Mit Vollgas an der Bewerbung für Leistungsaufträge

Ein Jahr nach der Gründungs­versammlung in Kappel lud die Spital Affoltern AG am Donnerstag zur ersten ordentlichen Generalversammlung – diesmal in den Kasinosaal Affoltern. Die Aktionärsvertreterinnen und -vertreter der 14 Bezirksgemeinden hiessen alle traktandierten Geschäfte einstimmig gut.

Ab Juli kann sich das Spital Affoltern für Leistungsaufträge ab 2023 bewerben, fürs Basispaket der wohnortnahen Grundversorgung (Notfall, Chirurgie und Innere Medizin) sowie Akutgeriatrie, Palliative Care und Psychiatrie. (Bild Thomas Stöckli)
Ab Juli kann sich das Spital Affoltern für Leistungsaufträge ab 2023 bewerben, fürs Basispaket der wohnortnahen Grundversorgung (Notfall, Chirurgie und Innere Medizin) sowie Akutgeriatrie, Palliative Care und Psychiatrie. (Bild Thomas Stöckli)

Jetzt gilt es ernst für die Zukunft des Spitals Affoltern. Ab Juli kann es sich – wie die anderen Spitäler im Kanton – für die Spitalliste bewerben. Erklärtes Ziel sind nebst dem Basispaket der wohnortnahen Grundversorgung (Notfall, Chirurgie und Innere Medizin) Leistungsaufträge für die Affoltemer Paradedisziplinen Akutgeriatrie, Palliative Care und Psychiatrie. «Wir sind mit Vollgas am Vorbereiten», versichert Verwaltungsratspräsident Stefan Gyseler. Bis zum 14. September läuft die Bewerbungsfrist. Dann folgt die Evaluation und im März 2022 will die Gesundheitsdirektion einen Strukturbericht vorlegen, wie sie sich die Gesundheitsversorgung ab 2023 vorstellt. Die Festsetzung der Spitalliste per Regierungsratsbeschluss ist für den 5. September 2022 vorgesehen.

Ambulantes Minus überragt stationäres Plus

Die aktuelle Rechnung wird üblicherweise an jener des Vorjahres gemessen. Beim Spital Affoltern hinkt dieser Vergleich 2019/2020 allerdings, schliesslich wurde per 1. Januar 2020 das Pflegezentrum Sonnenberg abgesplittet. ­Gyseler ging trotzdem auf einige Zahlen ein, etwa die markante Umschichtung von kurzfristigem Fremdkapital in langfristiges, eine Neubewertung von Parzellen, die bilanztechnisch das Eigenkapital um 6,7 Mio. Franken vergrössert hat, und den durch Covid-Massnahmen höheren Aufwand. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen resultierte 2020 ein Gewinn von knapp 2,1 Mio. Franken, das Jahresergebnis ist um knapp 1,3 Millionen im Minus.

Die stationären Angebote betreffend, fiel das Ergebnis 2020 mit 2,3 Mio. Franken positiv aus. Im ambulanten Teil resultierte allerdings ein Minus von 5,1 Millionen. Mit Blick auf die einzelnen Disziplinen sticht ein Einbruch bei der Orthopädie um 64 Prozent ins Auge. Da habe man mangels Fallzahlen einen Leistungsauftrag abgeben müssen, führte Spitaldirektor Lukas Rist aus. Besser stehen die «Leuchtturm-Disziplinen» da, jene Bereiche also, die weit über das Knonauer Amt hinaus ausstrahlen: In der Psychiatrie konnte das Spital Affoltern deutlich zulegen – auch dank einem Ausbau der Mutter-Kind-Abteilung, einem weitherum einzigartigen Angebot –, derweil sich Akutgeriatrie und Palliative Care stabil entwickelt haben.

Als wichtigen Pfeiler in der Gesundheitsversorgung positioniert

Den pandemiebedingten Schaden – insbesondere die Ertragsausfälle durch das Verbot von nicht-dringlichen Behandlungen in der ersten Welle – beziffert Gyseler auf rund 3,3 Mio. Franken, wobei der Kanton nur 1,5 Millionen entschädigt. Gespürt habe man auch den Wegfall der Geburtenabteilung, so ­Gyseler weiter. Diese sei zwar defizitär gewesen, habe aber mit 280 Fällen auch Fixkosten mitgetragen. Als sich der Verlust abzuzeichnen begann, hat das Spital Affoltern deshalb Restrukturierungsmassnahmen vorgezogen. Will heissen: Sekretariate zusammengelegt, Verträge neu verhandelt und Organigramme überarbeitet. «In einem ersten Schritt kostet das», so der VR-Präsident.

In der zweiten Covid-Welle erhielt das Spital Affoltern dann Gelegenheit, sich als wichtigen Pfeiler in der Gesundheitsversorgung zu positionieren. Insgesamt wurden 121 Covid-Patientinnen und -patienten gepflegt – nicht nur aus der unmittelbaren Region, sondern auch etwa aus Winterthur und dem Tösstal. Gepunktet hat das Spital auch mit seinem Impfzentrum. So ist für kommenden Freitag ein Besuch von Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli angekündigt, die sich hier beim Personal bedanken wolle. Über 25000 Imfp­dosen wurden im Hotel «Holiday Inn» bereits verabreicht, bis zu 960 pro Tag. Wie lange der Betrieb noch weiterläuft, wisse er auch nicht, so Lukas Rist. Das hänge von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Verfügbarkeit von Impfstoff, der Zulassung für Zwölf- bis 15-Jährige und dem Bedarf nach einer dritten Impfung.

Rebekka Gemperle neu im Verwaltungsrat

Eine klare Sache war die Ersatzwahl in den Verwaltungsrat, nachdem Lukas Rist als CEO in den operativen Bereich gewechselt hat. Einstimmig gewählt wurde Rebekka Gemperle aus Erlenbach, eine ausgewiesene Fach- und Führungsperson, insbesondere in den ­Bereichen Psychiatrie und Pflege. Und auch in der Geschäftsleitung hat sich etwas getan. Anstelle eines Stellvertreters für Lukas Rist führt das Organigramm Markus Minder, Chefarzt Geriatrie und Palliative Care, und Corina Maron, Leiterin Pflege/Soziales/Therapien, als Vizedirektoren auf. Als neuer CFO hat per 1. Juni Mathias Rechsteiner angefangen.

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