«Eine selbstbewusste Region zwischen Zürich und Zug bleiben»

Zum Abschluss der Gesamtverkehrs­konzeption (GVK), die im November formell von den Delegierten verabschiedet wird, fand letzte Woche ein Workshop der Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt (ZPK) statt. In Ergänzung zum Bericht in der Ausgabe vom letzten Freitag werden hier die Hauptelemente der GVK vorgestellt.

Am Workshop der ZPK zur Gesamtverkehrskonzeption werden die vier Handlungsfelder in Gruppen intensiv diskutiert. (Bild Bernhard Schneider)
Am Workshop der ZPK zur Gesamtverkehrskonzeption werden die vier Handlungsfelder in Gruppen intensiv diskutiert. (Bild Bernhard Schneider)

Die ZPK habe in Eigenregie eine ­regionale GVK entwickelt, weil der ­Verkehr für die Siedlungsentwicklung massgebend sei, wie Präsident Christian Gabathuler erklärte. Basis des Konzeptes ist das vom Vorstand entwickelte ­Zukunftsbild «Mobilität Knonaueramt 2040». Es sei aber absehbar, dass der Kanton künftig die Erarbeitung solcher Konzepte vorschreiben werde.

Das Regionalzentrum stärken

Zur Einbettung in den Metropolitanraum Zürich und zur Abstimmung von Siedlung und Verkehr stellte die Ottenbacher Gemeindepräsidentin, Gaby ­Noser, einleitend die Frage: «Wie können wir eine selbstbewusste, eigenständige Region zwischen den Zentren Zürich und Zug bleiben?» Eine wichtige Voraussetzung sei die Stärkung des Regionalzentrums Affoltern, ergänzt mit gut funktionierenden Sub- und Dorfzentren sowie einem ländlichen, familien­freundlichen Umfeld mit intakten Dorfgemeinschaften. Die wertvollen Landschafts-, Natur- und Erholungsräume müssten erhalten und gepflegt werden.

Innovative Gewerbe- und Landwirtschafts­betriebe, eine Pionierrolle für eine nachhaltige Energie­zukunft und die gute Erreichbarkeit der Räume Zürich und Zug bildeten das wirtschaftliche Rückgrat. Im Zentrum der Verkehrserschliessung stehe die ­S-Bahn. Die flächenintensiven Park-and-Ride-Anlagen für Motorfahrzeuge seien zweckmässig einzusetzen, sie dürften keine Konkurrenz zum Zubringer­verkehr zu Fuss, mit dem Bus oder dem Velo darstellen. Besonders sei dabei zu beachten, dass P+R-Anlagen die Umgebung der Bahnhöfe beeinträchtigten und überregionalen Verkehr anziehen könnten.

Kommt eine zweite Autobahnquerung?

Verkehrsplaner Alexander Unseld ­führte in den Bereich Strassenverkehr ein. Die bisherigen Untersuchungen hätten ­ergeben, dass die erwartete Umlenkung des Strassenverkehrs auf die Autobahn tatsächlich erfolgt sei. Die Netzstrategie, die den motorisierten Individualverkehr auf dem übergeordneten Strassennetz kanalisieren will, und die Tempo­reduktionen wurden 2020 und 2021 auf ihre Wirksamkeit überprüft.

Insbesondere in Affoltern und ­Hedingen habe sich gezeigt, dass die ­Entlastung der Ortsdurchfahrt nicht dauerhaft sei. Im Bezirkshauptort finde die Bündelung auf der Achse Zürcherstrasse – Muristrasse ungenügend statt, da die Achse Untere Bahnhofstrasse – Obfelderstrasse zu attraktiv sei. Positiv sei hingegen die nachhaltige Entlastung von Wettswil, Bonstetten und Mettmenstetten zu werten. Angesichts der baldigen Eröffnung des Autobahnzubringers im Raum Obfelden – Ottenbach sei eine zweite Autobahnquerung für den Bus-, Velo- und Fussverkehr zu klären.

Grosses Potenzial der Verbindungen nach Zug

Den Bereich Öffentlicher Verkehr stellte der Delegierte der Regionalplanung ­Zürich und Umgebung im ZPK-Vorstand, Michael Nanz, vor. «Vor allem in Richtung Zug besteht ein grosses Steigerungs­potenzial beim ÖV», stellte er fest, damit dieser nicht bei den heute gemessenen bescheidenen 14% des Verkehrsanteils verharre. Der Angebotsausbau im Oberamt werde vom Kanton nach wie vor abgelehnt, mit dem Argument, dies steigere die Besiedlung. Verworfen wurde auch eine weitere Buslinie durch den ­Üetlibergtunnel, da die untersuchten Verbindungen kaum zu einem Zeit­gewinn gegenüber heute führen ­würden. Als wirkungsvolle Massnahmen würden die Stärkung der Bus­verbindungen zur S-Bahn, die Erhöhung der Zuverlässigkeit und die Einführung eines 15-Minuten-Taktes in Richtung Zug beurteilt.

Schnelle und sichere Veloverbindungen

Der Affoltemer Stadtrat Markus Gasser stellte die Veloinfrastruktur vor: «Grundsätzlich wird von Ort zu Ort eine Veloverbindung vorgesehen.» Entsprechend der Velowegstrategie von Bund und Kanton wurden Schwachstellen und Lücken analysiert und Lösungs­möglichkeiten erarbeitet. Der Kanton habe bereits zugesichert, dass gewisse Mängel rascher als bisher vorgesehen behoben würden. Neu soll die Hauptverbindung von Mettmenstetten nach ­Affoltern entlang der Bahnlinie statt auf der Freizeitroute übers Grossholz ­führen, die Hauptverbindung in Hedingen auf der Zürcherstrasse, nord­westlich von Bonstetten soll die Lücke auf der Zürcherstrasse schliessen, da ein funktionierendes Velonetz sichere, rasche und direkte Verbindungen erfordere. Ergänzend sollen gut ausgerüstete Veloparkierungsanlagen nicht nur an S-Bahn-Stationen, sondern auch an Bushaltestellen errichtet werden.

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