht als Schaden. Vielmehr seien die Kosten von Beginn weg zu tief kalkuliert worden, wodurch der Ausführungskredit zu niedrig ausgefallen sei, so die Gemeinde. Anders zeigt sich die Lage beim Pächterpaar. Dieses hatte den Betrieb 2020 im Hinblick auf die Bauarbeiten frühzeitig schliessen müssen. Damals war der Erwerbsausfall geringfügig gewesen, sodass die beiden keine Entschädigung geltend machten. Im kommenden Winter werde es allerdings anspruchsvoller, um die Öffnungszeiten des Campings herum zu planen, so Rohner: «Das Pächterpaar hat einen Ausfall im fünfstelligen Bereich in Aussicht gestellt.» Die Gemeinde sei bemüht, mit dem Pächterpaar eine einvernehmliche Lösung zu finden. Ebenso bemüht dürfte sie sein, diese Kosten auf die Versicherung des Fachplaners abzuwälzen. Der Schaden sei angemeldet und werde eingegeben, sobald er sich beziffern lasse.

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