Noch ist sie Wirtin, aber nun hat das Gemeindepräsidium Priorität

Noch ist sie «Rössli»-Wirtin und frischgewählte Gemeinde­präsidentin gleichzeitig, aber seit dem 1. Juli hat für Vreni Spinner ihre neue Rolle, nebenan im Gemeindehaus, Vorrang.

Rollenwechsel nach 30 Jahren im Gastgewerbe: Vreni Spinner, die neue Gemeindepräsidentin in Mettmenstetten. (Bild Werner Schneiter)
Rollenwechsel nach 30 Jahren im Gastgewerbe: Vreni Spinner, die neue Gemeindepräsidentin in Mettmenstetten. (Bild Werner Schneiter)

Seit 24 Jahren wirtet Vreni Spinner im geschichtsträchtigen Gasthaus zum Weissen Rössli, ab 2010 als Eigentümerin – und nun, nach dem Verkauf an die Genossenschaft, wieder als Pächterin, inmitten einer Baustelle. Der Umbau ist in vollem Gang, Verhandlungen mit Wirten laufen. Nun führt also Vreni Spinner ein veritables Baustellen­restaurant, in der Regel ohne grosse Einschränkungen, auch wenn der Saal nur noch begrenzt benutzbar ist. «Ziel ist es, dass der neue Wirt auf das neue Jahr übernehmen kann», sagt Vreni Spinner. Sie ist froh, dass sie das «Rössli» nicht einer Einzelperson, sondern einer Genossenschaft veräussern konnte – und damit die Gewähr vorhanden ist, dass es auch ein Restaurant bleibt. Allerdings betont sie, dass es ein harziger, auch von Zweifeln durchzogener Weg gewesen ist.

Doch der Optimismus blieb stets an der Oberfläche, genährt durch das, was ­Vreni Spinner besonders hervorhebt: «Ich hatte das Glück, dass ich mich zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten umgeben habe und in einem grossen ­Umfeld Begeisterung für dieses Projekt auslösen konnte.» Klar, da schwingt auch eine Portion Stolz mit, auch deshalb, weil das «Rössli» Menschen über Mettmenstetten hinaus bewogen hat, in dieses Traditionshaus zu investieren. Dazu zählen auch zahlreiche Gewerblerinnen und Gewerbler, die viel Unterstützung geleistet haben – in erster Linie Mitglieder des aktiven Gewerbevereins Mettmenstetten-Knonau-Maschwanden, wo ein gutes Netzwerk und ein dicker Draht zur Bevölkerung bestehen. Mitten drin hier Vreni Spinner, die das Präsidium des Gewerbevereins innehat – mit Blick auf ihre Behördentätigkeit noch bis zur nächsten Generalversammlung. Dass ihr Herz fürs Gewerbe schlägt, kommt auch in den Gewerbeschauen «Träffpunkt Rössli» zum Ausdruck. ­14-mal hat sie diesen Anlass organisiert, wegen Covid allerdings ohne offiziellen Abschluss, was Vreni Spinner sehr ­bedauert.

Emotionen gehen und kommen

Und, wie erlebt sie ihren «schleichenden» Abschied vom «Rössli»? Noch vor zwei Jahren habe sie richtiggehend Angst gehabt vor dem Wirte-Ende, eine emotionale Angelegenheit. Seit sie aber vor rund einem Jahr mit ihrem Ehemann Guido Laternser aus dem «Rössli» ausgezogen ist und in unmittelbarer Nähe eine Wohnung bezogen hat, sind solcherlei Emotionen nach ihren Worten nicht mehr so ausgeprägt, weil ein räumlicher Abstand vorhanden ist. Ebenso dazu die Gewissheit, dass Ehemann Guido stets Unterstützung leistet und hinter all den Aktivitäten seiner Ehefrau steht.

Für Emotionen sorgte bei Vreni Spinner aber die Aemtler Bühne, die sie präsidiert und – zusammen mit anderen – mit den letzten drei Produktionen neu ausgerichtet hat. Mit Erfolg, was sich auch an den Eintritten ablesen lässt. Das Theater gastiert ja seit vielen Jahren im «Rössli», 2021 mit dem Stück «Drei Männer im Schnee» – letztmals mit Vreni Spinner als Gastgeberin. «Das war ein bewegender Moment», fügt sie bei und freut sich auf eine spezielle Produktion im November/Dezember 2022. Das Stück stammt aus der Feder von Peter Steiner und ist eine Hommage ans «Rössli». «Das will ich natürlich begleiten und bleibe weiterhin Präsidentin der Aemtler ­Bühne», so Vreni Spinner.

Mit 60 zu jung fürs Nichtstun

Gleichwohl verschieben sich ihre Prioritäten, seit sie im 2. Wahlgang im Mai zur Mettmenstetter Gemeindepräsidentin gewählt worden ist. Die ausgebildete Krankenpflegerin, die seit 30 Jahren im Gastgewerbe tätig ist, hat bislang noch kein Behördenamt bekleidet. Ihre Motivation zu einer Kandidatur fürs ­Präsidium umschreibt sie so: «Ich habe in Mettmenstetten so viel Schönes ­erlebt, die Gemeinde ist mir ans Herz gewachsen. Und mir ist wichtig, was im Dorf vor sich geht.» Und ja, sie sei mit 60 Jahren fürs Nichtstun noch eindeutig zu jung.

Nun steht die Einarbeitungszeit an, und sie will in dieser Phase noch nicht über Programme und Vorhaben sprechen, aber sie betont die Wichtigkeit eines Erhalts des Dorfcharakters und der Strukturen. Auch gelte es, die Bevölkerung «abzuholen» und auch Junge zu motivieren. Sie spricht von Respekt, Wertschätzung und Vertrauen – sowohl mit Bezug auf die Bevölkerung als auch auf die kompetenten Mitarbeitenden der Verwaltung, was im vollauf erneuerten Gemeinderat im Vordergrund stehe. «Wir sind an unserer ersten Sitzung gut gestartet und sind motiviert», hält Vreni Spinner abschliessend fest.

 

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