Ist das Säuliamt bereit für mehr Nachhaltigkeit?

Nach der Schliessung des ­Zentrums Kafimüli hat Lutz Eichelkraut ein neues Projekt, den Bildungs- und Innovationspark Knonauer Amt. Er soll dazu beitragen, dass Kinder, Erwachsene und Unternehmen in der Region die ökonomischen, sozialen und ökologischen Vorteile nachhaltigen Denkens und ­Handelns kennen- und umsetzen lernen.

In der Tüftelwerkstatt wurde gezeigt, wie man einen Luftqualitätsmesser und einen Luftfilter selber baut. (Bild Salomon Schneider)
In der Tüftelwerkstatt wurde gezeigt, wie man einen Luftqualitätsmesser und einen Luftfilter selber baut. (Bild Salomon Schneider)

Der Bildungs- und Innovationspark ­Knonauer Amt eröffnete am Samstag mit einem Tag der offenen Tür und zehn Kurzreferaten. Trägerverein ist Mintgard.ch. Vereinspräsident Lutz Eichelkraut ist seit Jahren im Bildungsbereich tätig – schulisch und ausserschulisch. Er ist stolz auf das Säuliamt, das sich im Nachhaltigkeitsbereich als Leuchtturmregion positioniert: «Im Knonauer Amt haben wir bestmögliche Bedingungen, mit wunderschöner Natur, der Nähe zu zwei Städten, die starke Wirtschafts­räume sind, und einem ausserordentlichen regionalen ­Zusammenhalt, der seinesgleichen sucht.»

Bessere Luft in Schulzimmern und Lerneffekte

Mintgard.ch will bezüglich Nachhaltigkeit auch bei den Kleinsten ansetzen. Lutz Eichelkraut: «Wenn Nachhaltigkeit, wie das Verständnis für Energiethemen, in die Primarschulen getragen wird, kann die nächste Generation verstehen, weshalb die Energiewende alternativlos ist und diese viel besser mittragen.» Um dies zu erreichen, setzt Mintgard.ch auf erlebbare Nachhaltigkeit. Anstatt Frontalunterricht können die Kinder in einer Tüftelwerkstatt beispielsweise selber einen Luftqualitätsmesser sowie einen Luftfilter bauen. Damit muss in den Schulzimmern weniger gelüftet werden, was vor allem im Winter Energie spart, die Aerosole werden aus der Luft gefiltert und für die Kinder wird Nachhaltigkeit erlebbar. Klassen können sowohl den Innovationspark besuchen als auch Nachhaltigkeitsunterricht buchen.

Nachhaltigkeit in der Personalrekrutierung

Das Ziel von Mintgard.ch ist es, Leute zusammenzubringen und ihnen anhand von praktischen Beispielen beizubringen, weshalb Nachhaltigkeit praktisch ist. Kassierin von Mintgard.ch ist die Affoltemer Gemeinderätin und Personalfachfrau Claudia Ledermann. In ihrem Inputreferat sprach sie über Nachhaltigkeit in der Personalrekrutierung: «Ich bin froh, dass Assessment-Center immer mehr Einzug halten in Rekrutierungsverfahren. Gerade in Gruppenübungen erkennt man schnell, wer ein Leader ist, wer eine Organisatorin und wer am schnellsten komplexe Sachverhalte verstehen kann. Wenn dies erkannt ist, kann die Person mit dem Profil angestellt werden, das optimal ins Team passt. Damit entsteht eine Win-win-­Situation für Unternehmen und Personal.» Zum Abschluss hatte sie noch einen Tipp für alle, die sich bewerben wollen: «Oft bewerben sich zahlreiche Personen auf eine Stelle, wenn Sie mit Ihrer Bewerbung herausstechen, erhöhen Sie Ihre Chancen massiv. Dafür lohnt es sich, auch Geld zu investieren.»

Viele Jobs werden verschwinden

Der Innovationscoach und Vizepräsident von Mintgard.ch, Roy Franke, sprach in seinem Kurzreferat über digitale Kompetenzen. Zum Einstieg ordnete er den Digitalisierungsschub ein, der durch Covid-19 verursacht wurde: «Ohne die Coronakrise hätten zahlreiche Unternehmen und Schulen noch lange nicht digitalisiert.» Die Welt sei wechselhaft, unsicher, komplex und für alles gebe es mehrere Antworten. Deshalb brauche es für Menschen und Wirtschaft zunehmend mehr Offenheit und Dynamik: «Die Digitalisierung ist die grosse Herausforderung unserer Zeit und sie schreitet immer schneller voran.» Die Arbeitswelt sei im Wandel und ein grosser Teil der Jobs könnten bald digitalisiert werden. Dies gelte nicht nur für Taxifahrer, sondern auch für grosse Teile des Anwaltsberufes oder Bankdienstleistungen. Vertrauen sei dabei der zentrale Faktor. Je mehr man sich daran gewöhne, der Digitalisierung zu vertrauen, desto mehr Lebensbereiche werde sie erobern.

Innovation als zentraler Erfolgsfaktor

«Ein Drittel der grössten 500 US-Unternehmen im Jahr 1970 gab es 1983 nicht mehr. Mit der Digitalisierung ist die Wirtschaft noch schnelllebiger geworden. Wer nicht innovativ ist, ist bald nicht mehr», erläuterte Roy Franke. Nespresso habe es bereits 1976 gegeben. Damals habe Nestlé probiert, die Kapseln und Maschinen in Supermärkten zu verkaufen – ohne Erfolg. Erst mit der Positionierung als exklusives Produkt sei der Erfolg gekommen. «Unternehmen, die primär Geld verdienen wollen, werden nicht überleben. Nur wer Visionen hat und nachhaltig arbeitet, ist für die Zukunft gut aufgestellt», schloss Roy Franke. Damit arbeitete er Nachhaltigkeit als zentralen Erfolgsfaktor für ­Unternehmen heraus.

In welche Richtung sich Mintgard.ch entwickeln wird, weiss der Vorstand noch nicht. Er will grösstmögliche ­Offenheit für die Bedürfnisse der Bevölkerung zeigen. Lutz Eichelkraut: «Die Techniken und Technologien sind vorhanden. Wir werden sehen, für wie viel Nachhaltigkeit die Säuliämtler Bevölkerung bereit ist.»

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