Papier ist nicht tot – es lebe der Prospekt

Papiergeldloses Zahlen breitet sich aus. Statt einen Brief zur Post zu bringen, verkehren wir per E-Mail, Whatsapp, SMS oder tauschen uns auf sozialen Medien aus. Den gedruckten Zeitungen wird ein Ende vorausgesagt. Ja, die Digitalisierung beherrscht unseren Alltag. Braucht es da also noch Papier?

Vom Briefkasten auf den Stubentisch: Das Wahlangebot der Parteien trifft derzeit auch in Papierform ein. (Bild -ter.)
Vom Briefkasten auf den Stubentisch: Das Wahlangebot der Parteien trifft derzeit auch in Papierform ein. (Bild -ter.)

Jene, die sich für einen Sitz im Regierungs­rat oder im Kantonsrat ­bewerben, haben diese Frage klar ­beantwortet: Ja, das ist nötig. Der gegenwärtige Gang zum Briefkasten liefert in diesen Vorwahlzeiten den schlagenden Beweis. Wer diesen nicht mit einem «Stopp-Werbung»-Schild versehen hat, empfängt die unterschiedlichsten Wahlbotschaften auch in Papierform.

Dutzende solcher Streusendungen treffen wöchentlich ein. Papier ist also in diesen digitalen Zeiten nicht tot, was umsatzgebeutelte Druckereien freuen mag, umso mehr als Parteien, und ­Kandidierende auch weiter auf das ­herkömmliche Wahlplakat setzen. Oft platziert am Strassenrand, auf Plätzen oder an Bahnhöfen.

Bekannte Parolen

Die Werbung kommt aufwendig produziert und vierfarbig daher – auf eine Art und Weise, die keineswegs neu ist. All diese Slogans kennen wir aus den 80er- und 90er-Jahren. «Unabhängig, ehrlich – direkt», sagt der eine. «Hoffnung, Orientierung, Sicherheit» versprechen andere. Wieder andere machen schlicht und einfach «vorwärts». Der Widerpart preist «eine sichere Zukunft in Freiheit». «Verantwortung für Mensch und ­Umwelt» darf nicht fehlen, ebenso ­wenig «Freiheit, Solidarität und Verantwortung», «Lose, luege, mache» oder «wir ergreifen Partei», was wir von einer Partei natürlich erwarten dürfen. In einer als Zeitung aufgemachten Werbebotschaft wird auf dem Titel die Frage zum Bevölkerungswachstum gestellt: «Wollen wir so weitermachen?» Auch ein «Garant für Sicherheit und Stabilität» fand den Weg durch den Briefkasten­schlitz. Einer mit überschaubaren ­Regierungsratswahlchancen stellt in seinem aufwendig produzierten Prospekt die Frage und liefert die Antwort gleich mit: «Wie soll Zürich regiert ­werden? Positiv – ohne weitere ­Verbote.» Ganz einfache Botschaften mit schönen, geschönten Fotos. Frauen und Männer lachen dem Wahlvolk entgegen. Ihre Blicke sind hoffnungsvoll. Es lebt die Hoffnung, dass ihre Bekenntnisse vor dem Wahltag am 12. Februar gehört werden.

Soziale Medien als Laufsteg

Auch das Wahlinserat in der Zeitung lebt noch – freilich nicht mehr in jenem Ausmass, als sich Verlagschefs die ­Hände reiben konnten, weil sich der ­Inserateumsatz in Wahlzeiten jeweils vervielfachte. Seitenweise schalteten Parteien und Kandidierende Annoncen, buhlten mit schönen Worten und allerlei Versprechen um die Wählergunst.

Es wird zwar immer noch auf diese Weise Werbung gemacht. Das ist aber bei Weitem nicht vergleichbar mit dem, was gegenwärtig in den sozialen Medien los ist – sie sind eine Art Laufsteg der Kandidierenden. Da machen mit Slogans versehene Bilder und Videos die Runde; man lässt sich mit sorgsam vorbereiteten, von einer (auch) prominenten Parteifreundin oder einem -freund gestellten Fragen interviewen, postet Schlagworte und vermeintliche Rezepte, mit denen alles besser werden soll.

Kandidierende locken Medienschaffende zu Pressekonferenzen – nur ein Ziel vor den Augen: Wiederwahl oder Wahl. Oder zumindest angetreten in der Hoffnung, auf der Liste einen Sprung nach vorne machen zu können, damit sich in vier Jahren die Chance auf einen aussichtsreichen Spitzenplatz erhöht. Sie wissen auch, dass zu Wahlveranstaltungen in der Regel nur jene erscheinen, die wissen, wen sie wählen wollen.

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