Eigene Energieversorgung

Das landwirtschaftliche Pächterhaus und drei weitere Gebäude des Klosters Kappel sollen mit Fotovoltaikanlagen (PV) bestückt werden – mit dem Ziel einer Energieselbstversorgung in der Domäne. Dazu hat die Kappelerpflege einen Rahmenkredit von 800000 Franken bewilligt.

Neben drei weiteren Gebäuden soll die grosse Viehscheune des landwirtschaftlichen Pächterhauses («extra muros») mit einer Fotovoltaikanlage bestückt werden. (Bild Werner Schneiter)
Neben drei weiteren Gebäuden soll die grosse Viehscheune des landwirtschaftlichen Pächterhauses («extra muros») mit einer Fotovoltaikanlage bestückt werden. (Bild Werner Schneiter)

Strombedarf und -preise steigen auch in der Klosterdomäne Kappel. Seit rund sechs Jahren beläuft sich der jährliche Bedarf auf rund 380 000 kWh. Rund 65 Prozent beansprucht das Seminar- und Bildungshaus, 20 Prozent der landwirtschaftliche Pachtbetrieb, 10 Prozent die vermieteten Gebäude und 5 Prozent der Heizverbund Kloster Kappel GmbH. «Die Nutzung von Dachflächen bietet sich für PV-Anlagen an, ohne Land in Anspruch nehmen zu müssen», sagte Gerhard ­Gysel, Präsident des Vereins Kloster ­Kappel (VKK), an der Sitzung der Kappelerpflege – auch darauf hinweisend, dass beim Bewilligungsverfahren ausserhalb der Klosteranlage («extra muros») mehr Spielraum vorhanden ist – und sich deshalb die grosse Viehscheune ­besonders eignet. Dazu geselle sich die Absicht der Landeskirche, umweltfreundliches Handeln zu fördern. «Die Eigenstromproduktion passt auch zur Selbstversorgungsstrategie des ­Klosters», ergänzte Gysel.

Weiterer Schritt zur Selbstversorgung

Aus Gründen des Denkmalschutzes kommen auf den vier vorgesehenen ­Objekten nur integrierte Anlagen infrage – und die von der Denkmalpflege ­geforderte Nutzung beider Dachseiten. Es sind dies die grosse Viehscheune, Pächter- und Riegelhaus sowie der ­Spicher-Neubau, der «intra muros» liegt. «Mit PV-Anlagen können wir unseren gesamten Energiebedarf mit Überschuss im Sommer und Lücken im Winter ­decken – ein wichtiger Schritt für den Ansatz einer umfassenden Selbstversorgung, der sogenannten Kreislauf­wirtschaft», so der VKK-Präsident.

Ein Vorprojekt wurde in Auftrag ­gegeben; zuerst soll im Herbst 2023 die Viehscheune bestückt werden. Alles in allem ein ambitioniertes Vorhaben, das eine Stromerzeugung aus der PV-Anlage eventuell erst 2024 ermöglicht.

Revisionsstelle wacht über Wirtschaftlichkeit

Die Kappelerpflege stimmte dem ­Rahmenkredit von 800000 Franken zu. Vertreterinnen und Vertreter der ­Landeskirche enthielten sich der ­Stimme – nicht, weil sie das Projekt ablehnen, sondern weil es noch von der Kirchensynode behandelt werden muss. Angedacht ist eine Mitfinanzierung der Landeskirche von zwei Dritteln.

Das Projekt, betonte Gerhard Gysel, werde auch nur dann realisiert, wenn die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen sei – eine Abschreibung auf 25 Jahre, Verzinsung und Unterhalt. Und diese Wirtschaftlichkeit behält die Revisionsstelle im Auge.

«Mit Hochdruck» in die erste Bauetappe

Im Mai hat der Kantonsrat für das Grossprojekt in Kappel einem Beitrag von 11 Mio. Franken aus dem Gemein­nützigen Fonds zugestimmt – mit 164:3 Stimmen überaus deutlich und knapp zehn Jahre, nachdem die Architekturgemeinschaft Kempe/Thill (Rotterdam) und BBZ (Bern) als Sieger eines Wettbewerbs hervorgegangen ist. Die Weichen für diese auf gut 20 Mio. Franken veranschlagte ­Revitalisierung der Kloster­domäne mussten – wenn auch risikobehaftet – schon früher gestellt werden. Ein Hauptgrund: Die Baubewilligung erfolgte nach regierungsrätlicher Genehmigung des Masterplans; sie läuft am 20. Mai 2023 aus. «Wir arbeiten ­weiterhin mit Hochdruck am Projekt», sagte Hans Streit, der als Vorstands­mitglied des Vereins Kloster Kappel (VKK) für die architektonischen Belange zuständig ist, an der Delegierten­versammlung der Kappelerpflege. In der jetzigen Phase geht es um die Auflagen der Baubewilligung und um Projektanpassungen. So müssen Leitungen ersetzt und der Standort der Einstellhalle um ein paar Meter verschoben werden. Anpassungen sind auch bei der Parkierung notwendig, was auf die Zahl der Plätze kaum Einfluss hat. Rund zwei Dutzend Parkplätze sind in der Einstellhalle vorgesehen, dazu insgesamt 110 im Freien.

Die erste Etappe startet laut Hans Streit im Mai 2023. Sie umfasst den Abbruch eines alten Magazins, den Bau der Einstellhalle und den Neubau des Spichers, der mit einer Fotovoltaikanlage versehen wird – eine In-Dach-Lösung, die von der Denkmalpflege goutiert und von der Gemeinde derzeit geprüft wird.

Sanierung des Amtshauses ausserhalb des Projekts

2024, bis Ende Jahr, ist die Sanierung von Aussenhülle und Dach des landwirtschaftlichen Pächterhauses geplant, ab Februar 2023 erfolgt der Umbau des Amtshauses, wofür die Landeskirche ­zuständig ist und gewisse Provisorien erfordert. Sie ist nicht Bestandteil des Revitalisierungsprojekts. Gemäss Volker Bleil, dem theologischen Leiter, ist dann der Seminar- und Hotelbereich vom 6. Februar bis 19. März geschlossen.

In einer weiteren Etappe, ab 2025, erfolgen Umbau von Schreinerei und Schlosserei, anschliessend Umgebungsarbeiten. «Wir rechnen mit ungefähr fünf Baujahren, ehe der Masterplan ­umgesetzt ist», sagte Hans Streit, dem allerdings Lieferengpässe und Bauteuerung etwas Sorgen bereiten. VKK-Präsident Gerhard Gysel betonte indessen, dass die Finanzierung «in trockenen Tüchern» ist. (-ter.)

Seminarhotel mit guten Zahlen

Trotz einer sechswöchigen Schliessung im Frühjahr 2022 verzeichnet das Seminarhotel des Klosters Kappel gute ­Zahlen. Dieses Jahr waren es bisher 13 000 Logiernächte. Und laut Volker Bleil, dem theologischen Leiter, hat sich das Bekanntwerden eines latenten ­Personalmangels zumindest in einem Bereich gelohnt. So haben sich acht ­Personen für Klosterführungen gemeldet. Bleil konnte auch von sehr gut ­besuchten Veranstaltungen berichten und ein Nachhaltigkeitsprojekt ankündigen, das ab Januar auch theologisch und geistlich reflektiert wird.

Im Weiteren haben die Delegierten der Kappelerpflege an der DV das von Monika Gfeller präsentierte Budget 2023 genehmigt, das wegen der Fotovoltaik-Vorhaben von 200 000 auf 800 000 Franken aufgestockt wird. Pacht- und Liegenschaftenbereich des Klosters laufen gut.

Grob-Suter-Sammlung wird gezügelt

Von Vorstandsmitglied Gerhard Baumann war zu erfahren, dass die vollständige Grob-Suter-Sammlung nach dem Magazin-Abbruch in die Postscheune gezügelt wird. Alles, was nicht dazu gehört, kommt im April 2023 auf den Flohmarkt, unter anderem Kleider und Bücher. Die Grob-Suter-Sammlung stammt aus den 1930er-Jahren – ein Miet-Erbe der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern. Sie enthält unter anderem Hellebarden sowie Schlag- und Schusswaffen. (-ter.)

 

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